Barcelona-Konvention: Ruf nach Treibhausgas-Budget für Mittelmeerregion
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Barcelona-Konvention COP23 beginnt morgen und läuft parallel zur COP28 Klimakonferenz
Ruf nach Treibhausgas-Budget für die Mittelmeerregion
OceanCare fordert von Mittelmeer-Anrainerstaaten Notfallmaßnahmen für den Klimaschutz
Überblick:
- Parallel zur Klima-COP28 versammeln sich die Mittelmeer-Anrainerstaaten von 5. bis 8. Dezember 2023 in Portorož, Slowenien, um über die nächsten Schritte im Mediterranean Action Plan (UNEP/MAP) zu beraten.
- OceanCare fordert die Regierungen auf, ein Maximum an Treibhausgasen festzulegen, das in der Mittelmeerregion bis 2050 emittiert werden darf.
- Artenschutz-Aktionspläne der UNO müssen mit den Bemühungen bei der UNFCCC COP28 zum Klimawandel konsistent sein.
- Die Mittelmeerregion ist schon jetzt einer durchschnittlichen Erhöhung der Lufttemperatur von 1,54°C ausgesetzt und wissenschaftliche Modellrechnungen ergeben, dass eine Erwärmung um 2,2°C schon zwischen 2030 und 2052 Realität wird.
- Ohne konzertierten politischen Einsatz werden fossile Brennstoffe im Primärenergiemix der Region dominant bleiben.
Portorož, Slowenien, 4. Dezember 2023: Die Mittelmeer-Region ist ein Hotspot des Klimawandels, der hier den Grenzwert von 1,5°C Zunahme bereits überschritten hat. Extreme Wassertemperaturen von mehr als 30°C haben in den vergangenen Monaten großes Medieninteresse ausgelöst. In dieser Woche ereignet sich, parallel zum 28. Klimagipfel (COP28), die 23. Vertragsstaatenkonferenz (COP23) der Barcelona-Konvention, eines Abkommens zum Schutz des Mittelmeers, in Portorož, Slowenien. Auf dem Programm steht eine Debatte über künftige Schritte im Mediterranean Sea Action Plan, auch in Bezug auf die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise. Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare appelliert an die Regierungen, Notfallmaßnahmen zu beschließen, darunter ein Treibhausgasbudget sowie messbare und transparente Aktivitäten.
Im Rahmen der Barcelona-Konvention durchgeführte wissenschaftliche Studien zeigten, dass die Region weit schneller von den Klimawandelfolgen betroffen ist als der globale Durchschnitt. Die Wissenschaft prognostiziert, dass ohne ambitionierte Maßnahmen gegen Treibhausgasemissionen der obere Grenzwert gemäß Pariser Abkommen von 2°C bereits 2030 überschritten werden könnte.
Der Bericht „State of the Environment and Development in the Mediterranean“ ( SoED 2020) stellte bereits eine schnellere Erwärmung der Luft und der Meeresoberfläche im Mediterranraum in allen Jahreszeiten fest. Während die Lufttemperatur im globalen Durchschnitt jetzt etwa 1,1°C über den vorindustriellen Werten liegt, sind es in der Mittelmeerregion schon 1,54°C. Wenn das globale Mittel zwischen 2030 und 2052 die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Abkommens erreichen wird, werden es im Mittelmeerraum bereits 2,2°C Erwärmung sein.
Die Auswirkungen des Klimawandels werden in der Region immer deutlicher und wir müssen, wie es das Fazit des SoED-2020-Berichts formuliert, „gewahr werden, dass die Extremereignisse der letzten Zeit, darunter todbringende Überschwemmungen, Dürren und nie dagewesene Waldbrände, Symptome der sich schnell verschlechternden klimatischen Bedingungen in der Mittelmeerregion sind.“
Extremwetterfolgen wie die Katastrophe in Libyen aufgrund enormer Regenmengen, die zuvor schon die Türkei und Griechenland heimgesucht hatten, und das kurz nach schrecklichen Waldbränden, sind ein Vorgeschmack auf die Zukunft.
Bei der COP23 der Barcelona-Konvention steht ein neuer Bericht über „Climate and Environmental Coastal Risks in the Mediterranean“ auf der Agenda. Vermutlich wird er noch düsterere Zukunftsaussichten enthalten. Diese Studie erwartet im Szenario mit sehr hohen Treibhausgasemissionen (hohe Sicherheit) eine Erhöhung der mittleren Meeresoberflächentemperatur des Mittelmeers im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts (1976-2005) um voraussichtlich 0,6°C bis 1,3°C bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts (2021-2050) und um 2,7°C bis 3,8°C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts (2071-2100).
„Die Wissenschaft liefert einen furchterregenden Ausblick für die Mittelmeerregion infolge des Klimawandels. Doch trotz der erdrückenden Beweislage über die überproportionalen Auswirkungen des Klimawandels auf den Mittelmeerraum nehmen die meisten Staaten der Region keineswegs eine Vorbildrolle beim Klimaschutz ein“, bedauert Nicolas Entrup, Direktor Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare.
Fossile Brennstoffe bleiben die dominante Energiequelle in der Region und der Erdölverbrauch in der Region wird sogar noch zunehmen, vor allem im Verkehrsbereich. Im Mittelmeer sind mehr als 200 Offshore-Ölbohrplattformen aktiv und die Suche nach weiteren Öl- und Gaslagerstätten im Mittelmeer läuft auf Hochtouren.
OceanCare fordert von den Regierungen, in den Mediterranean Action Plan klare und ambitionierte kurz-, mittel- und langfristige Dekarbonisierungsziele aufzunehmen. „Ein solcher Schritt würde der von der Türkei vorgeschlagenen Einrichtung eines neuen Regional Activity Centre on Climate Change Substanz verleihen“, so Entrup.
„Regierungen und Privatwirtschaft müssen vom Reden ins Handeln kommen. Das 1,5-Grad-Ziel im Mittelmeerraum einzuhalten, ist nicht mehr möglich, diese Gelegenheit haben wir verpasst. Aber das 2-Grad-Ziel kann durch Klimaschutzmaßnahmen erreicht werden und das ist nach dem Pariser Abkommen auch verpflichtend“, betont Carlos Bravo, Ocean Policy Expert bei OceanCare. „Diese Forderung steht völlig im Einklang mit den Bemühungen bei der Klima-COP28, die gleichzeitig in Dubai stattfindet.“
Essentiell für eine solche Wende ist es, messbare Maßnahmen vorzusehen. OceanCare fordert von der Vertragsstaatenkonferenz der Barcelona-Konvention (UNEP/MAP), ein klares Treibhausgasbudget (die Gesamtmenge an CO2-Äquivalenten, die von jetzt bis 2050 noch ausgestoßen werden darf) festzulegen, damit das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens noch erreicht werden kann.
Natürlich bedeutet das nicht, dass die Vertragsstaaten ihr Ziel aufgeben dürften, den weltweiten Temperaturanstieg möglichst nahe an 1,5°C zu halten.
Medienkontakte
- Nicolas Entrup, Direktor Internationale Zusammenarbeit OceanCare: +43 660 211 9963 / nentrup@oceancare.org
- Carlos Bravo, Ocean Policy Expert OceanCare: +34 626 998 241 / cbravovilla@oceancare.org
Nicolas Entrup und Carlos Bravo nehmen persönlich an der COP23 von UNEP/MAP in Portorož (Slowenien) teil und sind für Medienanfragen erreichbar
OceanCare wird zusammen mit ACCOBAMS, Sinay und Tethys Research Institute beim Side Event Ocean Noise Pollution and reduction of the environmental footprint of shipping sprechen. Dieser Side Event findet am Dienstag, 5. Dezember, um 18:45 Uhr, bei der COP23 statt.
--- OceanCare, Gerbestrasse 6, CH-8820 Wädenswil Tel +41 44 780 66 88, presse@oceancare.org, www.oceancare.org
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