pafl: "Respect" Gewaltprävention in der Jugendarbeit
(ots)Interregionale Fachtagung Jugend 2006
Im Rahmen der interregionalen Zusammenarbeit im Jugendbereich mit dem Kanton St. Gallen und dem Land Vorarlberg war das Amt für Soziale Dienste Mitveranstalter der interregionale Fachtagung zum Thema Jugendgewalt vom 27. November 2006 in Rebstein. Über 140 Teilnehmende aus den drei Regionen machten deutlich, wie betroffen aggressives und gewalttätiges Verhalten junger Menschen macht. Das Fazit der Tagung: Für ein Erfolg versprechendes Vorgehen gegen Jugendgewalt braucht es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erziehung, Beteiligung, Prävention und Repression.
Jugendarbeitende, politisch Verantwortliche aller Stufen, Eltern, Lehrpersonen und private Veranstalter begegnen der Gewalt in all ihren Schattierungen. Dies war ein Grund, das Phänomen Jugendgewalt an der Interregionalen Fachtagung Jugend aus verschiedenen Blickwinkeln zu untersuchen. Allan Guggenbühl beleuchtete das Thema aus psychologischer Sicht. Bruno Fehr, Chef der Kriminalpolizei des Kantons St. Gallen, machte einen Vergleich der Kriminalstatistik der drei Regionen.
Guggenbühl stellt fest, dass es oft bei der Identitätsbildung "Wer bin ich?" über die Auseinandersetzung mit den Gegenkräften geht. Erwachsene sollen Gegenspieler sein und somit Jugendlichen ermöglichen, ihr eigenes Profil zu entwickeln. Da oftmals Rituale zum Erwachsenwerden fehlen, wird durch Grenzüberscheitung gehandelt. Guggenbühl formulierte 16 Thesen zu Mobbing und Gewalt und plädiert dafür bei jeder einzelnen Gewalttat zunächst genau hinzusehen und keine voreiligen Schuldzuweisungen zu machen. Es gilt, nicht zu moralisieren, sondern Position zu beziehen.
Bruno Fehr von der Kantonspolizei St. Gallen stellte die Datenlage im Bereich Jugendkriminalität und Gewaltdelikte in den drei Regionen dar. In den drei Ländern war während der letzten fünf Jahre kein massiver Anstieg bei Gewaltdelikten zu verzeichnen. Hingegen ist eine steigende Anzeigebereitschaft infolge Sensibilisierung erfolgt. Vier bis sechs Prozent eines Geburtenjahrganges sind laut Fehr für ca. für 40 bis 60 Prozent der registrierten Delikte verantwortlich.
Neben diesen Vorträgen wurde auch der Film "Respect" von Kuno Bont gezeigt. Der Film ist ein neues Mittel der Gewaltprävention und der Schulpsychologe Beat Manz aus Liechtenstein gab einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Films. In einem interdisziplinär und gut besetzten Podiumsgespräch wurde die Diskussion vertieft. Unter der kompetenten Tagesmoderation und Diskussionsleitung von Sarah Peter Vogt wurde der Film kritisch beleuchtet. Jugendliche ernst nehmen, ihnen öffentlichen Raum geben und sie einbinden waren Forderungen der jugendlichen Podiumsvertreter aus den drei Regionen, sowie von Gemeindrätin Brigitte Kuratli aus Goldach. Jugendliche seien nicht als Problem zu betrachten, da die meisten ja angepasst und sich gesellschaftskonform verhalten, betonte die Gemeinderätin. Gewaltberater Arno Dalpra aus Feldkirch riet den vermehrten und frühzeitigen Einbezug von Eltern bei Verhaltensauffälligkeiten im schulischen Rahmen. Jugendliche könnten sich heute kaum noch orientieren, wenn sie eine Anarchie der Pädagogik erfahren, da jede Lehrperson etwas anderes vorgebe. "Um auf Augenhöhe mit Jugendlichen zu diskutieren, sind sie in die Entwicklungsprozesse mit einzubeziehen", forderte Dani Fels, Professor an der FHS St. Gallen.
Der intensive Austausch von Fachwissen und Erfahrungen zwischen Jugendarbeitenden, Politikerinnen und Politikern, Behörden und Kommissionsmitgliedern aus den drei Ländern stärkt die interdisziplinäre und grenzüberschreitende Vernetzung. Es wurde aufgezeigt, dass Gewalt nur durch verschiedene aufeinander abgestimmte Massnahmen erfolgreich eingedämmt werden kann. Dazu gehören insbesondere Erziehung und altersgemässe Beteiligung von Kindern und Jungendlichen. An der Tagung nahm auch eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener teil. Sie achteten speziell darauf, dass die Inhalte und Massnahmen auch "jugendverträglich" sind. Zum Abschluss der Tagung richteten sie folgenden Appell an die Teilnehmenden: "Redet zuerst mit uns und nehmt uns ernst und macht dann die Diagnose". Zudem regten sie an, dass die Prävention bereits im Kindergarten beginnen sollte. Die Jugendlichen stellten weiters fest, dass die Medienberichterstattung über Jugendgewalt oftmals unqualifiziert und reisserisch erfolge.
Kontakt:
Amt für Soziale Dienste
Ludwig Frommelt
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