Showdown in Busan: Weltgemeinschaft ringt um wirksames Abkommen gegen die Plastikverschmutzung
Die UN-Mitgliedstaaten treffen sich kommende Woche in Korea zur letzten Verhandlungsrunde für ein globales Plastikabkommen, während neue Forschungsergebnisse die dramatischen Folgen der Plastikverschmutzung für Meereslebewesen belegen. OceanCare fordert einen starken Vertrag, der die Plastikproduktion begrenzt und die Ozeane schützt.
PRESSEMITTEILUNG – 21.11.2024
Showdown in Busan: Weltgemeinschaft ringt um wirksames Abkommen gegen die Plastikverschmutzung
- Die UN-Mitgliedstaaten treffen sich vom 25. November bis 1. Dezember 2024 in Busan, Südkorea, zur finalen Verhandlungsrunde über einen rechtsverbindlichen globalen Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung.
- Trotz erdrückender Beweise für die schädlichen Auswirkungen von Plastik auf Meereslebewesen und die menschliche Gesundheit droht eine Verwässerung des Vertragstextes durch Einflussnahme der Petrochemie- und Kunststoffindustrie.
- OceanCare fordert die Weltgemeinschaft auf, diese historische Chance zu nutzen und sich in Busan auf ein ambitioniertes Abkommen zu einigen, das den gesamten Kunststoff-Lebenszyklus von der Produktion bis zur Entsorgung regelt.
Während sich die Welt auf die finale Verhandlungsrunde für einen globalen Plastikvertrag in Busan vorbereitet, belegen immer mehr wissenschaftliche Studien die verheerenden Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf marine Ökosysteme und Arten, sowie die menschliche Gesundheit. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass z. B. Wale und Delfine Plastikmüll aufgrund ähnlicher akustischer Signaturen mit Beute verwechseln. Zudem wurde Mikroplastik auch bereits in der Atemluft von Delfinen nachgewiesen – ein alarmierender Befund, der die Dringlichkeit entschlossenen Handelns unterstreicht.
„Die wissenschaftliche Faktenlage ist eindeutig: Plastikverschmutzung tötet Meereslebewesen, zerstört die Ökosysteme der Ozeane und schadet unserer Gesundheit,“ so Fabienne McLellan, Geschäftsführerin der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare. „Jetzt ist die Zeit zum Handeln. Nur ein starkes Abkommen, das die Plastikproduktion begrenzt und die Verschmutzung stoppt, wird der Herausforderung gerecht. Der Ozean und seine Bewohner brauchen ein wirksames und umfassendes Abkommen, das die Plastikkrise tatsächlich beendet.“
„Unsere Zivilisation steht an einem Wendepunkt, der echte Führungsstärke und Weitsicht erfordert. Die Regierungen müssen jetzt ihrer Verantwortung für den Schutz der Meere und des Planeten gerecht werden. Besonders alarmierend ist, dass vielversprechende Vorschläge zur Eindämmung der Verschmutzung durch Fischerei- und Aquakulturgeräte aus der ursprünglichen Verhandlungsvorlage wieder gestrichen worden sind. Dies ist ein schwerer Rückschlag,“ kommentiert Fabienne McLellan.
OceanCare betont, dass das Abkommen den gesamten Lebenszyklus von Plastik erfassen muss – von der Begrenzung der Produktion von neuem Plastik bis zur Vermeidung von Einträgen in die Umwelt. Dazu gehören auch spezifische Bestimmungen zur Bekämpfung von Quellen der Meeresverschmutzung wie zurückgelassene und verlorene Fischerei- und Aquakulturgeräte, die zu den tödlichsten Bedrohungen für Meereslebewesen zählen.
Der aktuelle Verhandlungstext enthält noch zahlreiche konkurrierende Optionen, von ambitionierten Maßnahmen bis hin zu schwachen Selbstverpflichtungen. Als Organisation mit offiziellem UN-Beraterstatus wird OceanCare in Busan vor Ort sein, um die Delegationen an ihre historische Verantwortung zu erinnern und sich für ein Abkommen einzusetzen, das die Plastikkrise an der Wurzel packt.
„Der Einfluss der Lobbies aus Petrochemie und Plastikindustrie ist nach wie vor besorgniserregend,“ warnt Ewoud Lauwerier, Experte für Plastikverschmutzung bei OceanCare. „Bei früheren Verhandlungsrunden war die Industrie in größerer Personenanzahl anwesend als die Vertretungen vieler kleinerer Länder zusammen. Die mangelnde Transparenz des INC-Sekretariats bezüglich der Industriebeteiligung und möglicher Interessenkonflikte untergräbt die Integrität des Prozesses. Wir brauchen klare Schutzmaßnahmen, damit dieses Abkommen dem Gemeinwohl dient und nicht den Konzernprofiten.“
Pressekontakt
- Dániel Fehér, Pressesprecher OceanCare: +49 176 81434026; dfeher@oceancare.org
Publikationen
- Warum Wale und Delfine Plastik fressen – neue Erkenntnisse (19.11.2024)
- Break Free From Plastic Members and Allies Urge Leaders to Commit to Plastic Production Reduction (24.09.2024)
- OceanCare et al: Untangled. Die entscheidende Rolle des Plastikvertrags bei der Bekämpfung von Fanggeräten. Policy Briefing für den zwischenstaatlichen Verhandlungsausschuss der UNEA 5/14
- OceanCare-Bericht (2021): Under Pressure: The need to protect whales and dolphins in European waters – Kapitel 10 zu Marine Plastic Pollution (S. 120ff)
- Factsheets zu den Auswirkungen von Kunststoffen, menschlicher Gesundheit, Zusatzstoffen usw. über den gesamten Lebenszyklus können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.
Bildmaterial
- OceanCare-Infografik: Plastik: Schädlich entlang des gesamten Lebenszyklus
- OceanCare-Visuals zur Plastikbelastung der Ozeane
Über OceanCare
OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. OceanCare ist vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt und ist offizielle Partnerorganisation in zahlreichen UN-Abkommen und internationalen Konventionen. OceanCare engagiert sich zudem in internationalen zivilgesellschaftlichen Bündnissen wie der High Seas Alliance, Seas at Risk, oder der #BreakFreeFromPlastic-Koalition. www.oceancare.org
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OceanCare Dániel Fehér, Pressesprecher Gerbestrasse 6, PF 372 CH-8820 Wädenswil +49 176 81434026 dfeher@oceancare.org www.oceancare.org