Das Verkehrshaus der Schweiz auf dem Weg ins 21. Jahrhundert
Luzern (ots)
Das Verkehrshaus steht vor markanten Veränderungen
Mit einer umfassenden Reorganisation und neuer Rechtsform strukturiert das Verkehrshaus seinen Betrieb neu. Dabei will es auch den Kontakt nach Aussen, zu seinen potentiellen Besuchern und Geldgebern, mit modernen Mitteln der Kommunikation und des Marketings neu suchen und intensivieren. Die Ziele sind ambitiös: Das Verkehrshaus will mehr Eintritte und Einnahmen erwirtschaften. Auch die Inhalte der Ausstellungen sollten mehr Abwechslung erfahren. Kleine Erfolge sind bereits sichtbar: Erste Gespräche mit namhaften Schweizer Firmen und Organisationen sind angelaufen und deuten in eine gute Richtung. Trotzdem: Das Mitmachen der Öffentlichen Hand ist entscheidend für die Zukunft des Museums. Das Verkehrshaus der Schweiz (VHS) kommt in Bewegung. Nach der Berufung von Daniel Suter zum neuen Direktor am 1. August 2002 hat der neue Verkehrshausleiter nach einer Einarbeitungszeit von rund 100 Tagen nun grundlegende Entscheidungen in Einvernahme mit der Geschäftsleitung getroffen und eingeleitet, die auf Beginn des nächsten Jahres wirksam werden und dem Verkehrshaus neue Formen und Inhalte geben.
Von der Betriebs- zur Marktorganisation
Nach wie vor ist das auf die Darstellung der Schweizer Verkehrs- und Technikgeschichte spezialisierte Museum mit jährlich rund 450'000 Eintritten das meistbesuchte der Schweiz; zählt man die rund 400'000 IMAX Filmtheater-Eintritte pro Jahr noch hinzu, gehört das Verkehrshaus zu den absoluten Top-Freizeitdestinationen von Herr und Frau, bzw. Familie Schweizer. Dennoch: Seit längerer Zeit verzeichnet das Verkehrshaus eine zwar langsame aber stetige Abnahme der Besucherzahl. Gleichzeitig haben seine Gründer und langjährigen Träger, wie beispielsweise die Post und die Swisscom, ihr ideelles und finanzielles Engagement stark reduziert oder wie im Falle der SairGroup zu existieren aufgehört. Dieser Rückzug der ehemaligen Regiebetriebe des Bundes hat für das Verkehrshaus Folgen, denn in der Vergangenheit waren es oft diese Betriebe, welche dem Verkehrshaus zu neuen Ausstellungen verhalfen und in die Erneuerung der Ausstellungshallen investierten. Ohne Intervention würde die Attraktivität des Museums sinken und so zu einem abnehmenden Besucherinteresse und entsprechend tieferen Besucherfrequenzen führen - ein Teufelskreis, denn das Verkehrshaus finanziert den gesamten Betrieb zu über 75% aus seinen Billette-Einnahmen.
Ambitiöse Ziele
Um diesen Abwärtstrend zu brechen, haben sich der Leitende Ausschuss und die Geschäftleitung des Verkehrshauses hohe Ziele gesetzt. Das Verkehrshaus möchte jährlich wieder 1 Mio. Eintritte verzeichnen, für das Jahr 2003 sind 850'000 als Zielvorgabe gesetzt (2002: 820'000). Durch ein professionelles Partner- und Sponsoringmarketing erhoffen sich die VHS-Verantwortlichen bis 2004 weitere Mehreinnahmen von jährlich bis 4 Mio. CHF. Die von Daniel Suter eingeleiteten Massnahmen bzw. Mehreinnahmen werden den inhaltlichen Erneuerungen in den verschiedenen Ausstellungen, notwendigen Erweiterungen und allgemeinen Unterhaltsarbeiten zufliessen, um die Attraktivität des Museums für Besucher und mögliche Partner zu steigern. Mit der neuen Strategie nach Innen und Aussen kann das VHS bereits erste Erfolge im Verkauf verzeichnen. Ebenfalls liegen erste Absichtserklärungen namhafter Schweizer Firmen und Organisationen zu weiteren Zusammenarbeiten mit dem VHS vor.
Reorganisation und mehr Abwechslung in den Ausstellungen
In einem ersten Schritt reorganisiert nun das Verkehrshaus seine Betriebsorganisation, um Strukturen zu schaffen, damit die oben genannten Ziele erreicht werden können. Neu gliedert sich das Museum in folgende sechs Funktionsbereiche: Sammlung, Entwicklung/Produktion, Marketing, Kommerzielles/Verkauf, Betrieb und Finanzen/Personal. Zukünftige Ausstellungen, welche neu in den Händen von Ausstellungsmachern liegen, sollen vermehrt auch den aktuellen, kulturellen und gesellschaftlichen Kontext ins Museum und in seine Inhalte miteinbringen. Auch die für permanente Ausstellungen geltende Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren begrenzt das VHS neu auf 5 Jahre. Die neuen Ausstellungen möchten die Themen in einem zeitlichen Bogen darstellen, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinschliesst.
Neue Rechtsform Stiftung und Betriebsgesellschaft
Eine weitere Herausforderung wird für Daniel Suter die Überführung des Museums in zwei Körperschaften sein, denn der heutige Status mit dem Verein Verkehrshaus der Schweiz und seinen 24'000 Mitgliedern als Träger des Museums entspricht nicht mehr einer zeitgenössischen Organisationsstruktur. Zudem entspricht die neue Rechtsform einer Forderung des Bundesrates. Das Verkehrshaus wird gemäss neuem Modell den musealen Teil mit einer Sammlung von rund 7'000 historischen Objekten und über 150'000 Dokumenten in eine noch zu schaffende Stiftung Verkehrshaus der Schweiz einbringen. Innerhalb einer Stiftung wäre die Sammlung auf lange Sicht gesichert und vor dem Zugriff Dritter geschützt. Die Stiftung hätte den Auftrag, Objekte und Dokumente zur Mobilitätsgeschichte zu bewahren, zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Alle anderen Bereiche und kommerziellen Tätigkeiten des Verkehrshauses wie Immobilien, das IMAX Filmtheater, der Fesselballon HIFLYER und weitere kostenpflichtige Attraktionen sowie die Gastronomie und das Kongress- und Tagungszentrum würden in einer Betriebsgesellschaft Verkehrshaus der Schweiz zusammengefasst und von dieser betrieben. Als Betriebsgesellschaft ist der Verein vorgesehen. Die Gewinne würde er der Stiftung zuführen.
Zusätzliche 5,5 Mio. zu den bestehenden 2,35 Mio Abgeltungsleistungen
Die neue Rechtsform mit Stiftung und Betriebsgesellschaft ist auch eines der Resultate einer Studie, welche von den Gründern, Hauptträgern und vom Bund in Auftrag gegeben wurde. Insbesondere von Seite des Bundes wurden die schwierigen und unklaren Besitzverhältnisse im VHS in der Vergangenheit oft bemängelt und als Hindernis für neue Gespräche für die Weiterführung des Leistungsauftrages ins Feld geführt. Ende 2003 laufen die Abgeltungen der Öffentlichen Hand für den Leistungsauftrag an das VHS in der Höhe von rund 2,35 Mio. CHF aus, und diesen Frühling hat das VHS um Erneuerung des Auftrags und zusätzliche 5,5 Mio. CHF nachgefragt. Obwohl das Verkehrshaus bis dato keine Antwort auf sein Gesuch erhalten hat, ist es zuversichtlich. Denn mit der Neuorganisation des Museums werden klare Strukturen geschaffen, die der Öffentlichen Hand Transparenz und Gewähr bieten, dass ihre Abgeltungsbeiträge einzig dem Stiftungsauftrag zufliessen. Mit den forcierten Anstrengungen im Verkauf und Marketing und deren ambitiösen Zielen erfüllt das VHS eine zweite Zielsetzung der Studie. Denn in diesen zwei Bereichen stellten die Studienmacher einen grossen Handlungsbedarf fest. Ein weiteres Resultat der Studie war, dass dem VHS trotz aller betrieblichen und organisatorischen Massnahmen sowie intensiven Verkaufs- und Sponsoringaktivitäten dennoch jährlich fast 5,5 Mio. CHF zu den bereits bestehenden 2,35 Mio. CHF Abgeltungsbeiträgen für eine nachhaltige und gesicherte Zukunft fehlen werden. Ohne diese Summe könne das VHS seine Aufgabe, die Verkehrs- und Technikgeschichte der Schweiz attraktiv und lehrreich zu vermitteln, langsam aber sicher nicht mehr seriös wahrnehmen.
Die Unterstützung der Öffentlichen Hand ist entscheidend
Ein klares Bekenntnis der Öffentlichen Hand zum VHS in Form eines Leistungsauftrages mit entsprechender Abgeltung in der Höhe von jährlich fast 8 Mio. CHF würde nicht nur zum gesicherten Erhalt des VHS viel beitragen. Denn mit Bund, Kanton und Stadt Luzern als starke Partner zur Seite ist das Verkehrshaus überzeugt, dass den Absichtserklärungen der diversen Schweizer Firmen und Organisationen bald konkrete Zusammenarbeiten und Investitionen folgen. Der öffentliche Leistungsauftrag an das VHS wäre auch ein Zeichen an die Schweiz. Als eines der verkehrsreichsten Länder in Europa ist sie aufs engste mit Verkehrsfragen konfrontiert - und in Zukunft vermutlich noch vermehrter. Das Verkehrshaus ist und bleibt die national anerkannte "Bühne" für die Schweizer Verkehrs- und Technikgeschichte sowie Plattform und Forum für zeitgenössische und künftige Verkehrsentwicklungen.
Kontakt:
Verkehrshaus der Schweiz
Hans Syfrig
Leiter Kommunikation + Presse
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Bildmaterial: www.photopress.ch - Bilddatenbank Verkehrshaus
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