Forschungen zu liechtensteinischen Weltkriegsfragen laufen
Vaduz (ots)
Die im Vorjahr von der liechtensteinischen Regierung eingesetzte «Unabhängige Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg» steht mitten in der Archivphase ihrer Forschungen. Untersuchungsbereiche sind Liechtensteins Finanzbeziehungen (Raub- und Fluchtgut, nachrichtenlose Vermögen), Rüstungszusammenarbeit und Flüchtlingspolitik Liechtensteins in der NS-Zeit. Am 24./25. Juni 2002 haben sich die Mitglieder der Kommission unter Leitung ihres Präsidenten Peter Geiger erneut im liechtensteinischen Triesenberg zur 3. Gesamtsitzung getroffen. Der international besetzten Kommission gehören neben dem Präsidenten an: Vizepräsident Arthur Brunhart (Balzers), die Professoren Erika Weinzierl (Wien), Carlo Moos (Zürich), David Bankier (Jerusalem) und Dan Michman (Ramat-Gan). In der Sitzung in Triesenberg ging es um eine Bestimmung des Zwischenstandes der Arbeit.
Zum ersten Sitzungsvormittag waren die beauftragten Forscherinnen und Forscher beigezogen. Diese erfüllen teils seit letztem Dezember, teils seit den ersten Monaten dieses Jahres Forschungsaufträge von unterschiedlicher Zeitdauer. Sie sind in Archiven in Liechtenstein und im Ausland tätig, teils auch in Privatarchiven. Periodisch werden sie von Mitgliedern der Kommission zu Kolloquien zusammengezogen, um die Koordination der Arbeiten sicherzustellen. Zusätzlich werden in Washington, in London und in Israel durch Spezialisten vor Ort Aufträge zur Sichtung von Archivalien zu Liechtenstein durchgeführt. Ergebnisse und Dokumentenkopien gelangen von dort an die Forscher und an die Kommission.
Die Historikerkommission konnte feststellen, dass sehr gut gearbeitet wird, dass die Kooperationsbereitschaft der Amtsstellen und der öffentlichen wie privaten Archive sehr erfreulich ist, dass die Materien je nach Fachbereich überaus komplex sind, dass sich immer wieder Präzisierungen von Forschungsfragen aufdrängen und dass der Zeitrahmen - Abgabe des Schlussberichts bis Dezember 2003 - recht knapp bemessen ist. Die Kommission führte am zweiten Sitzungstag auch ein Gespräch mit dem Landesfürsten Hans-Adam II. sowie ein Gespräch mit der Regierung. Die Unterredungen dienten der Vorstellung der Gesamtkommission sowie der Information.
Über konkrete Ergebnisse kann noch nicht berichtet werden. Die Arbeiten sind im Gange, weitere umfangreiche Archivalien müssen gesichtet und ausgewertet werden. Überhaupt werden die Ergebnisse erst im Schlussbericht zusammen mit den Einzelstudien der Regierung übergeben und dann durch Publikation der Öffentlichkeit mitgeteilt. Nur für den Fall, dass sich unmittelbarer dringender Handlungsbedarf ergäbe, hätte die Kommission mandatsgemäss unverzüglich die Regierung zu benachrichtigen, so dass diese sofort agieren könnte.
Die Unabhängige Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg verfolgt aufmerksam auch die in über zwanzig weiteren Staaten tätigen wissenschaftlichen Kommissionen, welche sich um aktuelle Klärung von Fragen zur Weltkriegszeit bemühen. Freilich sind die Relationen und die von Land zu Land sehr unterschiedlichen Problembereiche, die es zu durchleuchten gilt, im Auge zu behalten.
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