Hochschulprognosen 2003-2012 Unterschiedliche Entwicklung der Studierendenzahlen zu erwarten
Neuchâtel (ots)
15 Education et science Bildung und Wissenschaft Formazione e scienza
Neuchâtel, 27. Mai 2003 N° 0350-0304-80
Hochschulprognosen 2003-2012
Unterschiedliche Entwicklung der Studierendenzahlen zu erwarten
Im vergangenen Wintersemester zählten die Schweizer Hochschulen insgesamt 142600 Studierende: 104700 an den universitären Hochschulen (UH) und 37900 an den Fachhochschulen (FH). Ohne pädagogische Hochschulen (PH) ergibt sich für die FH ein Total von 34600 Studierenden. Die Zahl der UH-Studierenden dürfte im Jahr 2012 insgesamt 119000 Personen erreichen (+14%). Dabei wird die grösste Zunahme wahrscheinlich vor 2005 stattfinden. Dies hat ein Szenario des Bundesamtes für Statistik (BFS) ergeben. An den FH (ohne PH) ist für 2012 mit 49000 Studierenden zu rechnen (+41%).
Das BFS legt aktualisierte Prognosen für die Anzahl Studierender und Abschlüsse der Schweizer Hochschulen vor. Die neuen Prognosen basieren hauptsächlich auf einem Szenario mit neutralen Hypothesen. Dieses geht von konstanten Einflüssen auf die Ströme im Bildungswesen aus. Universitäre Hochschulen: Wachstum wird sich verlangsamen
Der doppelte Maturitätsjahrgang 2002 hat an den UH zahlreicher Kantone zu einer markanten Steigerung der Anzahl Studierender auf dem Niveau Diplomstudium geführt. Das Plus belief sich auf 4,5% zu Beginn des Studienjahrs 2002/2003 (2001: 80'500; 2002: 84'200). Bis 2005 dürfte die Studierendenzahl wegen der Maturitätsreform weiter kräftig wachsen und auf dem Niveau Diplomstudium über 89000 Personen betragen. Alle Stufen zusammengenommen ist mit einem Total von 113000 Studierenden zu rechnen. Nach 2005 wird ein Abflauen des Wachstums erwartet. Ab 2010 ist auf Grund der Bevölkerungsentwicklung eine Tendenzumkehr wahrscheinlich. Dieser wird sich voraussichtlich zuerst bei den Maturitäten bemerkbar machen und danach die UH-Neueintritte sowie allmählich die Anzahl Studierender überhaupt erfassen. Gesamthaft gesehen, wird der Anstieg der Studierendenzahlen auf dem Niveau Diplomstudium bis 2012 wahrscheinlich auf drei Hauptgründe zurückzuführen sein: allen voran auf demografische Effekte, aber auch auf die Steigerung der Anzahl Frauen mit einem schweizerischen Hochschulzulassungsausweis und auf die Zunahme der Anzahl Neueintritte ausländischer Personen. Die Zahl der männlichen Studierenden mit schweizerischem Zulassungsausweis dürfte hingegen weit schwächer zulegen (+1% auf dem Niveau Diplomstudium) als die entsprechende Altersgruppe als Ganzes (+7%). Für 2012 ist mit total 119000 immatrikulierten Studierenden zu rechnen. Gegenüber 2002 mit 104700 Studierenden bedeutet dies ein Plus von 14%. Während für das Niveau Diplomstudium eine Zunahme von 12% erwartet wird, wurden für die Nachdiplomstufe Steigerungen von über 20% veranschlagt. Alle Stufen zusammengenommen, könnten die Frauen um 2007 die Mehrheit unter den Studierenden übernehmen. Den Prognosen zufolge steigt ihr Anteil auf dem Niveau Diplomstudium von 48% im Jahr 2002 auf 52% im Jahr 2012. Auf Doktoratsstufe wird ein Anstieg von 38% auf 43% erwartet. Die stetige Zunahme des Frauenanteils an den UH dürfte mit Ausnahme der Doktoratsstufe bis 2010 zum Erliegen kommen. Bereits keine Steigerung mehr verzeichnen die UH-Neueintritte. Entwicklung an den universitären Hochschulen: grosse sprachregionale Unterschiede Je nach Sprachregion dürfte sich die Situation an den Universitäten unterschiedlich entwickeln. Grund hierfür sind abweichende Bevölkerungsentwicklungen in den einzelnen Landesteilen. Während die Prognosen für die UH der Deutschschweiz ab 2006 eine Stabilisierung der Anzahl Studierender auf dem Niveau Diplomstudium voraussagen, wird die Zahl der Studierenden an den Universitäten der französischen und der italienischen Schweiz wahrscheinlich bis 2010 weiterhin stark zulegen. Seit einigen Jahren ist auf allen Hochschulstufen ein starker Anstieg der Anzahl ausländischer Studierender zu beobachten. Zwischen 2002 und 2012 dürfte die Zahl der Studierenden mit einem ausländischen Zulassungsausweis auf dem Niveau Diplomstudium um 27% zunehmen; für die Inhaberinnen und Inhaber eines schweizerischen Zulassungsausweises wird eine Steigerung von 10% erwartet. 2012 ist auf dieser Stufe mit einem Anteil ausländischer Studierender von 14,5% zu rechnen (2002: 12,7%). Im Doktorats- und sonstigen Nachdiplombereich dürften sie in den kommenden Jahren 40% bis 50% der Neueintritte ausmachen. Zwischen 2001 und 2002 wurde mit +7% in den Geistes- und Sozialwissenschaften der grösste Anstieg von Studierenden auf dem Niveau Diplomstudium notiert. Dieser Zuwachs wird voraussichtlich weiter anhalten und die Zahl der Studierenden bis 2012 um 21% anschwellen lassen (andere Disziplinen: +6%). Unter diesen Voraussetzungen werden die Geistes- und Sozialwissenschaften im Jahr 2012 43% aller Studierenden auf dem Niveau Diplomstudium auf sich vereinen. Die Wirtschaftswissenschaften der UH haben zum ersten Mal in sechs Jahren stagniert: -4% Neueintritte in diesem Bereich, trotz einer globalen Steigerung von 5%. Bis 2012 wird denn auch lediglich mit einer schwachen Zunahme der Anzahl Studierender von 4% gerechnet. Diese Quasi-Stagnation erstaunt, wenn man sie mit den starken Zuwachsraten der Fachhochschulen in den Wirtschaftsfächern im Jahr 2002 vergleicht (+12% Neueintritte und +19% Studierende auf dem Niveau Diplomstudium zwischen 2001 und 2002). Fachhochschulen: starker Aufwärtstrend An den Fachhochschulen (FH) waren im Wintersemester 2002/2003 insgesamt 37'900 Studierende (34'600 ohne PH) eingeschrieben. Diese Zahl dürfte in den nächsten Jahren kräftig zulegen und im Jahr 2012, alle Stufen zusammengenommen, 49'000 Personen erreichen. Bei den Studiengängen im Zuständigkeitsbereich des Bundes wird die Zunahme in erster Linie auf den erwarteten starken Anstieg der Anzahl Berufsmaturitätsabschlüsse zurückzuführen sein. Hinzu kommt die wachsende Tendenz der betroffenen Absolventinnen und Absolventen, ihre Ausbildung an einer FH fortzusetzen. Bei den kantonal geregelten FH-Bereichen ist der prognostizierte Zuwachs hauptsächlich im Licht der Aufnahme neuer Ausbildungsgänge in die FH zu sehen. Für 2012 sind 43'300 Studierende auf dem Niveau Diplomstudium zu erwarten. 2002 waren es noch 29'200 Studierende gewesen (+48%). Dabei legen die kantonalen Studiengänge um rund 70% zu (2002: 7270; 2012: 12'600), jene in den eidgenössisch anerkannten Bereichen um 40% (2002: 21'900; 2012: 30'700). Die PH konnten noch nicht ins Vorausschätzungsmodell aufgenommen werden und sind deshalb hier nicht berücksichtigt. Diese Zahlen könnten zu niedrig angesetzt sein, denn die Aufnahme neuer Ausbildungsgänge in die FH ist noch nicht abgeschlossen. Bei den FH-Bereichen in Bundeskompetenz werden auf dem Niveau Diplomstudium die Studiengänge Wirtschaft (+49%, Erhöhung auf 13'400 Studierende) und Technik (+44%, auf 11'500) voraussichtlich die stärkste Zunahme erleben. Auf kantonaler Seite dürfte vor allem die Aufnahme neuer Studiengänge in das FH-System automatisch zu einem äusserst starken Anstieg in den Bereichen Musik (+64%, auf 4600), Soziale Arbeit (+65%, auf 4200) und Gesundheit (von 530 auf 2300) führen. In den eidgenössisch anerkannten FH-Bereichen werden die Frauen trotz einer deutlichen Steigerung klar in der Minderzahl bleiben (27% der Studierenden im Jahr 2012, gegenüber 24% im Jahr 2002). In den den kantonal geregelten Studiengängen dürften sie hingegen einen Anteil von 68% stellen (63% im Jahr 2002). Analog zu den UH wird die Zahl der der Studierenden bei den Inhaberinnen und Inhabern ausländischer Zulassungsausweise viel stärker steigen (+74%) als bei jenen schweizerischer Ausweise (+45%). Auch wird die Zunahme bei den Frauen (+70%) stärker sein als bei den Männern (37%).
Fachhochschulen immer wichtiger Die Fachhochschulen werden in der Schweizer Hochschullandschaft immer stärker an Bedeutung gewinnen. Im Jahr 2012 dürfte ihr Anteil an den Studierenden auf dem Niveau Diplomstudium 32% betragen (26% im Jahr 2002). Das eindrücklichste Beispiel ist der zurzeit stark expandierende Wirtschaftsbereich der FH. Er wird 2007 wahrscheinlich mehr Studierende auf dem Niveau Diplomstudium umfassen als die Wirtschaftswissenschaften der UH.
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Internet: Unter der Adresse www.education-stat.admin.ch finden sich: Prognosen nach Hochschule Zukunftsindikatoren für die universitären Hochschulen und die Fachhochschulen Basisdaten der UH- und FH-Erhebungen für das Wintersemester 2002/2003
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS http://www.statistik.admin.ch
Methode Die Entwicklung der Studierendenprognosen der Schweizer Hochschulen hängt von zahlreichen Faktoren ab. Die wichtigsten sind: die Anzahl Personen, die einen Zulassungsausweis erhalten, die Übertrittsquoten zwischen der Sekundarausbildung und den Hochschulen, die Anzahl Studierender mit einem ausländischen Zulassungsausweis und die mittlere Verweildauer in den Hochschulen. Die Entwicklung der Anzahl Abschlüsse an den Hochschulen hängt zusätzlich von der Abschlussquote ab. Diese Quoten können sich insgesamt in Folge politischer Massnahmen, wirtschaftlicher Veränderungen oder soziologischer Entwicklungen verändern. Die angewandte Methode geht von den bekannten Ziffern der Anzahl Personen in der Primar- und Sekundarbildung aus. Dabei werden die zukünftigen Populationen von Schülerinnen bzw. Schülern/Studierenden und Abschlüssen der Sekundarstufe und der Hochschulen auf der Grundlage eines Systems von Quoten vorausgeschätzt. Die verwendeten Quoten sind sehr detailliert und schliessen, für die Tertiärstufe, die Auswirkungen der Mobilität, der Wartezeiten und der Transfers zwischen Studiengängen und/oder Hochschulen mit ein.
Hypothesen Das verwendete Szenario, HE-A-2002, geht weitgehend von einem Status quo aus (d.h. es stützt sich auf konstante oder nur leicht variierende Quoten). «Status quo» bedeutet, dass sich die Bedingungen, welche die Ströme der Einzelpersonen im Bildungswesen beeinflussen, während des Perspektivzeitraums nicht oder kaum verändern werden. Zusätzliche Hypothesen wurden hinzugezogen, als gewisse Zulassungsbeschränkungen (wie der Numerus clausus in der Medizin) bekannt wurden oder als besondere Entwicklungen eintraten. Ein grosser Unsicherheitsfaktor ist gegenwärtig die Erklärung von Bologna mit dem Bachelor-/Master-Modell. Dessen Einführung könnte ab 2007/2008 zu einer Veränderung der Studierendenzahl an den UH führen.
Anpassungen gegenüber den vorangehenden Prognosen UH: Erst für den Zeitraum ab 2006 (+700 Studierende) weichen die vorliegenden Prognosen für das Niveau Diplomstudium spürbar von den Vorausschätzungen des letzten Jahres ab (Szenario HL-ICT-2001). Der Unterschied ist auf die hier aufgestellte Hypothese zurückzuführen, wonach die Zahl der Neueintritte von Studierenden mit ausländischem Zulassungsausweis weiter ansteigen wird. Bei den Fachbereichen wird vor allem die Expansion der Studierendenzahlen in den Wirtschaftswissenschaften in den UH als bedeutend tiefer eingeschätzt als 2001. Möglicherweise werden diese sogar unter der durchschnittlichen Zuwachsrate zu liegen kommen. Die aktuellen Prognosen für die Nachdiplom- und Doktoratsstufe hingegen unterscheiden sich deutlich von den letzten Vorausschätzungen, da die Neueintritte auf Doktoratsstufe im Jahr 2002 (zum Teil aus technischen Gründen) stark zunahmen und die Anzahl der künftigen Neueintritte von Personen mit ausländischem Zulassungsdiplom nach oben korrigiert wurde. FH: Die Prognosen 2001 bezogen sich nur auf die vom Bund geregelten Studiengänge und waren ein erster Versuch, ein sich wandelndes System modellhaft abzubilden. Für die Bereiche in Bundeskompetenzwird für das Jahr 2010 eine um 7% höhere Anzahl Neueintritte prognostiziert als im Rahmen der letzten Vorausschätzungen. Diese Abweichung ist vor allem durch die Korrektur nach oben der Zahl der Berufsmaturitäten sowie der Neueintritte von Personen mit ausländischem Zulassungsausweis bedingt. Zusammen mit diesen Faktoren führt die Anpassung der mittleren Verweildauer der Studierenden zu einer um 17% höheren Studierendenzahl auf dem Niveau Diplomstudium im Jahr 2010.
Abkürzungen UH: Universitäre Hochschulen FH: Fachhochschulen PH: Pädagogische Hochschulen
KB: kantonal geregelte Fachbereiche BB: auf Bundesebene geregelte Fachbereiche T: Total, F: Frauen
27.05.2003