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Fürstentum Liechtenstein

Abschied von Botschafter Wolf

Vaduz (ots)

Botschafter Josef Wolf, Liechtensteins Ständiger
Vertreter beim Europarat, wird demnächst nach mehr als zehnjähriger
Tätigkeit Strassburg verlassen. Aus diesem Anlass fanden am 22. Mai
zwei Veranstaltungen statt: mittags im Europarat eine Verabschiedung
durch die Kollegen des Diplomatischen Corps sowie abends ein Empfang,
gegeben von Botschafter Wolf und seiner Frau Inge, im historischen,
im Park der Orangerie gelegenen Pavillon Joséphine. Zu dem
abendlichen Empfang war eigens Regierungsrat Ernst Walch aus
Liechtenstein nach Strassburg gekommen und verlieh damit diesem
Anlass eine besondere Note. Es waren geladen : das diplomatische
Corps, dessen Doyen Botschafter Wolf als dienstältester Botschafter
viele Jahre lang war, sowie die Vertreter des Europarats, der
Parlamentarischen Versammlung und des Gerichtshofs für
Menschenrechte. Anwesend waren ferner Vertreter der Stadt Strassburg,
der Region Elsass und der anerkannten Religionsgemeinschaften.
Das Diplomatische Corps sowie das Büro des Ministerkomitees hatten
sich für ein möglichst frühes Datum für diesen Abschiedsempfang
ausgesprochen, weil sich im Juni vor Beginn der Sommerferien die
Termine häufen (z.B. in der letzten Juni-Woche stets Session der
Parlamentarischen Versammlung), und sie diesem Anlass eine besondere
Bedeutung geben wollten.
Im Namen des Diplomatischen Corps hob der Botschafter von
Luxemburg Gérard Philipps die Verdienste von Botschafter Wolf hervor,
der das europäische Engagement Liechtensteins in den Jahren seines
Strassburger Wirkens stets würdig und überzeugend vertreten habe.
Botschafter Wolf habe nicht nur in ausgezeichneter Weise während der
sechs Monate des liechtensteinischen Vorsitzes die Sitzungen des
Ministerkomitees geleitet, sondern auch während seiner ganzen
Amtszeit ohne Zögern zahlreiche zusätzliche Verpflichtungen
übernommen. Durch seinen Einsatz für die kulturelle, geistige und
religiöse Dimension der europäischen Einigung und die Ausprägung
einer übergreifenden europäischen Identität habe er den
Mitgliedsstaaten des Europarats deutlich gemacht, dass auch die
Stimme eines kleinen Landes wie Liechtenstein in Europa Gewicht haben
kann, wenn es um die Verteidigung der gemeinsamen Werte geht.
Zu erwähnen ist auch, dass die Amtszeit von Botschafter Wolf als
Vertreter Liechtensteins beim Europarat in eine politisch äusserst
spannende Zeit fiel, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den
90er Jahren nach und nach bis auf Serbien- Montenegro und
Weissrussland alle Staaten Mittel- und Osteuropas dem Europarat
beitraten, darunter zahlreiche Länder, von denen vor 1989 niemand
sich hätte träumen lassen, dass sie jemals als selbständige Staaten
Botschafter nach Strassburg schicken würden, zum Beispiel die drei
baltischen Länder, die drei Kaukasusrepubliken, die Nachfolgestaaten
des untergegangenen Jugoslawien, Moldawien und die Ukraine. Viele
dieser neuen Staaten sind relativ kleine Staaten, was zeigt, dass es
gegenwärtig in Europa nicht nur den Trend zu grösseren politischen
Zusammenschlüssen wie der EU gibt, sondern auch die Tendenz zur
Wiederentdeckung europäischer Identität in kleineren Einheiten, so
dass Liechtenstein sich im Kreise der nunmehr 44 Europaratsstaaten
durchaus nicht verloren zu fühlen braucht.
Während seiner Tätigkeit in Strassburg durfte Botschafter Wolf
auch die Erweiterung des einheitlichen europäischen Rechtsraums durch
eine grosse Zahl von Übereinkommen und Zusatzprotokollen des
Europarats erleben. Genannt seien hier lediglich die
Bioethik-Konvention, die Konventionen zur Bekämpfung des Terrorismus
und der Geldwäsche und das Zusatzprotokoll zur bedingungslosen
Abschaffung der Todesstrafe.
Freilich ergaben sich im Verlauf der Osterweiterung des Europarats
auch viele neue Konflikte, vor allem in Südosteuropa, im Kaukasus und
in Moldawien. Gerade während des Vorsitzes im Ministerkomitee musste
Liechtenstein immer wieder vermittelnd eingreifen, und zwar aus der
Überzeugung heraus, dass Auseinandersetzungen und Spannungen im
europäischen Haus auch Rückwirkungen auf Liechtenstein haben und
deshalb ein Anlass zur Sorge sind.

Kontakt:

Presse- und Informationsamt des Fürstentums Liechtenstein (pafl)
Tel. +423/236'67'22
Fax +423/236'64'60
Internet: http://www.presseamt.li

Nr. 259

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