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Bundesamt für Statistik

BFS: Das Schweizer Parteiensystem im internationalen und im kantonalen Vergleich

(ots)

Das Schweizer Parteiensystem im internationalen und im kantonalen Vergleich

Im europäischen Vergleich stellt das schweizerische Parteiensystem 
wie auch seine Veränderungen in den letzten dreissig Jahren keinen 
Sonderfall dar, auch wenn die hiesige Parteienlandschaft durchaus 
durch schweizerische Besonderheiten geprägt ist. So ist in der 
Schweiz die Zahl der Parteien überdurchschnittlich gross und es gibt 
eine Vielzahl politisch thematisierter Konfliktlinien. Die 
politische Linke ist im internationalen Vergleich sehr schwach und 
die bürgerlichen Parteien sind überdurchschnittlich stark. In den 
letzten dreissig Jahren haben sich die kantonalen Parteiensysteme 
einander angeglichen, es können gegenwärtig aber immer noch mehrere 
Typen von kantonalen Parteienstystemen unterschieden werden. Das 
sind Ergebnisse zweier Studien, welche die beiden Berner 
Politologie- Professoren Klaus Armingeon und Andreas Ladner im 
Auftrag des Bundesamtes für Statistik (BFS) erstellt haben. Ein 
westeuropäisches Parteiensystem mit schweizerischen Besonderheiten 
Ein Vergleich des schweizerischen Parteiensystems mit den 
Parteiensystemen in den westeuropäischen Ländern der letzten 
dreissig Jahre zeigt grosse Ähnlichkeiten: Es gibt in der Schweiz 
ähnliche Parteien wie in Europa und die Entwicklungen dieser 
Parteien verlaufen ebenfalls ähnlich wie jene in Westeuropa. Es gibt 
jedoch auch Unterschiede. So ist die Zahl der Parteien in der 
Schweiz viel grösser als in den meisten westeuropäischen Ländern. 
Ebenfalls bedeutend ist im internationalen Vergleich die Zahl der 
politisch thematisierten Konfliktlinien, was die schweizerische 
Parteienvielfalt erklären dürfte. Im Gegensatz zu anderen 
westeuropäischen Staaten gibt es in der Schweiz an den Rändern des 
politischen Spektrums keine starken links- oder rechtsextremen 
Parteien. Im Falle von linksextremen Parteien ist dies gemäss Klaus 
Armingeon darauf zurückzuführen, dass die organisierte 
Arbeiterbewegung relativ früh ins politische System eingebunden 
wurde; das Fehlen ultra-rechter Parteien wiederum hange mit den 
ausgebauten Volksrechten zusammen. Während in repräsentativen 
Demokratien die Wahl einer rechtsextremen oder pointiert 
fremdenfeindlichen Partei die einzige Möglichkeit ist, die dem 
Rechtsextremismus zugrunde liegenden Wut und Ressentiments politisch 
auszudrücken, können die Bürgerinnen und Bürger in der direkten 
Demokratie zu einzelnen Fragen ihren Unmut äussern. Beispiel dafür 
sind die Ausländerinitiativen. Ausgesprochen schwach ist im 
internationalen Vergleich die politische Linke, wogegen das 
bürgerliche Lager in der Schweiz überdurchschnittlich stark ist. 
Klaus Armingeon hält jedoch fest, dass diese Eigenheiten des 
schweizerischen Parteiensystems nicht so ausgeprägt seien, dass es 
nicht in das Entwicklungsmuster der westeuropäischen Parteiensysteme 
passen würde. Namentlich sind in der Schweiz wie in Westeuropa seit 
den achtziger Jahren deutliche Stimmengewinne neuer Parteien 
festzustellen, was darauf hinweist, dass die Stabilität der 
Parteiensysteme der sechziger und siebziger Jahre etwas ins Rutschen 
geraten ist. Angleichung der kantonalen Parteiensysteme Die 
kantonalen Parteiensysteme haben sich in den letzten dreissig Jahren 
gewandelt und teilweise einander angeglichen. Verantwortlich dafür 
ist in erster Linie die SVP, welche sich immer stärker auch in 
denjenigen Kantonen bemerkbar macht, in denen sie bis anhin nicht 
organisiert war. Die CVP demgegenüber verliert sowohl in ihren 
Stammlanden wie auch in den Diaspora-Gebieten, in denen sie 
traditionell schwach ist, an Wählerstimmenanteilen. Wie Andreas 
Ladner aufzeigt, gibt es nach wie vor beachtliche Unterschiede 
zwischen den kantonalen Parteiensystemen. Die früher oft vertretene 
Ansicht, in der Schweiz existierten 26 kantonale Parteiensysteme 
entsprechend den 26 Kantonen, muss heute jedoch relativiert werden. 
Aufgrund der Entwicklung von Wählerstimmenanteilen und der Stärke 
der verschiedenen politischen Lager lassen sich die nach wie vor 
bestehenden Unterschiede auf fünf Typen von Parteiensystemen 
reduzieren: Drei Typen finden sich in den mehrheitlich katholischen 
Kantonen, zwei Typen in den konfessionell gemischten Kantonen. Die 
drei Typen in den katholischen Kantonen unterscheiden sich vor allem 
hinsichtlich der Stärke der CVP. Entsprechend spricht man von einem 
Zweiparteiensystem mit eindeutig dominanter CVP, einem 
Vierparteiensystem mit starker CVP oder einem Vierparteiensystem mit 
starker FDP (und schwächerer CVP). In den gemischten Kantonen 
existieren einerseits Vielparteiensysteme mit einer starken Linken 
oder andererseits Vierparteiensysteme mit einer starken SVP. Im 
Anhang der beiden Studien befinden sich Tabellen mit den offiziellen 
Ergebnissen der Parlamentswahlen sämtlicher EU- und EFTA- Staaten 
seit 1970 sowie mit der Mandatsverteilung und den 
Wählerstimmenanteilen der Parteien bei den kantonalen 
Parlamentswahlen seit 1971.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
	Informationsdienst
Information:
Werner Seitz, BFS, Sektion Kultur, Politik und Lebensbedingungen, 
Tel. 032 713 63 65
Neuerscheinungen:
Die Publikation von Armingeon Klaus «Das Parteiensystem der Schweiz 
im internationalen Vergleich. Eine Studie mit Daten der 
Nationalratswahlen 1971–1999» umfasst 108 Seiten und kostet Fr. 10.–
, jene von Andreas Ladner «Kantonale Parteiensysteme im Wandel. Eine 
Studie mit Daten der Wahlen in den Nationalrat und in die kantonalen 
Parlamente 1971–2003» umfasst 84 Seiten und kostet 8.– Fr. 
Publikationsbestellungen, Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-
Mail:  order@bfs.admin.ch
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS 
http://www.statistik.admin.ch
8.10.03

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