pafl: Forschungsprojekt Altersdiskriminierung
Vaduz (ots)
Vaduz, 26. Dezember (pafl) - Im Rahmen des EU-Jahres "Chancengleichheit für alle" beteiligt sich Liechtenstein an einer Schweizerischen Studie zum Phänomen der Altersdiskriminierung. Erlebte Diskriminierungen in Liechtenstein können berichtet werden.
Täglich erleben Menschen Benachteiligungen aufgrund ihres Lebensalters. Dennoch ist Altersdiskriminierung ein wenig diskutiertes Thema. In einem umfassenden Forschungsprojekt werden erstmals Erfahrungen von direkt Betroffenen gesammelt. Haben Sie schon einmal eine Fernsehsendung über Altersdiskriminierung gesehen oder einen Zeitungsartikel zu diesem Thema gelesen? Wahrscheinlich nicht, denn Altersdiskriminierung wird als gesellschaftliches Problem nur zögerlich wahrgenommen.
Negative Einstellungen gegenüber älteren Menschen
Ganz allgemein wird in den Medien spärlich oder einseitig und abwertend über ältere Menschen berichtet. Sie werden entweder als unnütz, dement und hinfällig dargestellt, oder aber es wird das Gegenbild von sportlich-dynamischen Personen entworfen, die geradezu überschäumen von dauerndem Tatendrang. In der Diskussion über den demografischen Wandel wird der zunehmende Anteil älterer Menschen meist vorbehaltlos als unerwünscht beurteilt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen ein einheitliches Bild: Einstellungen gegenüber älteren Menschen sind negativer als gegenüber jüngeren Menschen.
Sprachliche Abwertung
"Diese Einstellungen zeigen sich bereits in der Alltagssprache", so Angeline Fankhauser, Ex-Nationalrätin und Co-Präsidentin der VASOS (Verband aktiver Senioren- und Selbsthilfeorganisationen in der Schweiz). Sie befasst sich auf politischer Ebene mit dem Thema Altersdiskriminierung und bekräftigt: "Wird das Wort 'alt' auf Personen bezogen, ist es oft negativ besetzt und steht für verbraucht, unnütz, unbeweglich."
Diskriminierendes Verhalten
Negative Einstellungen gegenüber älteren Menschen bleiben nicht ohne Folgen, sondern äussern sich in diskriminierendem Verhalten: Ältere Mitarbeitende werden sozialverträglich frühverrentet, es wird weniger in sie investiert oder sie werden erst gar nicht eingestellt; Pflegekräfte reden in Kindersprache mit älteren Pflegebedürftigen, Ärzte und Ärztinnen nehmen die Beschwerden älterer Patienten nicht ernst. Im öffentlichen Verkehr wird wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse von älteren Menschen genommen und häufig werden sie gar nicht nach ihrer Meinung gefragt. Altersdiskriminierung ist weit verbreitet. Es fehlen Informationen von direkt Betroffenen.
Forschungsprojekt untersucht Formen und Häufigkeit von Altersdiskriminierung
Die Fachhochschule St. Gallen führt in Kooperation mit der Pro Senectute Schweiz, dem Amt für Soziale Dienste (Liechtenstein) und dem Liechtensteiner Seniorenbund ein Forschungsprojekt zu diesem Thema durch. Finanziert wird das Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds, der EU-Kommission und der Liechtensteinischen Regierung. In dem Projekt werden diskriminierende Alltagserlebnisse von älteren Menschen gesammelt und ausgewertet und es wird eine Bevölkerungsumfrage zur Häufigkeit derartiger Erlebnisse durchgeführt. Mit den Ergebnissen soll eine Diskussion über politische Massnahmen gegen Altersdiskriminierung angestossen werden.
Über Altersdiskriminierung berichten
Haben Sie Altersdiskriminierung erlebt oder beobachtet? Berichten Sie Ihre Erfahrungen! Sie können hierzu das Formular auf der Projekthomepage www.altersdiskriminierung.ch benutzen oder persönlich Kontakt aufnehmen:
FHS St.Gallen, Institut IFSA, Walter Rehberg, Industriestrasse 35, 9401 Rorschach - Telefon: 071 844 48 81.
Kontakt:
Amt für Soziale Dienste
Tel.: +423 236 72 50