BFS: Working Poor: Armut trotz Erwerbstätigkeit
(ots)Working Poor: Armut trotz Erwerbstätigkeit
Nach vier positiven Jahren nimmt der Anteil der armen Erwerbstätigen wieder zu
2003 waren 7,4% jener 20- bis 59-jährigen Erwerbstätigen arm, die in einem Haushalt mit einem Erwerbsumfang von mindestens einer Vollzeitstelle (ab 90%) leben. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesamt für Statistik (BFS) auf der Grundlage seiner aktuellsten statistischen Resultate. 2002 betrug dieser Anteil 6,4%. Mehr als ein Viertel der Working Poor (26,1 %) lebt in einem Haushalt mit einem Erwerbsumfang von mindestens zwei Vollzeitstellen. Selbst Vollzeitarbeit schützt somit nicht immer vor Armut.
Nach rund vier positiven Jahren verschlechtert sich die Situation wieder
Nach einem deutlichen Anstieg der Working Poor-Quote in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre stabilisierte sich die Situation in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, und zwischen 1999 und 2002 war sogar eine positive Entwicklung zu verzeichnen. 2003 hingegen erhöhte sich der Anteil der armen Erwerbstätigen wieder von 6,4% auf 7,4%. Betroffen waren 231'000 Working Poor in 137'000 Haushalten mit insgesamt 513'000 Personen und 233'000 Kindern. Betrachtet man den Anteil der Working Poor im vergangenen Jahrzehnt, dann lässt sich feststellen, dass die Entwicklung zumindest teilweise mit dem Verlauf der Erwerbslosenquote zusammenhängt. Der Anteil armer Erwerbstätiger scheint der Erwerbslosenquote mit einem Abstand von 2 bis 3 Jahren zu folgen. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Grössen dürfte daraus resultieren, dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit mit einem Wachstum der Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse einhergeht, wie dies eine aktuelle Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) zeigt. Denn prekäre Arbeitsverhältnisse tragen zur Verarmung von Erwerbstätigen bei. Nicht alle Erwerbstätigen sind gleich stark gefährdet Die Quote von 7,4% entspricht dem Durchschnitt für alle Erwerbstätigen. Gewisse Kategorien von Erwerbstätigen sind bei den Working Poor jedoch übervertreten. Dies gilt insbesondere für Erwerbstätige, die in Einelternfamilien oder kinderreichen Familien leben (20,4% bzw. 20,5%). Auch die berufliche Stellung spielt eine wichtige Rolle: Selbständigerwerbende sind häufiger arm (13,8%), insbesondere solche ohne Angestellte (18,3%). Ebenfalls stärker gefährdet sind Erwerbstätige mit einem befristeten Arbeitsvertrag und Personen, die ihre Erwerbstätigkeit nach einem Unterbruch wieder aufnehmen (15,9% bzw. 10,1%). Ausländische Personen sind häufiger betroffen als Schweizer Staatsangehörige, insbesondere Personen aus Nicht-EU-Ländern (EU15), die ein 2,5 Mal höheres Risiko aufweisen (19,9%). Schliesslich gehören auch Personen ohne Ausbildung, bei denen die ausländische Wohnbevölkerung übervertreten ist, häufiger zu den Working Poor (18,5%). Insgesamt sind Erwerbstätige besonders häufig arm, wenn sie: Kinder alleine erziehen (Einelternfamilie) und/oder eine kinderreiche Familie haben; aus einem Nicht-EU-Land kommen (EU15); keine Ausbildung haben.
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Neuerscheinung: Working Poor in der Schweiz (2003), BFS, Neuchâtel 2004, 16 Seiten, Bestellnummer: 566-0300.
Staatssekretariat für Wirtschaft: Prekäre Arbeitsverhältnisse in der Schweiz, Bern 2003.
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