pafl: Zwei Jahre Kunstmuseum Liechtenstein
(ots)Die Aufbauarbeit trägt Früchte
Knapp zwei Jahre nach der Eröffnung des Kunstmuseums Liechtenstein, in denen anfänglich die Wellen des Neuigkeitseffekts stark gewirkt hatten, hat nun eine zweite Phase begonnen: Die Orientierung am qualifizierten Aufenthalt der Besucher. Neben dem internationalen Fachpublikum und den kulturreisenden Touristen ist zu bemerken, dass sich ein interessiertes, regionales Publikum bildet, welches regelmässig zu den Wechselausstellungen und den wechselnden Sammlungspräsentationen als auch zu den vielen vertiefenden Begleitveranstaltungen ins Museum kommt. Dabei ist besonders erfreulich, dass die Landesgrenzen immer durchlässiger werden. Neben der Präsentation der eigenen Sammlung mit dem Konzept "Dialog" hat das Kunstmuseum Liechtenstein im Jahre 2002 vier Wechselausstellungen (Leiko Ikemura, Rita McBride, Paul Klee, Jochen Gerz) gezeigt, welche auch von den Medien sehr positiv aufgenommen worden sind. Während des Jahres hat das Kunstmuseum über 100 Begleitveranstaltungen angeboten, wobei sich der Donnerstagabend zu einem kulturellen "jour-fix" etabliert hat. Mit 35'000 Personen im Jahr 2002 hat sich die Besucheranzahl über dem prognostizierten Niveau eingependelt. Für das Jahr 2003 sind im Kunstmuseum Liechtenstein drei Wechselausstellungen geplant:
28. März 2003 bis 8. Juni 2003 Frantisek Kupka (1871-1957) - Eine Retrospektive
Frantisek Kupka gilt als einer der Väter der abstrakten Kunst. In Tschechien geboren und in Paris arbeitend, hat er ein sehr eigenwilliges, individuelles Oeuvre erarbeitet. Ähnlich wie Kandinsky oder Mondrian verstand er die Abstraktion als einen Prozess der Vergeistigung, als den Versuch, Kosmos und Geist in eine Form zu bannen. Für das Kunstmuseum Liechtenstein ist die Ausstellung "Frantisek Kupka" Teil einer ambitionierten Ausstellungsreihe, die bedeutende künstlerische Leistungen des 20. Jahrhunderts vorstellt, deren Komplexität und Individualität in der Vergangenheit noch nicht in ausreichendem Masse bzw. unter dem spezifischen Gesichtspunkt gewürdigt wurden. Nach Otto Freundlich und Paul Klee stellt das Kunstmuseum nun mit Frantisek Kupka einen weiteren Meister metaphysischen Denkens vor, dem formalästhetische Lösungen nur im Zusammenspiel mit existenziellem Erkenntnisgewinn berechtigt schienen.
27. Juni 2003 bis 2. November 2003 Migration
Eine umfangreichere Gruppenausstellung zum Thema "Migration" ist für Mitte des Jahres geplant. Das Thema der Wanderung, des Nomaden, des kulturellen Austauschs wird besonders seit den 60er Jahren von vielen Künstlern in ihren Arbeiten thematisiert. Die Ausstellung wird sich in einer dezidierten Auswahl generationsübergreifend damit beschäftigen. Zur Ausstellung ist auch ein Symposium im Oktober geplant. Exemplarisch stellt die Ausstellung Arbeiten aus den 1960 und 1970er Jahren vor. Hier sind besonders utopische Weltvorstellungen wirksam, wie etwa bei den italienischen Künstlern der Arte Povera ihre Haltung zum Nomadischen. Der zweite Fokus wird auf die Kunst der 1990er Jahre und die Gegenwart gelegt. Die Frage der kulturellen Identität in einer globalen Welt steht hier deutlich im Vordergrund. Die Arbeiten ermöglichen es, sich mit dem eigenen Dasein, dem eigenen "inneren Befinden" zu beschäftigen, Grenzen und Nationalität neu zu sehen.
28. November 2003 bis 29. Februar 2004 André Thomkins - eine Auswahl (Arbeitstitel)
Anfang des Jahres 2002 konnte das Kunstmuseum Liechtenstein den Nachlass des aus Luzern stammenden Künstlers André Thomkins (1930- 1985) als Depositum übernehmen. Thomkins ist nicht nur einer der wichtigsten Schweizer Künstler nach 1945, sondern war darüber hinaus ein ständiger Grenzgänger zwischen den verschiedenen internationalen künstlerischen Bewegungen der 50er, 60er und 70er Jahre. Seine virtuose Beherrschung künstlerischer Techniken, auch und besonders im Kleinformat, diente ihm einerseits zur Formulierung hochkomplexer Bildfindungen in der Tradition des Manierismus. Andererseits war sie sowohl Mittel zur Erforschung unbekannter künstlerischer Ausdruckmöglichkeiten wie auch Instrument einer stets zum Spielerischen aufgelegten künstlerischen Phantasie. So entstanden auch zahllose Palindrome und Anagramme, Musikinstrumente, Objekte und Kleinplastiken, die Thomkins zeichnerisches und malerisches Werk ergänzen. Der sehr umfangreiche Nachlass des Künstlers wird in den kommenden Jahren inventarisiert und aufgearbeitet und immer wieder in Ausstellungen präsentiert werden. Zum Auftakt wird der Sohn des Künstlers, Nicolas Thomkins, seine persönliche Auswahl von Werken seines Vaters in einer Ausstellung präsentieren.
Kunstmuseum Liechtenstein Städtle 32 FL-9490 Vaduz www.kunstmuseum.li
Di-So: 10-17 Uhr Do: 10-20 Uhr