Solidarität - kein leeres Wort!
Luzern (ots)
Der Begriff der Solidarität ist aktueller denn je. In der ökumenischen Konsultation zur sozialen und wirtschaftlichen Zukunft der Schweiz taucht der Begriff in den verschiedensten Zusammenhängen auf. Was bedeutet er heute, gibt es "alte" und "neue" Formen der Solidarität? Mit der geplanten Stiftung solidarische Schweiz wird ein Projekt entworfen, das diese Diskussion erneut beleben kann.
Die Universität Luzern führt am 12. Mai 2001, 14 00 - 17 00 Uhr, eine Veranstaltung durch, die zu einer grundsätzlichen Debatte anstiften will. Der Begriff der Solidarität wird aus ethischer (Prof. Dr. Hans Halter, Universität Luzern), aus politologischer (PD Dr. Otto Kallscheuer, Gastprofessor an der Universität Luzern) und aus aktueller tagespolitischer Sicht betrachtet (Dr. Walter Schmid Projektleiter der Stiftung beim Bund).
Für Halter ist der Ruf nach Solidarität absolut notwendig, um unser Bewusstsein dafür wachzuhalten, dass es nicht ausreicht, auf die Eigenverantwortung zu pochen, die jeder und jede für die Bewältigung seines Lebens hat. Kein Mensch ist absolut autonom und autark, damit er sich jederzeit selbst genügen und helfen kann. Halter plädiert dafür, dass wir alle darauf angewiesen sind, dass es Menschen gibt, die zu uns stehen und notfalls unsere Last mittragen oder sie uns vielleicht sogar abnehmen. Ein persönliches Beziehungsnetz reicht dazu nicht aus, es braucht eine gesellschaftliche oder sogar eine menschheitliche Solidarität.
Der Politologe Otto Kallscheuer differenziert den Begriff der Solidarität und unterscheidet zwei Aspekte: Den historischen, bei welchem er der Frage nachgeht, woher der Begriff kommt und wann er politisch bedeutsam wurde, und den normativen, bei welchem er zwei kontrastierende Akzente von Solidarität ausmacht. Kallscheuer geht dabei auf die Vorläuferbegriffe der Solidarität ein, die (republikanische) Brüderlichkeit und die (christliche) Nächstenliebe. Dabei hält er fest, dass die Spannung zwischen der Solidarität unter Gleichen, Mitgliedern der selben Klasse, Bürgern desselben Gemeinwesens einerseits und der Solidarität gegenüber Fremden, einer im Prinzip universalistischen Caritas andererseits heute erneut zum Problem wird. Und er kommt zum Schluss, dass moderne, demokratische Gemeinwesen stets neu definieren müssen, welche Verpflichtungen sie unter ihren Bürgern und gegenüber Fremden eingehen wollen.
Am anschliessenden Podiumsgespräch mit den Referenten nehmen auch die Berner Ständerätin Christine Beerli und der Luzerner Ständerat Dr. Franz Wicki teil.
Kontakt:
- Prof. Dr. Adrian Loretan, Dekan Theologische Fakultät Universität
Luzern, Tel. +41 41 228 61 04
- Judith Lauber, Informationsbeauftragte Universität Luzern,
Tel. +41 41 228 78 11