pafl: Dammstabilität am Alpenrhein erheblich verbessert
Vaduz (ots)
Vaduz, 16. November (pafl) - Die Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) und die Internationale Rheinregulierung (IRR) haben an ihrer gemeinsamen Sitzung vom 15. November 2007 mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass die baulichen Massnahmen zur Sanierung der Dämme des Alpenrheins zwischen der Illmündung und dem Bodensee abgeschlossen und damit die Hochwassersicherheit auf diesem Abschnitt erheblich verbessert werden konnte. Im Rahmen der Umsetzung des "Entwicklungskonzepts Alpenrhein" (EKA) haben IRKA und IRR ein neues Projekt zur Evaluation konkreter Massnahmen gegen die Sunk- / Schwallproblematik am Alpenrhein in Auftrag gegeben.
Mit dem gemeinsam verabschiedeten EKA haben IRKA und IRR die strategische Grundlage erarbeitet, um primär den Hochwasserschutz im Alpenrheintal zu gewährleisten, aber auch um das Ökosystem Alpenrhein zu optimieren, das Grundwasserreservoir im Rheintal zu schützen und die Nutzung vorhandener Energiepotenziale am Alpenrhein zu überlegen.
Ein wichtiger Schritt für die Hochwassersicherheit am Alpenrhein
Untersuchungen an den Alpenrheindämmen zwischen Illmündung und Bodensee zeigten, dass Massnahmen zur Verbesserung der Dammstabilität erforderlich sind. Die IRR hat darum den Einbau einer 8 bis 16 Meter tiefen und 10 cm dicken Dichtwand zur Dammsanierung in Angriff genommen und dieses Jahr abschliessen können. Gleichzeitig wurden auch die Befahrbarkeit der Dammkronen wieder hergestellt und die Dammhöhen ausgeglichen, um die durchgehende Hochwassersicherheit für das Schutzziel 3'100 m3/s (mit einem Meter Freibord) gewährleisten zu können. Die Dammsanierung hat gesamthaft rund 13 Mio. Euro gekostet und ist über die IRR von der Schweiz und von Österreich zu gleichen Teilen finanziert worden.
In den kommenden Jahren geht die IRR die ebenfalls notwendige wasserseitige Böschungssanierung zwischen Illmündung und Bodensee an. Die Kostenschätzung für diese Massnahmen beläuft sich auf gesamthaft rund 3 bis 4 Mio. Euro.
Dammstabilität auch im Oberlauf des Alpenrheins gewährleistet
In einem gemeinsamen Projekt haben das Fürstentum Liechtenstein und der Kanton St.Gallen auch die Stabilität der Rheindämme zwischen Sargans / Balzers und Sennwald / Ruggell untersuchen lassen. Die Resultate sind ermutigend, denn es hat sich gezeigt, dass die Dämme auf der gesamten Untersuchungsstrecke die schadlose Ableitung eines 100-jährlichen Hochwassers gewährleisten. Um auch bei noch extremeren Hochwasserereignissen Sofortmassnahmen an den Dämmen vornehmen zu können, hat das Fürstentum Liechtenstein beschlossen, die landseitige Dammerschliessung in Angriff zu nehmen. Auf Schweizer Seite sind die Dämme bereits ausreichend erschlossen.
Umsetzung des EKA läuft auf vielen Ebenen
In Übereinstimmung mit dem EKA sind im Verlauf der letzten Jahre bereits dies- und jenseits des Alpenrheins viele wichtige Massnahmen zur Erhöhung der Hochwassersicherheit und zur Verbesserung des Ökosystems Alpenrhein von den beteiligten Ländern in Angriff genommen beziehungsweise bereits umgesetzt worden. Diese haben sich bei konkreten Hochwasserereignissen auch durchwegs gut bewährt. Trotzdem besteht für die Zukunft weiterhin Handlungsbedarf am Alpenrhein.
Darum haben IRKA und IRR im Rahmen der Umsetzung des EKA bereits zwei zentrale Projekte zur Verbesserung der Sicherheit gegen Extremhochwasser im Alpenrheintal in Auftrag gegeben: Im Projekt "Vertiefung Notentlastungskonzept" werden zur Zeit die nötigen wasserbautechnischen Abklärungen über mögliche Entlastungsstellen, zulässige beziehungsweise mögliche Entlastungsmengen, vorhandene Rückhaltevolumen und benötigte Flächen für Retentionen und Ableitungen ausserhalb der Rheindämme abgeklärt. Die Resultate werden Ende 2008 erwartet.
Im Projekt "Hochwasserschutz innerhalb der Dämme" werden in Modellrechnungen an der ETH Zürich die technischen Möglichkeiten für eine Erhöhung der Abflusskapazität des Alpenrheins von heute 3'100 m3/s auf 4'300 m3/s sowie die Auswirkungen dieser Kapazitätserhöhung auf das Abflussregime untersucht. Parallel dazu bemüht sich die IRR um die notwendige Anpassung der Staatsverträge zur Ermöglichung der Erhöhung des Schutzziels.
Projektauftrag zur Konkretisierung der Sunk-/Schwallproblematik
Die bedarfsgerechte Stromproduktion in den Speicherkraftwerken im Einzugsgebiet des Alpenrheins erzeugt im Alpenrhein gegenüber dem natürlichen Abfluss deutliche Veränderungen, die mit Sunk bzw. Schwall bezeichnet werden. Sie sind gewässerökologisch problematisch und beeinträchtigen die Gewässerlebewesen. Aus einem Dialog mit der Elektrizitätswirtschaft hat sich gezeigt, dass noch erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich ökologischer Anforderungen, aber auch bezüglich sinnvoller Massnahmen und deren Standorten bestehen. Die Ermittlung robuster ökologischer Anforderungen für konkrete Massnahmen gegen Sunk / Schwall am Alpenrhein soll darum in einem gemeinsamen Projekt der IRKA und des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) unter Mitwirkung der Elektrizitätswirtschaft angegangen werden.
Die IRKA und ihre Aufgaben
Die Regierungen des Fürstentums Liechtenstein, des Landes Vorarlberg und der Kantone Graubünden und St. Gallen verfolgen im Rahmen der "Kooperationsvereinbarung Alpenrhein" vom Dezember 1998 als übergeordnetes Ziel eine "sichere und nachhaltige Entwicklung zum gemeinsamen Nutzen des Alpenrheingebietes, insbesondere die Gewährleistung der Hochwassersicherheit, die sparsame und umweltverträgliche Nutzung von Raum und Ressourcen und die Erhaltung und Mehrung der Naturwerte."
Mitglieder der IRKA sind Regierungsrat Willi Haag (St. Gallen, Vorsitzender), Landeshauptmann Herbert Sausgruber (Vorarlberg), Regierungsrat Hugo Quaderer (Fürstentum Liechtenstein) und Regierungsrat Stefan Engler (Kanton Graubünden). Seitens der IRR nehmen der Vertreter der Republik Österreich, Heinz Stiefelmeyer, und der Vertreter der Schweiz, Andreas Götz, an den IRKA-Sitzungen teil.
Kontakt:
Amt für Umweltschutz
Helmut Kindle, Amtsleiter
Tel.: +423 236 61 97
IRKA: www.alpenrhein.net