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Fürstentum Liechtenstein

pafl: In Nendeln wohnten die Römer

Vaduz, 10. März (pafl) -

(ots)

Römischer Gutshof in Nendeln unter Denkmalschutz

Der römische Gutshof in Nendeln ist ein
frühes Zeugnis der Bau- und Siedlungsgeschichte in Liechtenstein. 
Die Regierung hat jetzt auf Antrag der Gemeinde Eschen die 
geschichtlich bedeutsame Stätte unter Denkmalschutz gestellt. Die 
Gutshöfe wurden zur Versorgung der nahen Siedlungen in regelmässigen 
Abständen entlang der Strassen im römischen Reich errichtet. 
Vereinzelt befanden sie sich im Besitz ehemaliger Soldaten, die sie 
als Altersversorgung nach ihrem Dienst im kasierlichen Heer 
erhielten. Verwandte Fundstellen lassen sich in Schaanwald, Mauren 
und Triesen nachweisen. Weiter entfernte Vergleichsbeispiele sind im 
Gebiet des Kantons St. Gallen und in Vorarlberg bekannt.
In den Jahren 1893-1896 wurde durch den fürstlichen Landesverweser 
Friedrich Stellwag von Carion in der Flur "Im Feld" das Herrenhaus 
eines römischen Gutshofs entdeckt und ausgegraben. Das Wissen um die 
Fundstelle ging jedoch im Laufe der Zeit wieder verloren. Erst beim 
Neubau der Primarschule wurden die römischen Ruinen erneut entdeckt 
und unter der Leitung von Dr. Georg Malin in den Jahren 1973/74 
archäologisch erforscht. Der dokumentierte Teil der Anlage umfasst 
das Haupthaus und zwei Nebengebäude.
Das Hauptgebäude weist mehrere Umbauphasen auf und bestand aus einem 
Portikus (Säulengang) im Eingangsbereich, Eckräumen und einer 
grossen Halle mit einer Herdanlage in der Mitte der Anlage. In den 
einzelnen Räumen konnten Mörtelböden und Fussbodenheizungen 
(Hypokaustum) in verschiedensten Ausführungen nachgewiesen werden. 
Bei der letzten Umbauphase wurde ein Bad mit Heiss-, Lau- und 
Kaltwasserräumen angebaut. Die Mauerreste des römischen Haupthauses 
wurden im Anschluss an die Grabung in den Jahren 1973/74 
konserviert. Sie sind heute frei begehbar. Ein Nebengebäude weist 
ebenfalls mehrere Bauphasen auf und ist als Grundriss im Bodenbelag 
des Pausenplatzes der Schule noch zu sehen. . In diesem Bereich 
wurde auch eine spätbronzezeitliche Herdstelle mit Keramikscherben 
entdeckt. Das zweite Nebengebäude wurde während der Bauarbeiten zum 
Neubau der Schule vollständig abgetragen. Beide Gebäude standen 
wahrscheinlich als Ökonomiebauten in Verwendung.
Die zahlreichen Funde, die bei den Ausgrabungen gemacht wurden, 
zeugen vom ländlichen Leben der römischen Bewohner und erlauben die 
Datierung des Gutshofes. Neben mehreren Münzen wurden Keramik, Glas 
(Gefässe, Fensterglas), Fibeln, Pferdegeschirr und verschiedenste 
Metallobjekte gefunden. Die ursprüngliche Anlage entstand 
wahrscheinlich am Ende des 1. Jh. n.Chr. und ist im Laufe der Zeit 
mehrfach umgebaut worden. Die Zerstörung des Gutshofes erfolgte 
entweder am Ende des 3. Jhs. oder Anfang des 4. Jhs., vermutlich im 
Zuge der Alamanneneinfälle aus dem Norden. Mit einer Wohnfläche von 
ca. 600 m2 war der Gutshof in Nendeln eine eher kleinere Anlage. Die 
bewirtschaftete Fläche dazu betrug ca. 80- 100 ha. Im römischen 
Reich gab es grosse Gutshöfe, die ein fünffaches und mehr an 
Grundfläche besassen. Der Gutshof in Nendeln lag direkt an der 
römischen Strasse, die von Chur über die Luziensteig bis nach 
Bregenz führte. Beim Gutshof in Schaanwald und in Schaan wurden 
möglicherweise einige Teilstücke dieser Strasse ausgegraben.
Der Standort des römischen Gutshofes in Nendeln wurde allerdings als 
günstiger Siedlungsplatz schon in der Urgeschichte mehrfach von 
Menschen bewohnt. Darauf weisen Siedlungsreste mit Keramikfunden aus 
der Zeit zwischen dem 10. und 8. Jh. v.Chr. hin. Eine Grube mit 
Scherben von Graphittonkeramik belegt eine neuerliche Besiedlung 
dieses Platzes in der jüngeren Eisenzeit im 3. und 2. Jh. v.Chr.

Kontakt:

Jürgen Fränzer
Tel.: +423/236 62 62
Juergen.Fraenzer@hba.llv.li

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