Die Frauen in den Exekutiven der Schweizer Gemeinden 2001
Neuenburg (ots)
Gegenwärtig nehmen die Frauen in den Exekutiven der grösseren Schweizer Gemeinden knapp jeden 4. Sitz ein; eine Gemeindepräsidentin gibt es in jeder 9. Gemeinde. Die Linksparteien stellen in den Gemeindeexekutiven mit Abstand am meisten Frauen und im Vergleich der Sprachregionen finden sich in den Deutschschweizer Gemeindeexekutiven mehr Frauen als in der lateinischsprachigen Schweiz. Frauen, die in eine Gemeindeexekutive gewählt wurden, sind in diesen meistens zu einem niedrigeren Grad beschäftigt als die Männer und stehen meistens Ressorts vor, welche "traditionelle Frauenaufgaben" beinhalten. Dies geht aus einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor, die auf den 14. Juni hin vorgestellt wird.
Die Studie "Die Frauen in den Exekutiven der Schweizer Gemeinden 2001" basiert auf einer schriftlichen Befragung sämtlicher 118 Schweizer Gemeinden mit mehr als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse von kantonalen und eidgenössischen Analysen über die politische Repräsentation der Frauen wurde die Situation der Frauen in den Gemeindeexekutiven untersucht und mit den Ergebnissen der gleichnamigen BFS-Studie von 1997 verglichen.
Frauenanteil je nach Partei und Sprachregion unterschiedlich
In den vergangenen vier Jahren ist der Frauenanteil in den Exekutiven der grösseren Schweizer Gemeinden von 22% auf 24% gestiegen.
Wie auf eidgenössischer und kantonaler Ebene haben auch auf kommunaler Ebene die Frauen von linken und grünen Parteien grössere Wahlchancen als die Frauen von bürgerlichen und rechten Parteien. In den Gemeindeexekutiven weisen die SP (35%), die Kommunisten (33%) und die Grünen (27%) die höchsten Frauenanteile auf. Unter den bürgerlichen Parteien hat die CVP mit 24% am meisten Frauen; sie liegt damit vor der FDP (20%) und der SVP (16%). In den letzten vier Jahren machte die Frauenvertretung bei allen grossen Parteien Fortschritte, am stärksten bei der FDP (+ 4 Punkte), gefolgt von der SP (+3 Punkte) und der CVP (+2 Punkte). Nur um einen knappen halben Punkt verbesserte sich die Frauenrepräsentation bei der SVP.
Die Wahlchancen für die Gemeindeexekutive sind für die Frauen in der deutschsprachigen Schweiz grösser als für die Frauen in der französischsprachigen und der italienischsprachigen Schweiz. In der Deutschschweiz beträgt der Frauenanteil in den Gemeindeexekutiven 25%, in der französischsprachigen Schweiz 22% und im Tessin 16%.
Ist der Einfluss der parteipolitischen und kulturellen Faktoren augenfällig, so gilt dies weniger bei den institutionellen und strukturellen Faktoren. Aufgrund der analysierten 118 Gemeinden kann jedenfalls kein signifikanter Einfluss der Gemeindegrösse, des Wahlsystems und der Exekutivgrösse auf die Frauenrepräsentation festgestellt werden.
Frauen häufig in typischen Frauenressorts
Wie schon 1997 sind die Frauen in den Gemeindeexekutiven eher zu einem niedrigeren Grad beschäftigt als die Männer. In den Aemtern mit einem Beschäftigungsgrad von weniger als 30% sind die Frauen mit einem Anteil von 27% um 3 Punkte übervertreten. In den Aemtern mit den höchsten Beschäftigungsgraden (70-100%) dagegen sind die Frauen mit einem Anteil von 17% um 7 Punkte untervertreten.
Die Frauen stehen in den Gemeindeexekutiven überdurchschnittlich häufig Ressorts vor, welche "traditionelle Frauenaufgaben" beinhalten. So sind die Frauen in folgenden Ressorts übervertreten: "Soziales", "Schule", "Gesundheit" und "Jugend, Freizeit, Sport". Untervertreten sind sie dagegen in den Ressorts "Verkehr", "Präsidiales, Verwaltung, Planung", "Finanzen" und "Volkswirtschaft, Tourismus".
Die Gemeindepräsidien sind weitgehend in Männerhand: Der Frauenanteil beträgt gerade 11%. Die Präsidentinnen verteilen sich relativ regelmässig auf die grossen Parteien FDP, CVP und SP, und auch in sprachregionaler Hinsicht kann keine "Polarisierung" festgestellt werden. Alle Gemeindepräsidentinnen stehen übrigens Gemeinden mit weniger als 50'000 Einwohnerinnen und Einwohnern vor.
Neuerscheinung:
Bundesamt für Statistik, Die Frauen in den Exekutiven der Schweizer Gemeinden 2001, Neuchtel 2001, Bestellnummer: 221-0100, Preis Fr. 9.--, 64 Seiten.
Bestellungen: Bundesamt für Statistik, Espace de l'Europe 10, 2010 Neuchâtel. Tel. 032 / 713 60 60.
Kontakt:
Werner Seitz, BFS, Sektion Kultur, Politik und
Lebensbedingungen, Tel. +41 32 713 63 65
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des
BFS http://www.statistik.admin.ch