Spanien: Segler schießen auf vom Aussterben bedrohte Orcas!
Madrid/Wien/Zürich (ots)
OceanCare kritisiert Vorfall als inakzeptabel und skandalös!
In den vergangenen zwei Jahren häuften sich Berichte über die Interaktion von Orcas, auch als Schwertwale bezeichnet, mit Booten, insbesondere Segelschiffen und Yachten. Es wurde mehrmals davon berichtet, dass vereinzelt Tiere die Ruderblätter der Boote attackierten und ihnen Schaden zufügten. Ein Verhalten, das auch zahlreiche Wissenschaftler vor Rätsel stellte. Wie heute aus Berichten spanischer Medien bekannt wurde, kam es bereits am Donnerstag, den 17. August, nun zu einem Vorfall, bei dem eine Segelcrew auf Orcas geschossen hat. Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare bezeichnet diesen Vorfall als inakzeptabel und skandalös und erwartet rechtliche Konsequenzen.
“Die möglicherweise tödliche Verletzung von und Gewaltanwendung gegenüber vom Aussterben bedrohten Orcas ist schlichtweg skandalös. Der Vorfall zeigt aber auch, dass den Medien eine besondere Verantwortung zukommt, das Verhalten der Orcas nicht als gewalttätig oder eine Form von Rache gegenüber dem Menschen darzustellen. Für eine solche Interpretation gibt es keinen Beleg, vermutlich handelt es sich eher um ein Spiel, das Orcas attraktiv finden. Wir müssen unbedingt verhindern, dass sich Menschen von Orcas bedroht fühlen und sich zu solch gewalttätigen Reaktionen hinreißen lassen“ sagt Carlos Bravo, Ocean Policy Experte bei OceanCare, vor Ort in Madrid.
“Es ist wirklich wichtig, dass die Menschen verstehen, dass es sich bei der sehr speziellen Form der Interaktion mit Ruderblättern bei Booten um ein sonst nirgends in der Welt bekanntes Verhaltensphänomen handelt. Auch haben Orcas in freier Wildbahn noch nie Menschen direkt attackiert. Wir stehen nicht auf deren Speisekarte“, sagt Mark Simmonds, Direktor des Wissenschaftsbereiches bei OceanCare.
Bei jenen Orcas, von denen ein solches Verhalten dokumentiert ist, handelt sich um Mitglieder der “iberischen Population”, die weniger als 50 Tiere umfasst. Diese Population ist in der Roten Liste gefährdeter Arten der internationalen Naturschutzorganisation IUCN als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Die spanischen Behörden sind bereits aktiv. OceanCare lobt der Spezialeinheit der spanischen Polizei zur Bekämpfung von Umweltkriminalität (SEPRONA der Guardia Civil), die die Verantwortlichen umgehend identifiziert und vernommen hat. Bei dem Vorfall, der sich in der Nähe von Tarifa in der Straße von Gibraltar ereignete, ist nicht bekannt, ob ein Orca getötet oder tödlich verletzt wurde. Es liegt jedoch Videomaterial, aufgenommen von einem Walbeobachtungsboot, vor, das dokumentiert, wie Segler mehrmals auf die Orcas schießen.
Aufgrund der geringen Anzahl erwachsener Tiere und der Tatsache, dass die Wale von einer weiteren stark gefährdeten Art als Beute abhängen (dem Atlantischen Blauflossenthun), wurde der Status «vom Aussterben bedroht» festgelegt. Die Orca-Population weist ausserdem eine sehr geringe Anzahl von Jungtieren aus und ist möglicherweise weiter rückläufig. Die chemische Verschmutzung könnte sich negativ auf ihre Fortpflanzung auswirken, und wie andere Wale und Delfine im Nordostatlantik sind auch diese Tiere zahlreichen negativen, vom Menschen verursachten Gefahren ausgesetzt, darunter Lärm, Plastikvermüllung und Beifang. Orcas sind auch als gefährdete Art im spanischen Katalog der gefährdeten Arten (CEEA) aufgeführt, so dass jede Aktion, die darauf abzielt, sie zu töten, zu fangen, zu jagen oder zu stören, absolut verboten ist.
OceanCare hatte bereits vor einiger Zeit Verhaltensempfehlungen veröffentlicht, sollte man jenen Orcas begegnen. Nachzulesen hier: https://www.oceancare.org/stories_and_news/iberische-orcas-schiffe/
Pressekontakt:
Nicolas Entrup, Leiter Internationale Zusammenarbeit, OceanCare, nentrup@oceancare.org, M: +43 660 211 9963.
Carlos Bravo, Ocean Policy Experte, OceanCare Spanien, cbravovilla@oceancare.org, M: +34 626 998 241
Mark Simmonds, Leiter Wissenschaft und Meeressäugerexperte, OceanCare, msimmonds@oceancare.org, M: +44 78096 430 00