pafl: Menschliche Skelette gewähren einen Blick zurück in die Geschichte - anthropologische Forschungen im Fürstentum Liechtenstein
Vaduz (ots)
Vaduz, 23. April (pafl) - Menschliche Gebeine, die im Rahmen von archäologischen Notgrabungen gefunden worden sind, werden bei der Landesarchäologie anthropologisch untersucht. Am kommenden Samstag referieren die Fachleute in Vaduz über interessante Untersuchungsergebnisse. Die Veranstaltung ist öffentlich.
Auf Einladung der Landesarchäologie treffen sich am 25. und 26. April 2008 die Mitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie (SGA) und der Arbeitsgemeinschaft für Historische Anthropologie der Schweiz (AGHAS) zur Jahrestagung in Liechtenstein. Am Samstag widmet sich eine Vortragsreihe im Medienraum des Liechtensteinischen Landesmuseums in Vaduz anthropologischen Projekten aus Liechtenstein, den Kantonen Basel, Genf und Bern. (Programm: siehe Factbox). Archäologin Ulrike Mayr und Anthropologin Marianne Lörcher werden im Einführungsreferat die Geschichte der archäologischen und anthropologischen Forschung in Liechtenstein beleuchten. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Entwicklung der letzten 20 Jahre.
Anthropologie - die Lehre vom Menschen
Kommen bei archäologischen Ausgrabungen Bestattungen zum Vorschein, werden die Gebeine der verstorbenen Menschen durch die Anthropologie bereits auf der Fundstelle untersucht, vermessen und beschrieben. Nur am Fundort können wichtige Beobachtungen über die Skelettlage, den Erhaltungszustand und den Grabbau dokumentiert werden. Diese Informationen spielen bei der weiteren Bearbeitung und in der Diskussion der Ergebnisse eine wichtige Rolle. Daten über Sterbealter, Geschlecht, Körpergrösse sowie Krankheiten oder Unfälle, welche ihre Spuren am Knochen hinterlassen haben, werden anschliessend im Labor erhoben. Zusammen mit den archäologischen Funden und Befunden kann so ein umfassendes Lebensbild einzelner Menschen - aber auch der Gesellschaft - in früherer Zeit rekonstruiert werden.
Die beiden anthropologischen Organisationen
Die "Schweizerische Gesellschaft für Anthropologie" (SGA) vertritt als Dachverband der schweizerischen Anthropologen die Interessen des Fachs gegenüber der Öffentlichkeit und den Behörden. Die "Arbeitsgemeinschaft Historische Anthropologie der Schweiz" (AGHAS) sieht ihren Schwerpunkt in der Förderung der Forschung auf dem Gebiet der historischen und prähistorischen Anthropologie der Schweiz und der angrenzenden Regionen. Ihre Mitglieder setzen sich aus praktisch und wissenschaftlich tätigen Anthropologen sowie aus Vertretern der Archäologie, Medizin und weiteren Disziplinen zusammen. Die Landesarchäologie und deren Anthropologin Marianne Lörcher sind Mitglied in beiden Organisationen und nehmen regelmässig an den jährlichen, interdisziplinären Tagungen und Workshops zur Weiterbildung teil.
Factbox:
Wissenschaftliche Vorträge über Anthropologieprojekte
Samstag, 26. April 2008, Liechtensteinisches Landesmuseum Vaduz, Medienraum. Öffentlich, freier Eintritt.
- 09.00 Uhr - 09.30 Uhr Ulrike Mayr, Marianne Lörcher: Archäologie und Anthropologie im Fürstentum Liechtenstein.
- 09.30 Uhr - 09.45 Uhr Cornelia Alder: Ein mittelalterliches Massengrab bei der Elisabethenkirche in Basel.
- 09.45 Uhr - 10.00 Uhr Christina Papageorgopoulou: Projects of the workgroup Applied Anatomy.
- 10.00 Uhr - 10.15 Uhr Tanya Uldin, Christina Papageorgopoulou, Frank Siegmund: Das Zertifikat "Archäo-Anthropologie" an der Universität Basel. Resümee nach 6 Semestern Lehre.
30 Minuten Pause
- 10.45 Uhr - 11.00 Uhr Gerhard Hotz, Liselotte Meyer, Fabian Link, Simon Kramis: Neues von Theo - Konzept eines integrativen Forschungsprojekts mit der Berücksichtigung von historischen Skeletten und historischen Schrift- und Bildquellen.
- 11.00 Uhr - 11.15 Uhr Liselotte Meyer, Lucia Bürli, Gerhard Hotz: Poliomyelitis - Osteomalazie - Echinokokkose: Paläopathologische Fallbeispiele der Skelettserie der Barfüsserkirche Basel.
- 11.15 Uhr - 11.30 Uhr Sandra Pichler, Brigitte Röder, Thomas Doppler, Britta Pollmann: Anthropologie, Demographie und Sozialgeschichte - ein neuer interdisziplinärer Ansatz zur Charakterisierung ehemaliger Bevölkerungen im soziokulturellen Kontext.
- 11.30 Uhr - 11.45 Uhr Geneviève Perréard: Des chercheurs, des os, des gauchers: nouvelles du laboratoire d'archéologie préhistorique (département d'anthropologie de l'Université de Genève).
- 11.45 Uhr - 12.00 Uhr Susi Ulrich-Bochsler, Christine Cooper: Stressmarker an drei Skelettserien aus dem Kanton Bern: Vergleich und Interpretation.
- 12.15 Uhr: Einblicke in die Geschichte des Landes anhand einer Führung durch die Dauerausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum.
Kontakt:
Hochbauamt
Hansjörg Frommelt, Leiter Landesarchäologie
Tel.: +423 236 75 31