Einheitsbrei in den Schweizer Zeitungen - Verleger haben Zeichen der Zeit nicht erkannt
Zürich (ots)
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Am diesjährigen media coffee von news aktuell schweiz, dem Verbreitungsdienstleister für Medieninformationen, war das Thema "Zukunft der Medien und PR". Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Medien in der Schweiz grosse Strukturprobleme haben und keine Pressevielfalt mehr herrscht. Den baldigen Eintritt eines grossen deutschen Medienunternehmens in die Schweiz beurteilten alle als sehr wahrscheinlich. Die über hundert im Auditorium des Technopark Zürich anwesenden PR- und Medienprofis gaben der Diskussion und der ganzen Veranstaltung hervorragende Noten.
Medien
Urs Gossweiler, der Verleger der Jungfrau Zeitung, geht davon aus, dass es schon bald nur noch lokale und nationale Zeitungen geben wird. Regionalzeitungen werden verschwinden. Als realistisches Szenario sieht Urs Gossweiler zudem den baldigen Eintritt eines grossen deutschen Medienunternehmens in die Schweiz. "Vermehrte ausländische Konkurrenz wird auf die Schweizer Medienlandschaft zweifellos belebend wirken", ist Urs Rellstab, Kampagnenleiter und Geschäftsleitungsmitglied von economiesuisse, überzeugt.
Nach Meinung der ehemaligen Chefredaktorin und heutigen Kommunikationsberaterin, Karin Müller, lähmt die Angst vor dem Jobverlust die Kreativität der Journalisten. Zudem führten Personalabbau und Bequemlichkeit zu "Pantoffel-Journalismus". Im Klartext: "Die Journalisten setzen keinen Fuss mehr vor die Türe und arbeiten nur noch von der Redaktion aus." Dies habe zur Folge, dass es in der Schweiz keine Pressevielfalt sondern nur noch eine Titelvielfalt gibt. Das Podium war sich einig, dass die Inhalte der Zeitungen zu Einheitsbrei verkommen sind.
Nach Cyril Meier, Direktor des Schweizerischen Public Relations Institutes SPRI, werden viele Konsumenten nicht mehr länger bereit sein, für Informationen zu bezahlen, welche man längst aus elektronischen Medien kennt. Dem stimmt Urs Gossweiler zu und fragt: "Wieso betreiben die Zeitungen einen riesigen Aufwand um Hockeyresultate abzudrucken, die bei Erscheinen der Zeitung längst durch Radio, Fernsehen und SMS-Dienste bekannt sind, aber für Inserate brauchen sie mindestens drei Tage Vorlauf?"
Public Relations
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass auf Basis einer gemeinsamen Interessenlage das Miteinander von Medien und PR bereits heute gut funktioniert. Urs Rellstab wies dabei auf einen fundamentalen Unterschied zwischen Journalisten und PR-Leuten hin: "Journalisten dürfen sich im Prinzip nicht überlegen, was sie mit ihren Meldungen für Wirkungen erzielen; für PR-Leute sind die konkreten Wirkungen aber das Ziel ihrer Arbeit."
Durch den Personalabbau in den Redaktionen sei die Chance für die PR-Schaffenden gestiegen, die eigenen Meldungen praktisch 1:1 in die Medien zu bringen, ist sich Karin Müller sicher. Dass die PR-Branche immer mehr journalistische Vorarbeiten leistet, findet Cyril Meier zwar bezüglich der vierten Macht im Lande etwas bedenklich, teilt aber die Aussage von Frau Müller.
Im Gegensatz zu den Medien prognostizierte das Podium der PR-Branche eine gute Zukunft. PR werde lokal bleiben und sogar noch lokaler werden. Allerdings werden die Anforderungen an Kommunikationsverantwortliche - gemäss Cyril Meier - insbesondere hinsichtlich Fach- und Methodenkompetenz noch steigen.
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