Bilderwahl! Zürcher Nelkenmeister: Der Höllensturz.
Zürich (ots)
Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/galerie.htx?type=obs
Vom 28. November 2002 bis 16. Februar 2003 zeigt das Kunsthaus Zürich aus der Reihe Bilderwahl das Werk "Der Höllensturz" eines Zürcher Nelkenmeisters.
Der Höllensturz wurde Anfang des Jahres 2002 von den Mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft aus einer Gruppe Alter Meister ausgewählt und seit dem einer kunsthistorisch und restauratorischen Analyse unterzogen.
Die kurz vor 1'500 entstandene Tafel des Zürcher Nelkenmeisters, der höchst wahrscheinlich mit Hans Leu dem Älteren identifiziert werden kann, gehörte ursprünglich zusammen mit drei weiteren Gemälden im Kunsthaus zu einem Wandelaltar, der auf beeindruckende Weise die damalige Religiosität und die damals vorherrschende Endzeitstimmung wiederspiegelt.
Gastkurator Reto Bonifazi hat die Accrochage in einem Sammlungsraum konzipiert und mit restauratorischen und kunsthistorischen Erläuterungen angereichert. Besonders bedeutsam in der Bildanalyse war die Funktion des Erzengels Michael, der nicht nur als Anführer der himmlischen Heerscharen Luzifer und die abgefallenen Engel besiegt hatte, sondern auch als Seelenwächter und Seelengeleiter den Verstorbenen nach dem Tode Beistand gegen die teuflischen Mächte leistete.
Michael, der scheinbar ohne äussere Kraftanstrengung über den Teufel triumphiert, blickt zugleich vertrauenerweckend zum Gläubigen, welcher von furchterregenden Dämonen umschwirrt wird. Diese teuflischen Wesen sind ein herausragender Bestandteil des Bildes. Denn der Maler verwendet nicht den gewöhnlichen Dämonentypus sondern lässt neue, zoomorphe Mischwesen entstehen, die im Gläubigen ein Schaudern verursachen und eine Hinwendung zu Christus mit seinen himmlischen Helfern bewirken sollen.
Das Werk des Zürcher Nelkenmeisters steht noch ganz in der Tradition des gotischen Stils mit seiner Betonung von Fläche und Linie. Faszinierend ist unter anderem der kalligraphische Reichtum der Dämonendarstellung - phantasievolle Neuschöpfungen in der Tradition von Schongauers Antonius-Stich.
Anhand des Vergleichs originaler Partien mit späteren Retuschen wie beim Bein Luzifers haben die Kunsthaus-Restauratoren die Sicherheit und den Schwung der Linienkunst des Nelkenmeisters augenfällig dokumentieren können. Die Aussen- und Innentafeln zeigen keine markanten Qualitätsunterschiede, sodass von einem Hauptmeister ausgegangen werden kann. Einige schwächere Partien dürfen dagegen vielleicht einem jüngeren Werkstattmitglied zugewiesen werden.
Diese und andere sachkundige Erläuterungen machen die Accrochage für Laien wie Fachleute gleichermassen interessant.
Im Jahr 2003 werden die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft erneut zur Wahl eines Bildes - diesmal aus dem 18. Jahrhundert - aufgerufen werden.
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