BFS: Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002
(ots)Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002
Sparen bei den Krankenversicherungsprämien
Der Anteil der Schweizer Bevölkerung mit einer Zusatzversicherung zur Deckung der Spitalkosten in der privaten oder halbprivaten Abteilung ist weiter rückläufig. 1992, d.h. vor dem Inkrafttreten des KVG, betrug er 52%; 2002 belief er sich lediglich noch auf 32%. Parallel dazu entscheiden sich immer mehr Versicherte für wählbare Franchisen, um die Prämie ihrer Grundversicherung zu reduzieren. Zusatzversicherungen und wählbare Franchisen kommen vor allem für Personen mit höherem Einkommen und Bildungsniveau in Frage. Die soeben vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) zeigen auch, dass die Versicherten beim Entscheid für eine wählbare Franchise ihr individuelles Risiko, Leistungen des Gesundheitssystems beanspruchen zu müssen, berücksichtigen. Mit dem Anfang 1996 in Kraft getretenen Krankenversicherungsgesetz (KVG) wurden verschiedene Regelungen eingeführt, mit denen die Versicherten ihre Gesundheitskosten begrenzen können. So steht es ihnen zum Beispiel offen, den Versicherer zwecks eines günstigeren Grundversicherungsangebotes zu wechseln. Wählbare Franchisen sollen die Versicherten dazu bringen, die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems zu begrenzen. Sparmöglichkeiten bieten auch alternative Versicherungssysteme wie die HMO-Gesundheitszentren und die Hausarztmodelle. Immer weniger Zusatzversicherungen Der Anteil 15-jähriger oder älterer Personen mit einer Zusatzversicherung zur Deckung der Spitalkosten in der privaten oder halbprivaten Abteilung ist in den letzten zehn Jahren von 52% (1992) über 38% (1997) auf 32% (2002) zurückgegangen. Dieser Trend scheint sich seit einigen Jahren abzuschwächen und hat sich nach den jüngsten Zahlen der Krankenversicherer sogar stabilisiert. In der Altersklasse der 45- bis 64-Jährigen also der Personen, deren verfügbares Einkommen oft einen Höhepunkt erreicht hat finden sich am meisten Frauen und Männer mit einer solchen Versicherung. Im Pensionsalter sind diese Zusatzversicherungen bei beiden Geschlechtern wieder seltener (35% bis 40%). Es erstaunt nicht, dass die Versicherung in der privaten oder halbprivaten Abteilung stark mit der finanziellen Situation der Betroffenen zusammenhängt: Unter den zwanzig einkommensstärksten oder sozioprofessionell am besten gestellten Prozent der Bevölkerung verfügen über 50% über eine derartige Zusatzversicherung. und immer mehr hohe Franchisen Weniger Krankenversicherungsprämien zu bezahlen und dafür im Bedarfsfall einen grösseren Anteil der Behandlungskosten zu übernehmen, als die Mindestfranchise von Fr. 230 es vorschreibt, ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Insbesondere Personen mit hohem Ausbildungsniveau entscheiden sich für eine Franchise von 400 bis 1500 Franken: Während drei Viertel der Hochschulabsolventinnen und absolventen über eine wählbare Franchise verfügen, wünscht unter den Personen mit lediglich obligatorischer Schulausbildung nur die Hälfte diese Lösung. Bei gleicher Ausbildung und gleichem Einkommen sind proportional mehr Männer als Frauen bereit, eine hohe Franchise zu bezahlen (ab 600.-). Dies erstaunt nicht, wenn man bedenkt, dass Frauen häufiger ärztlichen Rat suchen als Männer und ihr Sparpotenzial somit geringer ist. Alternative Versicherungsmodelle sind nicht in Offenbar steuern aber nicht nur finanzielle Beweggründe das Verhalten der Bevölkerung in Sachen Krankenkassenprämien. Die Versicherten scheinen wenig geneigt, gewisse Einschränkungen zwecks tieferer Prämien zu akzeptieren und sind wahrscheinlich zum Teil auch schlecht informiert. Aus diesem Grund werden die drei alternativen Versicherungsformen nur selten gewählt: Bonussystem 1% der Versicherten, HMO-Gesundheitszentren 2% und Hausarztmodell 3%. Darin bestätigt sich die Vorliebe der Versicherten für die freie Arztwahl. Gemäss der SGB 2002 erachten es denn auch 72% der schweizerischen Wohnbevölkerung als wichtig, sich im Bedarfsfall den Spezialarzt bzw. die Spezialärztin selber aussuchen zu können. Vor allem Gesunde wählen höhere Franchisen Haben hohe Franchisen die erhoffte Wirkung, das heisst die Senkung der Kosten zulasten der Versicherer, oder bringen sie vor allem den Versicherten tiefere Prämien? Die Befragungsergebnisse zeigen, dass der Anteil der Personen, die in den 12 Monaten vor der Befragung einen Arzt oder eine Ärztin aufgesucht haben, von der tiefsten zur höchsten Franchise um 22% abnimmt. Zwar deutet dieses Ergebnis auf eine zurückhaltendere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen hin, falls die Konsultationskosten selber zu tragen sind; andere Resultate haben zudem aber gezeigt, dass Personen mit hoher Franchise in der Regel auch bei besserer Gesundheit sind. So verringert sich der Anteil derer, die sich gesundheitlich gut oder sehr gut fühlen und derer, die keine chronischen gesundheitlichen Probleme haben, von der tiefsten zur höchsten Franchise um etwas mehr als 10%. Je höher zudem die Franchise, desto grösser ist auch der Anteil der Personen, die im Jahr vor der Erhebung keinen Spitalaufenthalt zu verzeichnen haben. Bezahlung der Leistungen entscheidend Bei der Frage nach dem Grund für den letzten Arztbesuch gaben die Angehörigen der tiefsten Einkommensgruppe hauptsächlich Beschwerden, eine Krankheit oder einen Unfall als Ursachen an. Damit bestätigt sich das allgemein bekannte Phänomen, wonach Personen aus tieferen sozialen Schichten Gesundheitsrisiken (toxische Stoffe, Arbeitsunfälle usw.) und demnach gesundheitlichen Problemen stärker ausgesetzt sind und auch eine höhere Sterblichkeit aufweisen. Im Bereich der abgedeckten Leistungen funktioniert das Gleichbehandlungsprinzip gemäss KVG, das heisst alle haben gleichen Zugang zu den Leistungen des Gesundheitssystems. Andere, von der Grundversicherung nicht übernommene Leistungen wie zum Beispiel Behandlungen beim Zahnarzt oder bei der Dentalhygienikerin werden hingegen umso mehr in Anspruch genommen, je höher das Einkommen des Patienten oder der Patientin ist. Diese einkommensabhängigen Unterschiede unterstreichen, wie wichtig die Bezahlung zentraler Leistungen durch die Versicherung ist, um allen Teilen der Bevölkerung einen fairen Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen. Allgemein hat die Schweizerische Gesundheitsbefragung gezeigt, dass die Entscheide der Versicherten im Bereich der Krankenversicherung - das heisst die Wahl der Franchise, der Hospitalisierungsart und der Versicherungsform nicht ausschliesslich auf wirtschaftlichen Überlegungen basieren, sondern von verschiedenen sozialen Aspekten wie dem Bildungsniveau, der Stellung im Beruf, dem Einkommen sowie dem Gesundheitszustand abhängen.
Die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002 Laut dem statistischen Mehrjahresprogramm des Bundes findet alle fünf Jahre eine Erhebung über den Gesundheitszustand der 15-jährigen und älteren, in Privathaushalten lebenden Wohnbevölkerung der Schweiz statt. Nach der Premiere 1992/93 wurde die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002 zum dritten Mal durchgeführt. Für diese Ausgabe wurde eine Zufallsstichprobe von 19'700 Personen befragt. Anhand eines telefonischen Interviews sowie eines per Post zugestellten Papierfragebogens wurden die gesundheitlichen Selbsteinschätzungen, der Lebensstil sowie die Bedürfnisse der Versicherten an Leistungen des Gesundheitssystems in Erfahrung gebracht sowie zahlreiche gesundheitsrelevante Faktoren wie die Lebens- oder Arbeitsbedingungen untersucht.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK Pressestelle
Auskunft: Dr. Roland Calmonte, BFS, Sektion Gesundheit, Tel.: 032 713 65 64
Neuerscheinung: Schweiz. Gesundheitsbefragung 2002. Erste Ergebnisse, Bestellnummer: 213-0201 Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002. Standardtabellen Niveau Schweiz (CD-ROM) Basis-Preis: Fr. 300.--, 2004 Bestellnummer: 213-0205-01
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