Baker & McKenzie Amsterdam N.V.
Fall Goudstikker: 'Endlich Gerechtigkeit'
Den Haag, Niederlande (ots/PRNewswire)
- Niederländische Regierung gibt Hunderte von geraubten Gemälden an Jacques Goudstikkers Erben zurück
Die Regierung der Niederlande wird der Familie des jüdischen Kunsthändlers Jacques Goudstikker, der auf der Flucht vor der Naziinvasion im Mai 1940 starb, endlich Gerechtigkeit zuteil werden lassen. Staatssekretärin für Erziehung, Kultur und Wissenschaft, Medy van der Laan, hat viele Empfehlungen der Kommission für Rückgabeanträge von Kulturwerten und des Zweiten Weltkriegs (kurz Rückgabekomitee) befolgt. Damit ist der grösste ausstehende Fall von Nazi-Beutekunst in den Niederlanden durch Rückgabe der 202 Kunstwerke von der Regierung der Niederlande an die Erben Jacques Goudstikkers gelöst.
Die Entscheidung betrifft Kunstwerke der historischen Goudstikker Sammlung, die sich derzeit im Besitz der Niederlande befindet. Die Kunstwerke wurden kurz nach der Invasion der Nazis in den Niederlanden 1940 von Reichsmarschall Hermann Goering und seinen Komplizen aus Goudstikkers Galerie erbeutet. Nach der Kapitulation der Nazis entdeckten die Alliierten die Kunstschätze in Deutschland und übergaben sie der Regierung der Niederlande mit dem Zweck, dass diese sie den rechtmässigen Besitzern zurückgeben sollte. Allerdings hielt die Regierung die Goudstikker Kunstsammlung als Teil der nationalen Kunstsammlung zurück statt sie an Goudstikkers Frau zurück zu geben, die die Rückgabe bereits 1946 beanspruchte.
Ein Traum wird wahr
'Endlich Gerechtigkeit. Für meine Töchter Charlene and Chantal und mich ist ein Traum Wirklichkeit geworden', meinte Marei von Saher, die Witwe von Desi und Jacques Goudstikkers einzigem Kind Edo und Alleinerbin des Goudstikker-Vermächtnisses. 'Da die Regierung unseren ersten Antrag 1998 abgewiesen hatte, haben wir den Kampf für Gerechtigkeit aufgenommen und schliesslich das erreicht, was meine Schwiegermutter Desi direkt nach dem Krieg versagt geblieben war. Ihre Vision, das Vermächtnis von Jacques Goudstikker wieder zu erlangen und das Eigentum, das ihm genommen wurde, zurückzugewinnen, wurde zu meiner Aufgabe, als sie 1996 starb. Ich wünschte, mein Mann Edo hätte dies noch erleben dürfen, aber er starb nur fünf Monate nach seiner Mutter. Dennoch lässt mich die Tatsache erzittern, dass Jacques Goudstikkers Bedeutung in der Welt der Vorkriegskunst wieder in aller Welt Anerkennung findet. Ohne die Arbeit von engagierten Rechtsanwälten, Kunsthistorikern, Regierungsvertretern und Freunden wären wir nie so weit gekommen. Durch die Entdeckung der wahren Geschichte Goudstikkers haben sie meiner Familie einen sehr wichtigen Teil der Familiengeschichte wiedergegeben.'
'Es ist eine Schande, dass so viel Zeit verstreichen und so viel Geld und Mühe aufgewendet werden musste, bis der Entschluss zur Rückgabe der Bilder zustande kam', meinten die Anwälte der Goudstikkers, Prof. Dick Schonis von Baker & McKenzie und Jhr. Roelof van Holthe tot Echten von Oostwaard Lawyers, die acht Jahre mit dem Kampf um die Rückgabe zugebracht haben. 'Wie sind aber froh, dass ein historischer Fehler korrigiert wurde und hoffen, dass diese wichtige Entscheidung ein weiterer Schritt vorwärts bei der Rückgabe anderer Bilder aus der Goudstikker Sammlung ist.'
Weitreichende Konsequenzen
Die Entscheidung van der Laans hat weit reichende Folgen. Damit ist anerkannt, dass die Regierung der Niederlande verpflichtet ist, die Goudstikker Kunstwerke zurückzugeben. Sie ebnet den Weg für die Rückgabe für einige der grössten niederländischen, flämischen und italienischen Bilder aus den Sammlungen von mindestens 17 nationalen Museen. Das Van der Laan beratende Rückgabekomitee wurde vom ehemaligen Präsidenten des Amsterdamer Gerichtshofs, B.J. Asscher geleitet. Professor Schonis und Van Holthe tot Echten stellten fest: 'Obwohl wir uns sehr über die Rückgabe von 202 Kunstwerken freuen, sind wir doch enttäuscht, dass einige der von Marei von Saher beanspruchten Werke nicht zurückgegeben wurden. Erst vor einer Stunde haben wir den vollständigen Bericht des Rückgabekomitees bzw. die Begründung der Staatssekretärin für Kultur erhalten, weshalb wir uns weiterer Kommentare enthalten, bis wir einen detaillierten Blick in die Unterlagen geworfen haben.'
Internationale Aufmerksamkeit allerorten
Das dem Fall Goudstikker zugrunde liegende Unrecht wurde zwischen 1996 und 1998 vom niederländischen Enthüllungsjournalisten Pieter den Hollander ans Licht gebracht. Seine Untersuchungen brachten Licht ins Dunkel bei der Rückgabe der Beutekunst in den Nachkriegsjahren und zeigen, wie die Interessen der einzelnen Opfer oft missachtet wurden. Das Thema fand internationale Beachtung. Die Goudstikker Story wird in Den Hollanders Buch 'De zaak Goudstikker' ('Der Fall Goudstikker') erzählt, das 1998 von Meulenhoff in den Niederlanden herausgegeben wurde.
Zahlreiche seitdem von der Regierung der Niederlande vorgenommene Untersuchungen zeigten schliesslich, dass die Rückgaben in der Nachkriegszeit von der Regierung kalt und bürokratisch gehandhabt worden waren. Schliesslich wurde deshalb das Rückgabekomitee zur Prüfung der Ansprüche auf im Besitz der Regierung befindliche Kunstschätze gegründet.
Internationale Reaktionen
Die Entscheidung im Fall Goudstikker wird internationale Reaktionen hervorrufen, da weitreichende Bemühungen zur Rückgabe weitere Goudstikker Beutekunstobjekte, die überall in Europa, den Vereinigten Staaten von Amerika und anderen Ländern ausfindig gemacht werden konnten, im Gange sind. Lawrence M. Kaye und Howard N. Spiegler, auf internationale Kunst spezialisierte Rechtsanwälte bei Herrick, Feinstein, LLP, in New York, leiten diese Bemühungen. Es wurden bereits einige der Goudstikker Kunstwerke von Regierungen, Museen, Privatsammlungen, Kunsthändlern und Auktionshäusern in Österreich, England, Deutschland, Israel und den USA zurückgegeben. Einige der nennenswerten Beispiele sind eine Zeichnung von Edgar Degas, die vom Israel Museum in Jerusalem zurückgegeben wurde und ein Stillleben der niederländischen Malermeisterin Rachel Ruysch aus dem 17. Jahrhundert, das die Gemäldegalerie Dresden letztes Wochenende der Familie zurückgab.
Es sind mehr als 1.000 gestohlene Kunstwerke in der ganzen Welt verteilt. Im Jahr 2002 wurde ein internationales Forschungsprojekt initiiert, um Kunstwerke in aller Welt ausfindig zu machen. Geleitet wurde die kontinuierliche Forschungsinitiative vom Kunstfachmann Clemens Toussaint. Über die bereits zurückgegebenen Kunstwerke hinaus hat unser Forscherteam Dutzende von Kunstwerken in Museen in der ganzen Welt ausfindig gemacht, die die Familie zurück haben möchte. Zu diesen Kunstwerken gehören zwei der wichtigsten Werke der Goudstikker Sammlung, 'Adam und Eva' von Lucas Cranach dem Älteren im Norton Simon Museum in Pasadena, Kalifornien sowie eine wichtige Landschaftsmalerei von David Teniers dem Jüngeren im Wallraf - Richartz Museum in Köln, Deutschland.
Kunstgalerie ausgeraubt
Jacques Goudstikker starb im Mai 1940 auf der Flucht aus den Niederlanden per Schiff und fast alles, was er besass, zurück lassen musste. Er fiel in eine Ladeluke auf dem Schiff SS Bodegraven und brach sich das Genick. Sein Prokurist Dr. A. Sternheim war nur einige Tage zuvor gestorben, sodass Goudstikker noch keine Massnahmen zur Sicherung seiner Besitztümer unternommen hatte.
Tage nach Goudstikkers Flucht erschien Reichsmarschall Goering in der Gallery. Unter Androhung der Beschlagnahme und gegen die Einwände von Goudstikkers Witwe, erhielt er schliesslich die gesamte Kunstsammlung für Zwei Millionen Gulden, somit für einen Bruchteil des Wertes der Sammlung, im Rahmen einer fingierten, typischen 'Zwangsverkaufsaktion' der Nazis.
In den Monaten nach Goudstikkers Flucht, übergaben die Angestellten Jan Dik und Arie ten Broek die Kunstgalerie an den Gefolgsmann Goerings, den deutschen Bankier Alois Miedl, der für jedes Bild eine stattliche Prämie von 180 000 Gulden kassierte. Durch eine Reihe von Aktionärsversammlungen und fingierte Transaktionen, die sich später als illegal herausstellten, erlangte Miedl auch das Besitzrecht über das verbleibende Vermögen Goudstikkers: Den Markennamen Goudstikker, die nach Goerings Raubzug verbleibenden Kunstwerke und die Immobilie (Schloss Nijenrode in Breukelen, das Gebäude in der Herengracht 458 in Amsterdam sowie den Landsitz Oostermeer in Oudekerk aan de Amstel). Mit dem international renommierten Namen Goudstikker, schuf Miedl einen neuen Kunsthandel und verdiente ein Vermögen während der Kriegsjahre durch den Verkauf von Gemälden unter Anderem an Nazis in Deutschland. Er verkaufte zudem viele Werke nach Übersee.
Ein bitterer Kampf
In einem bitteren, sieben Jahre andauernden Kampf zwischen 1946 und 1952, versuchte Goudstikkers Witwe Desi so viel wie möglich vom geraubten Familienbesitz wiederzubekommen. Eine grosse Anzahl der geraubten Gemälde wurden in Deutschland nach dem Krieg wieder gefunden und der niederländischen Regierung von den Alliierten überreicht, damit diese sie den rechtmässigen Besitzern aushändigte. Aufgrund des unrechtmässigen Widerstandes der niederländischen Regierung konnte Desi den Anspruch auf diese Kunstwerke nicht zu ihren Lebzeiten durchsetzen.
Neue Fakten, neue Ansprüche
Nach der Entdeckung neuer Fakten im Zusammenhang mit dem Anspruch lud die niederländische Regierung die Schwiegertochter Goudstikkers ein, erneut Ansprüche auf die von Goering geraubten Kunstwerke zu erheben. Allerdings verwarf die Regierung auch diese ursprünglichen Ansprüche. Einige Jahre später rief das niederländische Kabinett die 'Herkomst Gezocht' ('Herkunft gesucht') Komission ins Leben, die von Prof. Dr. R.E.O. Ekkart geleitet wurde und den Fall erneut aufrollte. Aufgrund der von dieser Kommission erarbeiteten Richtlinien befand das Rückgabekomitee im Dezember 2005, dass der Fall Goudstikker von der Nachkriegsregierung ungerecht behandelt worden war und dass die von Goudstikkers Erben beanspruchten Kunstwerke zurückgegeben werden müssten. Staatssekretärin Medy van der Laan hat nun entschieden, vieles davon zu beachten. Somit siegt sechzig Jahre nach Kriegsende dennoch die Gerechtigkeit. Gestärkt durch diesen Beschluss, liess Marei von Saher verlauten, sie beabsichtige, ihre Bemühungen um das Auffinden der Goudstikker Kunstwerke, wo immer sie gefunden werden, zu verdoppeln. Marei von Saher fügte hinzu: 'Wir hoffen, dass die Rückgabe dieser wunderbaren Sammlung Regierungen, Museen und andere Institutionen in der ganzen Welt beflügelt, verantwortungsvoll und sofort zu handeln und die gesamte Nazi-Beutekunst in ihrem Besitz zurück zu geben.'
Redaktioneller Hinweis:
Weiterführende Informationen hinsichtlich Marei von Sahers internationalen Ansprüchen erhalten Sie von Lawrence M. Kaye und Howard N. Spiegler, Herrick & Feinstein, New York.
Bildmaterial:
- Bildliche Darstellung in hoher Auflösung steht auf dem FTP-Server unter folgender Adresse zur Verfügung
- ftp://ftp.have.nl
- Per Doppelklick öffnet sich ein Dialog, bei dem Name (transfer) und Kennwort (hans) abgefragt werden.
- Es öffnet sich ein Fenster mit einer Datei, die 27 Bilder in einer Gesamtgrösse von 200 MByte enthält.
- Ziehen Sie sie in ihr Browserfender und der Download beginnt.
- Schätzungsweise wird der Download für die 27 hochauflösenden Bilder plus der Beschreibung der 4 darin enthaltenen Gemälde 20 Minuten in Anspruch nehmen.
- Schliessen Sie die FTP-Site.
Pressekontakt:
Prof. H.M.N. Schonis und Jhr. Roelof van Holthe tot Echten
veranstalten am 6. Februar um 18:15 Uhr Ortszeit im Studio Pulchri,
Lange Voorhout 15, Den Haag (Niederlande) eine Pressekonferenz.
Weitere Informationen erhalten Sie von Roeland van der Heijden,
Sprecher der Rechtsanwaltskanzlei Baker McKenzie and Oostwaard unter
+31(0)20-5517588 bzw. +31(0)6-46607031 (Mobil) sowie via Email an
roeland.vanderheiden@bakernet.com