Wenn Plastik krank macht
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- 20112020_OceanCare_I~undheit_final_d.pdf
PDF - 770 kB - 030720_Plastikverpackung_Covid_Q&A.pdf
PDF - 918 kB - FCCdb_Medienmitteilung FPF_Deutsch.pdf
PDF - 393 kB - Medienmitteilung_Oce~undheit_deutsch.pdf
PDF - 556 kB
Medienmitteilung
Wenn Plastik krank macht
W ädenswil, 30. November 2020: Plastik ist ein enormes Problem für unsere Umwelt, das ist bekannt. Weniger bekannt dagegen sind die gesundheitlichen Risiken von Plastik für uns Menschen. Viele dieser toxischen Stoffe können über unsere Nahrungsmittel in den menschlichen Körper gelangen. Mögliche Folgen sind Übergewicht, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Unfruchtbarkeit. Das Foodpackaging Forum in Zürich veröffentlicht heute erstmals eine öffentlich zugängliche Datenbank, die u.a. aufzeigt, dass in der Lebensmittelverpackungsindustrie bis zu 12'200 chemische Substanzen eingesetzt werden. Davon gelten 608 Chemikalien als besonders gefährlich. OceanCare will erreichen, dass die Kunststoffindustrie die Inhaltsstoffe ihrer Produkte deklarieren und besonders giftige Chemikalien nicht mehr verwenden darf.
Plastik wird aus den nicht-erneuerbaren Rohstoffen Erdöl und Erdgas hergestellt. Dazu kommen chemische Zusatzstoffe, welche Plastikprodukten ihre spezifischen Eigenschaften geben. Allerdings fehlt es heute an Transparenz. Welche Chemikalien im Herstellungsprozess verwendet werden sind gut gehütete Geheimnisse der Kunststoffindustrie. Rund 40% des Plastiks, das weltweit hergestellt wird, wird für Lebensmittelverpackungen verwendet. Laut einer heute erstmals veröffentlichten, frei zugänglichen Datenbank werden für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen bis zu 12'200 Chemikalien verwendet. Diese Food Contact Chemicals database (FCCdb)1 bezieht ihre Daten aus über 50 globalen Quellen. Die WissenschaftlerInnen haben dabei 608 Chemikalien identifiziert, die entweder für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt als besonders gefährlich gelten und darum möglichst rasch durch unbedenkliche Alternativen ersetzt werden sollten.
Das Problem: Viele der chemischen Substanzen, die im Herstellungsprozess verwendet werden, sind nicht nur giftig, sie migrieren, d.h. sie lösen sich aus der Verpackung und gelangen in unsere Lebensmittel. Über unsere Nahrung nehmen wir somit nicht nur gesunde Nährstoffe, sondern auch einen unsichtbaren chemischen Cocktail zu uns, der giftig sein kann. Besonders schädlich sind Weichmacher (Phthalate) oder die Chemikalie Bisphenol-A (BPA), die für viele Trinkflaschen, Plastikbehälter oder Dosenbeschichtungen verwendet wird. Sie sind nervenschädigend, beeinflussen das Hormonsystem und bringen den Stoffwechsel durcheinander. Die möglichen Folgen sind Übergewicht und Fettleibigkeit, aber auch Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Unfruchtbarkeit. Zu beobachten sind auch hormonabhängige Krebserkrankungen wie Brust- oder Prostatakrebs.
"Bislang wissen die wenigsten Verbraucher, dass sie im Umgang mit Lebensmittelverpackungen Stoffen ausgesetzt sind, die gravierende Gesundheitsschäden verursachen können. Diese neue und öffentlich zugängliche Datenbank hilft, endlich mehr Transparenz zu schaffen. Doch eigentlich müsste die Beweislast umgekehrt sein: Die Kunststoffindustrie sollte für ihre Produkte die volle Verantwortung tragen und beweisen, dass die verwendeten Rezepturen und chemischen Zusatzstoffe unbedenklich sind. Bis dahin braucht es eine klare Deklarationspflicht und strengere Vorschriften", fordert Fabienne McLellan, Leiterin des Plastikprogramms bei OceanCare.
OceanCare setzt sich dafür ein, dass die schädlichsten chemischen Substanzen verboten werden. "Nicht nur die Gesundheit von uns Menschen ist direkt betroffen. Auch die Tiere, die Natur und insbesondere natürlich unsere Gewässer - in der Schweiz und weltweit", so McLellan abschliessend.
Medienkontakte
Fabienne McLellan, Leiterin Plastikprogramm, Tel: + 41 79 456 77 07,
Mail: fmclellan@oceancare.org
Margret Neuenschwander, Leiterin Kommunikation: Tel: +41 79 746 82 47,
Mail: mneuenschwander@oceancare.org
Weitere Informationen
- Interview über die gesundheitlichen Folgen von Plastik mit Fabienne McLellan, Leiterin Plastik-Programm bei OceanCare (Anhang)
- Q&A mit Jane Muncke, Geschäftsleiterin Food Packaging Forum (Anhang)
- Medienmitteilung Food Packaging Forum vom 30. November 2020 (Anhang)
- Wissenschaftliche Studie von Groh, K. et al. (2020): "Overview of intentionally used food contact chemicals and their hazards". https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412020321802?via%3Dihub
- Infografik: Mikroplastik-Quellen und der Eintrag in die Meere: https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2016/07/Infografik_Mikroplastik_DE_2016.pdf
- Offener Brief an das Schweizer Parlament: https://www.oceancare.org/de/appell-an-parlament-schweiz-soll-fuehrungsrolle-in-der-sicherung-eines-globalen-plastik-abkommens-einnehmen/
Über OceanCare
OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Seit Juli 2011 ist OceanCare vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt. OceanCare engagiert sich an vorderster Front für plastikfreie Meere und ist als Partnerorganisation Teil der UNEP Global Partnership on Marine Litter. www.oceancare.org
-- OceanCare, Gerbestrasse 6, CH-8820 Wädenswil Tel +41 44 780 66 88, presseinfo@oceancare.org, www.oceancare.org