pafl: Erziehung und Betreuung von Kleinkindern: Die Länder Europas und die aktuellen Herausforderungen
Vaduz (ots)
Vaduz, 3. März (pafl) - Die Europäische Kommission stellte vor kurzem eine neue Studie zur Erziehung und Betreuung von Kleinkindern in Europa und zur stärkeren Einbindung besonders benachteiligter sozialer Gruppen vor. In dieser Studie wird anhand der Strategie in 30 Ländern untersucht, wie Erziehung und Betreuung von Kleinkindern in Europa organisiert sind, welche Vorteile die verschiedenen Systeme mit sich bringen und was nötig ist, damit die Kleinsten effektiv gefördert und betreut werden. Die Studie wurde vom Eurydice-Netz zum Bildungswesen in Europa erstellt und ist Teil des "Follow-up" zur Mitteilung der Kommission "Effizienz und Gerechtigkeit in den europäischen Systemen der allgemeinen und beruflichen Bildung" aus dem Jahr 2006. Sie umfasst die EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island und Liechtenstein.
Hauptergebnis: 87 Prozent der Vierjährigen in Europa besuchen eine Einrichtung
Vor kurzem hat die Europäische Kommission ein neues Ziel für Europa vorgeschlagen - bis 2020 sollten 90 Prozent der Vierjährigen eine Vorschule besuchen. 2006 nahmen durchschnittlich 87 Prozent der Kinder dieses Alters an dieser Art Unterricht teil. Zwar bieten alle Länder in Europa vor Beginn der Schulpflicht Programme für Kleinkinder an, doch sind die Unterschiede zwischen den Ländern oder auch den Regionen in punkto Eintrittsalter, Teilnahmequote und Art der Erziehung und Betreuung gross.
Situationsanalyse: zwei Hauptmodelle zur Auswahl
In Europa kristallisieren sich zwei Organisationsmodelle für die Erziehung und Betreuung von Kleinkindern heraus: 1. Eine einheitliche Struktur für alle Kinder im Vorschulalter. Unabhängig vom Alter der zu betreuenden Kinder gilt für das Bildungspersonal ein einheitlicher Qualifikations- und Gehaltsrahmen. Dies ist der Fall in Finnland, Island, Lettland, Norwegen, Schweden und Slowenien. 2. Ein nach Alter gestaffeltes Angebot für Kinder von 0 bis 3 Jahren und von 3 bis 6 Jahren (im Allgemeinen). Qualifikations- und Qualitätsanforderungen sowie Finanzierung sind dabei je nach Stufe unterschiedlich. Dies ist das in Europa am weitesten verbreitete Modell.
In einigen wenigen Ländern werden beide Modelle eingesetzt (Dänemark, Griechenland, Litauen, Spanien und Zypern). Grossbritannien führt derzeit in gewissem Umfang eine einheitliche Regelung für Vorschulkinder ein.
Strategien für benachteiligte Kinder: Zugang und Qualität für alle?
Eine Kombination aus mehreren sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Faktoren kann dazu führen, dass Kinder in Gefahr sind, auf dem Bildungsweg ins Straucheln zu geraten. Den stärksten Einfluss hat jedoch Armut. Nahezu jeder sechste europäische Haushalt mit einem Kind unter sechs Jahren lebt an der Armutsgrenze. In Estland, Italien, Litauen, Luxemburg, Polen, Portugal und dem Vereinigten Königreich ist dies besonders besorgniserregend.
Hochwertige Vorschulerziehung bringt erhebliche Vorteile: sie bietet allen Kindern eine gute Grundlage für lebenslanges Lernen und hilft dabei, bei gefährdeten Kindern die Bildungslücke zu schliessen. Dennoch hat es den Anschein, als ob Kinder aus ethnischen Minderheiten, die in unterprivilegierten Familien aufwachsen, und Kinder, die bei einem alleinerziehenden Elternteil leben, am wenigsten die Bildungs- und Betreuungsangebote für Kleinkinder nutzen.
Gewährleistung eines hohen Qualitätsniveaus und einer angemessenen Finanzierung
Zu den wichtigsten Elementen bei der Gewährleistung hochwertiger Betreuung und Erziehung zählen ein günstiges Zahlenverhältnis Kinder/Erwachsene, angemessene Ausbildung des Bildungspersonals (Hochschulniveau) und Beteiligung der Eltern. Die Finanzierung erfolgt im Allgemeinen durch lokale Behörden, Beiträge der Eltern und einen zentralen Beitrag, der je nach Land erheblich variiert. Mit Ausnahme der Länder, in denen ein allgemeines Recht auf Erziehung und Betreuung für Kleinkinder besteht (Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen, Spanien und Slowenien), mangelt es in Europa erheblich an Kapazitäten für die Kleinsten. Daher wären in den meisten in der Studie behandelten Ländern für einen garantierten Platz für alle Kinder und für die Gewährleistung eines hochwertigen Betreuungsangebots erhebliche zusätzliche Investitionen der öffentlichen Hand erforderlich.
Die gesamte Studie kann unter http://eacea.ec.europa.eu/portal/page/portal/Eurydice in englischer und französischer Sprache heruntergeladen oder telefonisch unter +423 236 67 74 bestellt werden.
Was ist Eurydice?
Eurydice (http://eacea.ec.europa.eu/portal/page/portal/Eurydice) ist das Informationsnetz für das Bildungswesen in Europa. Es bietet Informationen und Analysen zu den europäischen Bildungssystemen und -strategien. Dem Netzwerk gehören 35 nationale Stellen in allen 31 Ländern an, die an dem Programm der EU für lebenslanges Lernen teilnehmen (EU-Mitgliedstaaten, EWR-Länder und die Türkei), sowie eine zentrale Koordinierungsstelle bei der EU-Exekutivagentur "Bildung, Audiovisuelles und Kultur" in Brüssel.
Kontakt:
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