pafl: Historische Bauforschung im Dienste der Denkmalpflege
Vaduz (ots)
Vaduz, 6. Mai (pafl) - Steht eine Veränderung oder der Abbruch eines historisch bedeutenden Gebäudes bevor, so muss dieses untersucht und für die Nachwelt dokumentiert werden. Diese Aufgabe leistet die historische Bauforschung - und macht dabei mitunter erstaunliche Entdeckungen. So wurde erst kürzlich bei der Untersuchung eines Hauses in Schaan festgestellt, dass dieses aus dem Jahr 1723 stammt. Auch wenn das Gebäude trotz dieser Erkenntnis abgerissen wird, wird seine Existenz nun zumindest für spätere Generationen dokumentiert.
Die gebaute Umwelt verändert sich ständig, wird erweitert und den heutigen Nutzungsansprüchen angepasst. Nicht selten betreffen diese Veränderungen auch historisch bedeutende Kulturdenkmale. Dabei kann ein Teil der originalen historischen Bausubstanz verloren gehen oder Häuser müssen vollständig abgebrochen werden. Im Einzelfall benötigt die Denkmalpflege eine Entscheidungsgrundlage für das genaue Vorgehen und den angemessenen Umgang mit einem Gebäude. Deshalb führt sie insbesondere im Rahmen der Baubewilligungsverfahren bauhistorische Untersuchungen durch.
Exakte Methoden - unerwartete Entdeckungen
Der Bauhistoriker findet am Mauerwerk, im Dachstuhl, an Türen, Fenstern und Böden Hinweise auf vergangene Zeiten. Auch Grundrisse und Konstruktionsweise können ihm Auskunft geben über Bauzeit und Nutzung. Archivrecherchen und weitere wissenschaftliche Untersuchungen helfen ihm, die Baugeschichte zu rekonstruieren. Mit Hilfe der Dendrochronologie, der Bestimmung des Fälljahrs des verbauten Holzes, kann er oft sogar das exakte Alter eines Gebäudes ermitteln. In seinem abschliessenden Bericht hält er neben der Geschichte den aktuellen Zustand des Objekts fest und dokumentiert diesen für spätere Eingriffe sowie für die Nachwelt.
Mitunter können dabei auch unerwartete Entdeckungen gemacht werden, so auch im Falle des eher unscheinbaren Hauses an der Obergasse 13 in Schaan. Die dendrochronologische Bestimmung zeigt nämlich, dass es aus dem Jahr 1723 stammt. Trotz dieses Ergebnisses wird es abgebrochen. Doch die bauhistorische Dokumentation ermöglicht es zumindest, diesen unauffälligen Zeugen seiner Zeit überhaupt als solchen wahrzunehmen.
Wertvolles Wissen erhalten
Steht ein Umbau oder eine Sanierung bevor, ist es unerlässlich, genaue Kenntnis von der Beschaffenheit der Materialien und der Form des betroffenen Gebäudes zu haben. Damit können die Eingriffe mit Rücksicht auf das historische Denkmal geplant und umgesetzt werden. Zwar können nicht alle kulturhistorisch bedeutenden Bauten erhalten werden. Doch ihre Existenz soll im Falle eines Abbruchs schriftlich, zeichnerisch und fotografisch für spätere Generationen festgehalten werden.
Die so gewonnene Informationsfülle führt zu wertvollem neuem Wissen über die liechtensteinische Baukultur. Diese widerspiegelt die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensumstände des Landes und der Region. Würden gefährdete Objekte bei bevorstehenden Bau- oder Abbruchmassnahmen nicht dokumentiert, ginge wertvolles Wissen unwiderruflich verloren. In diesem Sinne dient jede einzelne bauhistorische Untersuchung nicht nur der genaueren Kenntnis des einzelnen Baus, sondern auch dem Verständnis und der Erhaltung des kulturellen Erbes.
Kontakt:
Hochbauamt
Patrik Birrer, Abt. Denkmalpflege und Archäologie
Tel.: +423 236 62 82
E-Mail: Patrik.Birrer@hba.llv.li