pafl: Wildtiere im Tiefschnee
(ots)Der Jagdbeirat informiert
Am vergangenen Wochenende hat der Winter mit starken Schneefällen, Sturmwinden und Kälte im Land Einzug gehalten. Im Alpengebiet sind über 70 cm Neuschnee gefallen, gleichzeitig aber auch stark verfrachtet worden. Die vom Wintersportler ersehnte Pracht stellt für Wildtiere eine Herausforderung dar, namentlich für die Rehe und Hirsche, die in früheren Jahren die üblichen künstlichen Winterfütterungen aufsuchen konnten.
Von besorgten Jagdgesellschaften und auch von Nichtjägern sind nun erste Anfragen nach einer Öffnung der für ausserordentliche Notsituationen vorbereiteten Heutristen eingetroffen. Der Jagdbeirat hat sich - unter Beizug des Landestierarztes Peter Malin und des Wildbiologen Peter Meile - mit der Sachlage befasst.
Der Grossteil des Rot- und des Rehwildes hat das Alpengebiet verlassen und tiefere, klimatisch günstigere Lagen aufgesucht. Ein Augenschein in den Wintereinständen am Mittwoch Vormittag hat gezeigt, dass die Schneedecke sich gesetzt hat und noch eine Höhe von 50 bis 60 cm aufweist, innerhalb des geschlossenen Waldes und unter dem Schirm von Wettertannen sogar deutlich weniger. Das im Alpengebiet verbliebene Wild hat sich in kleinen Gruppen verteilt und hat keine Mühe, im Schnee nach der Nahrung zu scharren. Normal entwickelte Rehe und Hirsche leiden derzeit weder unter der Kälte, noch an Hunger. Ein Hungertod ist nicht zu befürchten, zumal sie ausserdem über einen Fettvorrat verfügen, der selbst bei grösstem Nahrungsmangel das Überleben bis Ende Januar sichern würde. Mit der derzeit gegebenen Schneelage werden Rehe und Hirsche genau so wie die Gämsen aufgrund ihrer zahlreichen Anpassungen leicht fertig. Eine künstliche Fütterung würde dagegen zu erhöhtem Energieverbrauch und wieder zu den unerwünschten Wild-Konzentrationen führen.
Nur ganz aussergewöhnlichen Witterungsbedingungen führen auch bei einem ansonsten der Kapazität der Wintereinstände angepassten Bestand zu hohen Verlusten. Um für eine solche Situation gewappnet zu sein, hat der Jagdbeirat ein Konzept für eine Notfuttervorlage erarbeitet. Sie sieht vor, Heu in eingezäunten Tristen auf Vorrat zu halten. Diese Tristen sollen bis zum 15. Januar nur unter ausserordentlichen Extrembedingungen geöffnet werden, weil das Wild sich verteilen soll und in dieser Zeit auch durch seine Fett- und Körperreserven noch gut versorgt ist.
Zwischen dem 15. Januar und dem 20. Februar kann der Jagdbeirat die Öffnung der Heutristen erlauben, wenn eine besonders hohe Schneelage dem Wild über einen Zeitraum von mehr als 10 Tagen die Fortbewegung und Nahrungssuche sehr stark erschwert oder verunmöglicht. Nach dem 20. Februar, wenn die Tiere wieder einen höheren Nahrungsbedarf entwickeln, dürfen die Tristen unabhängig von der Witterung geöffnet werden. Der Jagdbeirat wird am nächsten Montag die Situation vor Ort in den Wintereinständen im Alpengebiet überprüfen und auch in den kommenden Wochen stets ein waches Auge auf die Überlebensbedingungen der Wildtiere halten und gegebenenfalls neu entscheiden.
Wintersportlerinnen und Naturfreunde aber tun dem Wild den grössten Dienst, wenn sie sich an die markierten Wege und Pisten hält und nicht in die Wintereinstände des Wildes eindringt.
Kontakt:
Ressort Umwelt, Raum, Land- und Waldwirtschaft
Stefan Hassler
Tel.: +423/236 60 93