aha! Allergiezentrum Schweiz / aha! Centre d'Allergie Suisse
aha! Allergiekampagne 2006: Scharf beobachtete Winzlinge
Bern (ots)
Über eine Million Menschen in der Schweiz leiden unter Heuschnupfen. Es sind sechs Pollentypen, welche die häufigsten Heuschnupfen-Symptome auslösen: von triefender Nase bis zu ernsthaften Asthmabeschwerden. Pollen sind aber auch begehrte Forschungsobjekte der Pflanzen- und Umweltwissenschaften. Die diesjährige Allergiekampagne des Schweizerischen Zentrums für Allergie, Haut und Asthma (aha!) beleuchtet das Thema Pollen aus verschiedenen Blickwinkeln und bietet Informations- und Publikumsveranstaltungen in den Botanischen Gärten Bern, Fribourg und St. Gallen an.
Der Beginn des Pollenflugs von Hasel und Erle, mit dem die Heuschnupfenzeit traditionellerweise beginnt, hat sich aufgrund der kalten Witterung in diesem Jahr verzögert. In den nächsten Tagen und Wochen ist mit grossen Konzentrationen zu rechnen. Gemäss Fachleuten haben Hasel und Erle viele Blütenkätzchen gebildet. Ein Haselkätzchen allein kann bis zu zwei Millionen Pollen freisetzen. Voraussichtlich wird es auch zu einem nahtlosen Übergang der Blütezeiten von Erle und Birke kommen, bevor Ende Mai bereits die Saison der Gräser- und Kräuterpollen beginnt. Sie sind die häufigsten Auslöser von Pollenallergien.
Auch wenn der Winter 2006 verhältnismässig kalt war: Die Klimaerwärmung ist Tatsache und könnte mittelfristig noch mehr Ungemach für die Betroffenen bringen. In der Schweiz ist die Temperatur in den letzten 100 Jahren um bis zu 1,6°C gestiegen, mehr als im globalen Schnitt. Bis 2050 rechnet man mit einem Anstieg von 3°C im Sommer und 2°C im Winter. Die Pollenflugzeiten werden früher beginnen. Aus den seit 20 Jahren erhobenen Daten des Nationalen Pollenmessnetzes lässt sich dies bei den Birken verdeutlichen. Deren Blütebeginn hat sich seit den 90er Jahren um 14 Tage vorverschoben. Und die Pollensaison der Gräser und Kräuter hat sich deutlich verlängert. Höhere Temperaturen können zudem die Besiedlung neuer Pflanzen begünstigen. Aktuellstes Beispiel: die hochallergene Ambrosia, vor deren Ausbreitung verschiedenste Fachkreise eindringlich warnen.
Die klimatische Entwicklung der letzten und noch kommenden Jahrzehnte bezeichnet die Palynologie als "Erwärmungsschub". Dieser Forschungszweig der Pflanzenwissenschaften kann aus Kernbohrungen in Seen und Mooren in komplexen chemischen Verfahren Pollen aussondern, mikroskopisch analysieren, datieren, Rückschlüsse auf das Klima ziehen und heutige Modelle überprüfen. Mit Jahrtausende alten Pollen kann so nachvollzogen werden, wie biologische Systeme auf Klimaerwärmungen reagieren und auch, wie der Mensch die Landschaft verändert hat.
Von Mensch gemacht sind auch die Luftschadstoffe, die vermehrt unsere Gesundheit belasten. Gut 40% der Bevölkerung atmet regelmässig zu viel gesundheitsschädigenden Feinstaub ein. Es verdichten sich die Hinweise, dass allergische Reaktionen durch die Schadstoffbelastung zumindest begünstigt werden. Und sie ist ein zusätzlicher Reizfaktor für das kindliche Asthma. In neueren Laborstudien konnte aufgezeigt werden, dass es durchaus eine Wechselwirkung zwischen Feinstaub und Pollen gibt: In stark belasteten Gebieten sind Pollen mit Schadstoffpartikeln bedeckt, in ihrem Allergengehalt verändert, was die Wirkung verstärken kann. Andere Experimente belegen, dass Stickoxide und Ozon die Pollenkörner verändern, so dass diese danach leichter Allergien hervorrufen können.
Aus Sicht der Fachmedizin wird der Heuschnupfen von den Betroffenen noch zu oft unterschätzt. Jeder zweite Pollenallergiker riskiert ein Asthma, wenn die Symptome jahrelang schlecht oder gar nicht behandelt bleiben. Die Statistik besagt, dass bereits heute 30% der Pollenallergiker an Asthmabeschwerden leiden und in ihrer Lebensqualität somit erheblich eingeschränkt sind. Rund 25% aller Betroffenen zeigen zudem Kreuzreaktionen zwischen Pollen- und Nahrungsmittelallergenen. Die Symptome reichen vom leichten Kribbeln im Mundbereich bis im Extremfall zur Schockreaktion. Die Allergologen empfehlen deshalb eine frühzeitige Abklärung, sobald eine Pollenallergie vermutet werden kann, und zu präventivem Verhalten, wenn die Pollenbelastung hoch ist. Menschen mit hohem Leidensdruck können sich einer spezifischen Immuntherapie unterziehen, der bis heute einzigen ursächlichen Behandlung bei Pollenallergien. In langsamen Schritten wird das Immunsystem "umgestimmt", so dass es auf ein bestimmtes Allergen nicht mehr überreagiert.
Weitere Infos zum Thema "Pollen und Umwelt" sowie zur aha! Kampagne unter www.ahaswiss.ch
Kontakt:
aha! Schweizerischerisches Zentrum für Allergie, Haut und Asthma
Annelise Lundvik (Kommunikation)
Tel. +41/31/359'90'00/19
E-Mail: alundvik@ahaswiss.ch