Satellitenkonto Tourismus Mehr als 30 Milliarden für den Tourismus in der Schweiz
(ots)10 Tourisme Tourismus Turismo Neuchâtel, 23. Juni 2003 Nr. 0350-0305-90
Satellitenkonto Tourismus
Mehr als 30 Milliarden für den Tourismus in der Schweiz
1998 löste der Tourismus in der Schweiz direkt Ausgaben von insgesamt 30,6 Mrd. Franken aus. Damit erwirtschaftete die Branche eine Wertschöpfung von 12,9 Mrd. und erzielte einen Anteil von 3,4% am Bruttoinlandprodukt (BIP). Dies geht aus einer Studie hervor, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) und das Bundesamt für Statistik (BFS) gemeinsam beim Laboratoire dEconomie Appliquée (LEA) der Universität Genf und beim Büro Rütter und Partner in Rüschlikon in Auftrag gegeben haben. Die Studie vermittelt zudem verschiedene neue Erkenntnisse über den Schweizer Tourismus, insbesondere über die Bedeutung der ausländischen Gäste, des Tages- und Geschäftstourismus sowie über die Umsätze, die Wertschöpfung und die Beschäftigung, welche in verschiedenen Branchen generiert werden. Der Tourismus ist keine Branche im wirtschaftsstatistischen Sinne, welche im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung direkt ausgewiesen wird. Bisher fehlte deshalb eine ganzheitliche Erfassung der vielfältigen direkten wirtschaftlichen Effekte des Tourismus in der Volkswirtschaft. Um diese Lücke zu schliessen, wurde erstmals ein Satellitenkonto Tourismus (Tourism Satellite Account TSA) für die Schweiz erstellt. Es basiert auf dem gemeinsamen Konzept von UN, WTO, OECD und EUROSTAT von 2000 und ist vollumfänglich kompatibel mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Bis heute verfügen nur wenige Länder über ein solches Satellitenkonto; aus methodischen Gründen bezieht es sich vorerst auf das Jahr 1998. Wichtige Grundlagen für das Satellitenkonto Tourismus sind die Fremdenverkehrsbilanz sowie die Einkommens- und Verbrauchserhebung des BFS.
Rund die Hälfte der touristischen Ausgaben von ausländischen Besuchern Vom Total der 30,6 Mrd. CHF touristischen Ausgaben in der Schweiz entfällt rund die Hälfte (47% bzw. 14,5 Mrd. CHF) auf die ausländischen Besucher/innen, wobei die übernachtenden Besucher eine mehr als dreimal grössere Bedeutung haben als die Tagesbesucher. Damit leistet der Incoming-Tourismus einen respektablen Beitrag zur Zahlungsbilanz der Schweiz. Der Wert liegt über jenem, der in der Fremdenverkehrsbilanz ausgewiesen ist, da im Satellitenkonto Tourismus alle Ausgaben der Ausländer, insbesondere auch jene für internationale Personentransporte (Luftfahrt und SBB), mitberücksichtigt sind. Bei den privaten Reisen der Inländer hat der Tagestourismus ein wesentlich grösseres Gewicht als bei den Ausländern und erreicht praktisch die gleiche Bedeutung wie der Übernachtungstourismus (Anteil je 16% bzw. rund 4,9 Mrd. CHF). Einen wichtigen Beitrag zur touristischen Nachfrage leistet ferner auch der Geschäftstourismus (übernachtende Besucher und Tagesbesucher) mit einem Anteil von rund 6% (1,8 Mrd. CHF) an den touristischen Gesamtausgaben. Die übrigen 15% (4,5 Mrd. CHF) entfallen auf verschiedene weitere Komponenten der touristischen Nachfrage (unterstellte Eigennutzung von Ferienwohnungen, Ausgaben bei Reisebüros und inländischen Fluggesellschaften, Ausgaben für dauerhafte touristische Konsumgüter etc.). Rund zwei Drittel der touristischen Ausgaben ausserhalb des Gastgewerbes 24% der Ausgaben (7370 Mio. CHF) werden im Beherbergungs- und rund 12% im Gaststättengewerbe getätigt (3600 Mio. CHF). Somit entfallen nur 36% der Ausgaben auf das Gastgewerbe und nahezu zwei Drittel auf zahlreiche andere Branchen, namentlich den Passagierverkehr (7860 Mio. CHF), den Detailhandel (7160 Mio. CHF, inkl. Grosshandel und Produktionswert der Waren), die Reisebüros (1760 Mio. CHF), Unterhaltung/Kultur/Sport (950 Mio. CHF) und das Gesundheitswesen (930 Mio. CHF). Ein zentraler Wirtschaftszweig Insgesamt beträgt die direkt touristisch induzierte Bruttowertschöpfung für die Schweiz für das Jahr 1998 rund 12,9 Mrd. CHF. Dies entspricht 3,4% des Bruttoinlandproduktes der Schweiz. Der Tourismus hat damit eine vergleichsweise grosse volkswirtschaftliche Bedeutung inne, die deutlich über der Herstellung von medizinischen und optischen Geräten und Uhren (2,0%), und leicht über der Chemischen Industrie und Versicherungen (2,9%) sowie der Nachrichtenübermittlung (3,1%) liegt. Es ist darauf hinzuweisen, dass sich ein höherer direkter Anteil des Tourismus am BIP ergibt, wenn auch jene Komponenten integriert werden, welche aus Gründen der Abgrenzung und der Datenverfügbarkeit in diesem TSA insbesondere aufkommensseitig noch nicht einbezogen werden konnten. Als Zeichen einer unterdurchschnittlichen Produktivität gegenüber den übrigen Branchen ist zu werten, dass der Tourismus im Hinblick auf die Beschäftigten noch grössere Bedeutung erlangt: Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung beträgt insgesamt 5,2%; dies entspricht einer vollzeitäquivalenten Beschäftigung von 165 500 Einheiten (VZÄ). Unter den tourismusabhängigen Branchen hat die Beherbergung mit einer Bruttowertschöpfung von 4000 Mio. CHF (31%) die grösste Bedeutung (inkl. Nutzung und Vermietung von Ferienwohnungen), gefolgt vom Gaststättengewerbe mit 1830 Mio. CHF (14%) und den Reisebüros/Verkehrsvereinen mit 1140 Mio. CHF (9%). Dem Passagierverkehr fällt mit 2590 Mio. CHF rund ein Fünftel zu (20%). Hier ist insbesondere auf die grosse tourismuswirtschaftliche Bedeutung des Wirtschaftszweigs Luftverkehr (inkl. Hilfstätigkeiten) mit 1070 Mio. CHF (8%), der Eisenbahnen mit 700 Mio. CHF (5%) und der Berg- und Spezialbahnen mit 390 Mio. CHF (3%) hinzuweisen. Als weiterer wichtiger Wirtschaftszweig erzielt der Detailhandel eine Wertschöpfung von 1010 Mio. CHF (8%). Etwas kleinere Beiträge entfallen auf die Kultur mit 110 Mio. CHF (1%) sowie auf Sport und Unterhaltung mit 240 Mio. CHF (2%).
Methodische Hinweise Nur direkte Wirkungen berücksichtigt Die Autoren der Studie haben die internationalen Normen für Tourismus-Satellitenkonten strikte befolgt und deshalb nur die direkten Wirkungen des Tourismus im schweizerischen Satellitenkonto berücksichtigt. Das heisst, dass die Wertschöpfung anderer Branchen aus den Vorleistungen bei der Berechnung der touristischen Wertschöpfung beiseite gelassen wurde. Zudem wurden auch keine Multiplikatoreffekte integriert. Um Bedürnisse abzudecken, deren Befriedigung den Rahmen des Satellitenkontos sprengen würden z.B. die Messung der direkten und indirekten gesamtwirtschaftlichen Wirkung des Tourismussektors werden noch weitere Studien folgen müssen. Das Satellitenkonto Tourismus bildet jedoch eine unverzichtbare, klar abgegrenzte und international genormte Ausgangsbasis. Das Ziel: Eine regelmässige Erstellung des Kontos Das Satellitenkonto Tourismus musste in aufwändiger und komplexer Kleinarbeit aus unterschiedlichsten Quellen zusammengestellt werden. Zu lösen galt es insbesondere Definitions- und Methodikprobleme, die gegenwärtig auch international intensiv zu reden geben. Dies erklärt, weshalb erst wenige Länder über ein solches Konto verfügen. Relativiert wird damit auch der Umstand, dass mit 1998 ein nicht allzu aktuelles Referenzjahr verwendet werden konnte. Seco und BFS prüfen gegenwärtig die Möglichkeiten für eine regelmässige Produktion des Satellitenkontos. Der Aktualisierungsrhythmus ist noch offen und wird sich nach der Verfügbarkeit der zahlreichen erforderlichen Datenquellen richten. Zurzeit ist ein neues Konto für das Referenzjahr 2001 vorgesehen.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK Informationsdienst
Auskunft: Pierre Caille (031 323 68 42) oder Peter Keller (031 322 27 52) Publikationsbestellungen: Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E- Mail: Ruedi.Jost@bfs.admin.ch Die Publikation «Satellitenkonto Tourismus der Schweiz» erscheint im Juli 2003. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS http://www.statistik.admin.ch
23.06.2003