Abklärungen zu liechtensteinischen Weltkriegsfragen schreiten voran
Vaduz (ots)
Die Unabhängige Historikerkommission hat getagt
Vergangenen Dienstag und Mittwoch, 27./28. November 2002, hat sich die international besetzte "Unabhängige Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg" unter Leitung ihres Präsidenten Peter Geiger zu ihrer 4. Gesamtsitzung in Triesenberg getroffen, den Stand der bisher geleisteten Forschungarbeit sowie Zwischenergebnisse beraten und den weiteren Zeitplan diskutiert. Die Arbeit kommt gut voran, zugleich erweist sie sich als sehr komplexe Materie.
Während zwei Tagen hat die Unabhängige Historikerkommission sich in Triesenberg über die Arbeitsberichte der beauftragten Forscherinnen und Forscher sowie der in entlegenen Archiven suchenden Spezialisten gebeugt. Sie hat für einen Teil der Sitzung die Forscher und Forscherinnen ebenfalls nach Triesenberg eingeladen und die Forschungsarbeiten mit ihnen diskutiert. Die vor eineinhalb Jahren im Mai 2001 von der Regierung eingesetzte Kommission hat spezifische Fragen zu Liechtenstein im Zweiten Weltkrieg beziehungsweise in der NS-Zeit zu untersuchen. Sie beziehen sich erstens auf Flucht oder Verschiebung von Vermögenswerten aller Art nach oder über Liechtenstein im Zusammenhang mit dem NS-Regime, zweitens auf Flüchtlingspolitik und drittens auf Produktion für die deutsche Kriegsrüstung. In den Bereich der Vermögenswerte gehört auch die Frage von geflüchteter (geretteter) Kunst sowie von Raubkunst, ebenso die Frage von allfälligen nachrichtenlosen Vermögenswerten, von ins Reich rückerpressten Gesellschaftswerten oder Lebensversicherungen. Einen speziellen Bereich, der im weiter gefassten Sinne mit der Flüchtlingspolitik zusammenhängt, bilden die Finanzeinbürgerungen. In allen Fragen gilt es möglichste Klarheit zu erlangen. Die Untersuchungen haben wissenschaftlich gründlich und möglichst abschliessend zu erfolgen.
Die Kommission ist bewusst liechtensteinisch und international aus Historikern zusammengesetzt: Präsident ist Peter Geiger, Vizepräsident Arthur Brunhart, Mitglieder die Professoren Erika Weinzierl (Wien), Carlo Moos (Zürich), David Bankier (Jerusalem) und Dan Michman (Ramat Gan). Der letztere war zur jüngsten Sitzung krankheitshalber verhindert. David Bankier konnte seine Anliegen in der Kommission mit vertreten. Professor Bankier hat gleich auch am Mittwochabend, 27. November 2002, auf Einladung der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem in Vaduz ein sehr erhellendes Referat zum Thema "International and Jewish Perspectives on Holocaust Research" gehalten.
Präsident Peter Geiger konnte zum Abschluss der Sitzung seiner Kommission mit Freude feststellen, dass sehr gute Forschungsarbeit geleistet wird, dass die Zusammenarbeit in der Kommission und mit den beauftragten Wissenschaftern fruchtbar verläuft und dass sie bei Amtsstellen wie bei Privaten auf eine sehr erfreuliche Kooperations- bereitschaft stösst. Dies ist nicht zuletzt ein Ergebnis davon, dass ebenso sorgfältig wie diskret gearbeitet wird. Resultate werden erst nach Abschluss der gesamten Kommissionsarbeit mitgeteilt werden können, wenn sie im Lichte aller Quellen, die weiter zusammenkommen, gesichert sein werden.
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