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EMPA: 23. Wissenschaftsapéro der Empa-Akademie: Schrott als Chance – Rohstoffe aus Elektronikabfall

Dübendorf (ots)

Computer, Handy, Unterhaltungselektronik – diese
kleinen technischen Wunderwerke sind aus dem Alltag nicht mehr weg 
zu denken. Doch die mit Elektronik voll bepackten Geräte bescheren 
uns riesige Mengen Elektronikschrott. Der Umgang mit 
Elektronikschrott und die damit verknüpften Herausforderungen in den 
Industrie- sowie Entwicklungsländern standen im Zentrum eines 
Wissenschaftsapéros der Empa-Akademie in Dübendorf.
Bei Elektronikschrott denken viele zuerst an Computer. Kaum hat man 
nämlich einen Computer im Griff, ist die Version des Betriebssystems 
schon wieder veraltet und man überlegt sich den Kauf eines neuen, 
noch schnelleren Computers. Laut Lorenz Hilty, dem Leiter der 
Abteilung Technologie und Gesellschaft der Empa in St. Gallen, 
enthalten jedoch auch einfache Haushaltgeräte wie Kaffeemaschinen 
oder Staubsauger immer mehr Elektronik. In der Schweiz fallen pro 
Einwohner jährlich rund 10 Kilogramm Elektronikschrott an. Weltweit 
wird die jährlich verkaufte Menge elektronischer Geräte heute auf 35 
Millionen Tonnen geschätzt. „Elektronikschrott enthält jedoch nicht 
nur Schadstoffe, sondern auch wertvolle Rohstoffe wie Edelmetalle 
und andere seltene Materialien“, betonte Lorenz Hilty in seinem 
Referat. In einem Laptop befindet sich etwa ein Gramm Gold. Das 
klingt nach wenig. Doch um die gleiche Menge Gold in Minen zu 
gewinnen, muss etwa eine Tonne Gestein bewegt und verarbeitet 
werden. Die Herausforderung beim Elektronikabfall liegt somit nicht 
in erster Linie bei der Entsorgung, sondern viel mehr in der Frage, 
wie sich die Rückgewinnung der wertvollen Rohstoffe organisieren 
lässt.
Erfolgreiches Schweizer Modell
Über das Schweizer Recycling-Modell des Elektronikabfalls berichtete 
Yvonne Vögeli vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL). 
Seit 1998 ist in der Schweiz die Elektronikschrott-Verordnung (VREG) 
in Kraft. Diese schreibt vor, dass elektrische und elektronische 
Geräte nicht mit dem Siedlungsabfall entsorgt werden dürfen. Ziel 
der Verordnung ist es, den Eintrag von Problemstoffen in die 
Kehrichtverbrennungsanlagen zu senken und verwertbare Metalle 
zurückzugewinnen. Per 1. Januar 2005 wurde die Geräteliste erweitert 
und neu sind sämtliche Verkaufsstellen verpflichtet, alte Geräte 
gratis zurückzunehmen. Die Finanzierung des flächendeckenden Sammel- 
und Recyclingsystems beruht auf einer freiwilligen 
Branchenvereinbarung und erfolgt über vorgezogene 
Entsorgungsbeiträge, die beim Kauf neuer Geräte zu bezahlen sind. 
Die in der Schweiz gesammelten Mengen seien deutlich höher als in 
anderen europäischen Ländern, sagte Yvonne Vögeli. Den Erfolg 
erklärt sie sich unter anderem mit dem guten Zusammenspiel von 
Vorschriften und Freiwilligkeit. Zudem sei die realisierte Lösung 
einfach und konsumentenfreundlich.
„Hinterhof“-Recycling in Entwicklungsländern
Die Ausfuhr von Elektronikschrott aus der Schweiz in andere Länder 
ist nur mit einer Bewilligung des BUWAL möglich. Damit soll 
verhindert werden, dass Elektronikschrott auf zweifelhafte Deponien 
gelangt. Doch die Entwicklungsländer leiden nicht nur an illegal 
importiertem Elektronikschrott. Länder wie Indien oder China 
produzieren infolge ihres rasanten Wachstums bereits selber riesige 
Mengen. Der grösste Teil davon wird in „Hinterhöfen“ zerlegt und 
aufbereitet, was mit hohen Risiken für die Gesundheit und Umwelt 
verbunden ist. Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft 
(seco) untersucht Rolf Widmer von der Empa diesen „informellen“ 
Sektor in China, Indien und Südafrika. Laut Schätzungen verdienen 
alleine im indischen Delhi gegen 10'000 Menschen ihr Brot in diesem 
Sektor. „Das Recycling funktioniert erstaunlich gut“, betonte Rolf 
Widmer. „Von der Elektronik gelangt fast nichts in den 
Siedlungsabfall.“ Das Hauptproblem bestehe darin, dass einige 
Prozesse für die Gesundheit sehr problematisch sind. Diese Prozesse 
gelte es zu identifizieren und in die reguläre Industrie zu 
überführen. „Mit Gesetzen ist dieses Ziel aber kaum zu erreichen“, 
ist Widmer überzeugt. Viel mehr brauche es geeignete Anreize, damit 
es sich nicht mehr lohne, die gefährlichen Prozesse in den 
Hinterhöfen durchzuführen.
Immer kleiner und smarter
Die meisten Geräte lassen sich heute mit vernünftigem Aufwand 
zerlegen. Ein Zuhörer forderte in der Diskussion, die Hersteller 
sollten bereits bei der Produktion das Recycling berücksichtigen. 
Doch die Entwicklung geht in eine andere Richtung. Die Geräte werden 
immer kleiner und in Zukunft könnten immer mehr Alltagsgegenstände 
winzige Mikrochips enthalten (Pervasive Computing). Lorenz Hilty: 
„Mit diesen smarten Objekten steigt nicht nur die Menge der 
Elektronik, sondern es wird auch immer schwieriger und aufwendiger, 
die elektronischen Komponenten vom Siedlungsabfall zu trennen und 
einer Wiederverwendung zuzuführen.“
Weitere Informationen im Internet:
http://www.ewaste.ch
http://www.empa.ch/ATG
Autor 
Lukas Denzler, Dipl. Forst-Ing. ETH und freier Journalist, Zürich
Kontakt 
Prof. Dr. Lorenz Hilty, Abteilung Technologie und Gesellschaft, Tel.
071 274 7345,  lorenz.hilty@empa.ch
2 Bilder sind erhältlich bei:  martina.peter@empa.ch Bild 1 zeigt
einen Recyclingbetrieb in der Schweiz, Bild 2 zeigt das
Hinterhofrecycling in Delhi, Indien

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