pafl: Neuausrichtung der Milchmarktordnung
(ots)
Vaduz, 28. Januar (pafl) -
Die Milchwirtschaft ist der wichtigste landwirtschaftliche Produktionszweig im Fürstentum Liechtenstein. Im Jahr 2002 betrug der landwirtschaftliche Rohertrag aus der Milchproduktion ca. 11 Millionen Franken. Dies entspricht einem Anteil von 60 Prozent an den gesamten landwirtschaftlichen Produktverkäufen.
Die über Jahre mit staatlicher Hilfe und in Absprache mit der Schweiz geförderte schmale und sehr spezifische Verarbeitungsstruktur ist heute als grösste Schwäche der liechtensteinischen Milchwirtschaft anzusehen. Damit sich Liechtenstein auf dem gemeinsamen Markt etablieren kann, sind eine wettbewerbsfähige Milchverarbeitung sowie wertschöpfungsstarke Milchprodukte notwendig. Eine Grundvoraussetzung zur Erreichung dieses Kernzieles ist das Vorhandensein einer modernen, leistungsfähigen und innovativen Milchverarbeitungsstruktur. Ziel ist es, einen möglichst grossen Anteil der Rohmilch im Inland zu wertschöpfungsstarken Produkten zu verarbeiten, also eine Vorwärtsintegration der Milchwirtschaft. Durch die Vorwärtsintegration soll die Eigenständigkeit des Milchmarktes erhöht werden. Dies soll mit einer von der Regierung zuhanden des Landtags verabschiedeten Vorlage zur Neuausrichtung der Milchmarktordnung erreicht werden.
Grundlage der Neuausrichtung Grundlage der Neuausrichtung der Milchmarktordnung ist die staatliche Förderung eines gesamtheitlichen Konzeptes. Das heisst, dass die Förderungen nicht in einen einzelnen Bereich der Milchverarbeitung fliessen sollen. Vielmehr soll die Entwicklung beziehungsweise der Ausbau der Verarbeitungsstruktur durch eine gezielte und ausgewogene Förderung der Milchverarbeiter von der Marktanalyse bis hin zur Absatzförderung begünstigt werden. Hierzu werden vier grundsätzliche Förderungsbereiche unterschieden: die Produktentwicklung, die Infrastrukturentwicklung, die Verarbeitungsentwicklung sowie die Marktentwicklung.
Produktenwicklung Der Förderungsbereich Produktentwicklung unterstützt die Entwicklung von neuen wertschöpfungsstarken Milchprodukten. Aufgrund der Kleinheit der Strukturen der inländischen Milchwirtschaft kann sich ein Verarbeitungsbetrieb kaum Investitionen in die Produktentwicklung leisten. Der Staat will mit einer Förderung der Produktentwicklung jedoch bewusst Anreize für die Neuausrichtung der Verarbeitungsstrukturen setzen. Die Produktentwicklung ist der erste Schritt zum Ausbau der im Inland verarbeiteten Milchmenge. Gefördert werden Projekte wie Marktforschung, Produktinnovation, Produktentwicklung und Qualitätssicherung.
Infrastrukturentwicklung Der Förderungsbereich Infrastrukturentwicklung umfasst die Rohstoffbeschaffung, den Ausbau der Milchverarbeitung, die Umsetzung von technischem Fortschritt sowie die Realisierung von Produktionsstätten und -anlagen. Durch die gezielte Investition in die notwendigen Anlagen soll ein Ausbau der inländischen Verarbeitung erreicht werden. Ebenfalls in diesen Förderungsbereich gehört die staatliche Unterstützung einer effizienten und gerechten Rohstoffbeschaffung. Diese umfasst hauptsächlich den Betrieb von Milchsammelstellen sowie eine Unterstützung der Milchsammelkosten.
Verarbeitungsentwicklung Der Förderungsbereich Verarbeitungsentwicklung unterstützt mittels Verarbeitungsprämien und Zulagen zur Herstellung von Spezialitäten die Ausdehnung der inländischen Verarbeitung. Die Verarbeitungsprämien sollen unabhängig vom verarbeiteten Produkt ausbezahlt werden. Damit wird die einseitige Stützung der Produktion von Butterungsrahm aufgehoben. Verarbeitungsprämien stellen grundsätzlich eine Rohstoffverbilligung der Milch dar. Sie sollen den Milchverarbeitern einerseits den Übergang ins neue Förderungssystem erleichtern und andererseits einen Ausbau der inländischen Verarbeitung unterstützen.
Marktentwicklung Der Förderungsbereich Marktentwicklung zielt auf die Erschliessung neuer oder die Durchdringung bestehender Absatzmärkte für inländische Verarbeitungsprodukte. Schnelle Veränderungen auf dem Lebensmittelmarkt erfordern ein laufendes und intensives Marketing. Mit Projektbeiträgen kann der Staat beispielsweise die Entwicklung einer Marketingstrategie fördern.
Eine gut ausgebaute Verarbeitungsstruktur ist die Voraussetzung für einen gesicherten Milchabsatz der liechtensteinischen Milchbauern zu einem den regionalen Verhältnissen entsprechenden Preis. Somit können von der Stärkung der Verarbeitungsstrukturen die Milchproduzenten - also die Landwirtschaftsbetriebe - direkt profitieren.
Durch die Vorwärtsintegration wird zudem eine Erhöhung des Selbstversorgungsgrades mit inländischen Milchprodukten erreicht. Aus volkswirtschaftlichen Überlegungen ist sicherlich auch die Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in der Milchverar- beitung von Bedeutung. Indirekt ergeben sich positive Auswirkungen durch die Multifunktionalität der Landwirtschaft, denn die Milchwirtschaft hat neben der eigentlichen Milchproduktion viele positive Nebeneffekte wie die Pflege der Kulturlandschaft, der Alpen und des Bodens.
Kontakt:
Landwirtschaftsamt
Julius Ospelt
Tel.: +423/236 66 00