Werkbeiträge 2002: Ergebnisse des Wettbewerbs für Musik
Luzern (ots)
Die diesjährigen Werkbeiträge von Kanton und Stadt Luzern an Künstlerinnen und Künstler im Bereich "Musik" wurden explizit für die Sparten Pop/Rock, Jazz/Improvisierte Musik und Electronics ausgeschrieben. Die fünfköpfige Jury hatte 38 Beiträge zu beurteilen. Für die Werkbeiträge standen 50'000 Franken zur Verfügung. Das Spektrum von qualitativ guten und entsprechend förderungswürdigen Projekten war dieses Jahr auffallend gross. Um die Entscheide wurde hart gerungen. Die Jury vergab die Preise wie folgt:
Adrian Pflugshaupt, Rothenburg ("Mida"): 10'000 Franken Annette Zemp, Luzern ("Moe"): 8'000 Franken Christy Doran, Luzern: 8'000 Franken Michael Eberli, Meggen ("Person"): 8'000 Franken Reto Burrell, Ennetmoos: 8'000 Franken Trixa Arnold/Ilya Komarov, Luzern: 8'000 Franken
Adrian Pflugshaupt "Mida": 10'000 Franken
Das Quartett des Saxophonisten Adrian Pflugshaupt hat die Jury in mehrfacher Hinsicht überzeugt: Die Band demonstriert eine zeitgemässe Art, mit Jazz und Improvisation umzugehen. Dabei erweist sie sich als erfrischend agil. Das instrumentale Können ist beachtlich. Die Kompositionen wirken sehr transparent und bieten trotzdem überraschende Wendungen. Der souveräne Umgang mit dem Material offenbart, dass Adrian Pflugshaupt eine klare musikalische Idee hat. Auch als Solist tritt der Saxophonist markant in Erscheinung. Er scheint seine Patterns stets neu zu erfinden und bewegt sich kaum je in vorgefertigten Bahnen. Bei allen durchdachten Strukturen, die bei Mida zum Ausdruck kommen, hat diese ungekünstelte Musik eine wichtige Qualität nicht vergessen: Sie groovt!
Annette Zemp "Moe": 8000 Franken
Innerhalb jener Beiträge, die im weitesten Sinne dem Pop-Umfeld zugeordnet werden konnten, hat die Jury das Projekt "Moe" der Sängerin Annette Zemp besonders angesprochen. Es überzeugt mit seiner guten Kombination aus Pop-Elementen und elektronischen Akzenten. Diese Mischung wirkt nicht nur frisch und zeitgemäss, sondern offenbart auch eine bewusste Gestaltung des vorhandenen Materials. Die Songs werden mit teils ausladenden Arrangements bereichert, die mehr und weniger spannungsvoll die musikalischen Ideen zum Ausdruck bringen. Mag die Oberfläche manchmal glitzern, darunter lässt sich noch genug Hörenswertes entdecken. Annette Zemp hat eine schöne Stimme, die den Charakter dieser zwischen warmer Emotion und kühlen Distanziertheit pendelnden Musik ausgezeichnet trifft.
Christy Doran: 8000 Franken
Christy Doran erhält den Werkbeitrag für ein neues Projekt, in dem er einen Teil der jungen New Bag-Musiker mit dem erfahrenen Saxophonisten Urs Leimgruber und sich selber zusammen bringt. Für diese Band möchte Christy Doran zeitgenössische Kompositionen schreiben und damit einen Gegenakzent setzen zur mehr Rock- und Groove orientierten Musik von New Bag. Es ist ein Projekt, das nach Ansicht der Jury folgerichtig zur musikalischen Biografie von Christy Doran und seinem bemerkenswert kontinuierlichen Schaffen passt. Das Projekt schlägt nicht nur eine Brücke zwischen zwei Generationen, sondern bringt auch zwei ästhetische Haltungen zusammen: Den rhythmisch-energetischen Kick von New Bag mit der abstrakten und zeitgenössischen Klangwelt von Dorans altem Weggefährten Urs Leimgruber.
Michael Eberli "Person": 8000 Franken
Mit seinen faszinierenden, elektronischen Soundscapes verfolgt Michael Eberli einen konsequenten Weg, der ihn auch zu multimedialen Konzepten beflügelt. "Person" ist nicht nur ein Hörvergnügen, sondern wird auf der Bühne zu einem audiovisuellen Erlebnis, einer Performance. Er öffnet damit einen Weg, seine doch eher abstrakte Klangwelt auf der Bühne entsprechend nachvollziehbar umzusetzen. Seine diversen Tracks zeugen von einem inspirierten Umgang mit der Technologie. Die Klangbilder sind schön ausgestaltet und lassen einige spannende Dramaturgien hören. Trotz dem experimentellen Charakter vieler Tracks scheint die klare Linie durch. Person entdeckt mit seinen Projekten neue Räume, wo die Frage nach Mensch und Maschine nochmals neu und anders gestellt wird. Obwohl erst seit einigen Jahren auf der Szene, hat sich Michael Eberli schon sehr gut international vernetzt.
Reto Burrell: 8000 Franken
Ist Reto Burrell der "beste Amerikaner Luzerns"? Kein Zweifel besteht für die Jury darin, dass es sich um einen überzeugenden Musiker handelt, der konsequent seinen Weg geht und trotz manchmal widrigen Umständen genau weiss, was er will. Er geht diesen Weg äusserst professionell. Seine Liebe gehört der Americana. Unter den Teilnehmenden der Sparte Rock/Pop überzeugt er mit seinen geradlinigen und schön produzierten Songs. Reto Burrell weiss die alten Ingredienzen, die guter Rockmusik innewohnen, souverän anzurichten. Als einer der wenigen im lokalen Rockschaffen setzt er ernsthaft und unbeirrt auf die Karte Musik. Dank seiner Persönlichkeit versteht er es, sie glaubwürdig und ohne Stilbruch auszuspielen.
Trixa Arnold/Ilya Komarov: 8000 Franken
Das Duo Trixa Arnold und Ilya Komarov reichte Aufnahmen zweier verschiedener Projekte ein, die anlässlich eines mehrmonatigen Aufenthaltes in St. Petersburg mit russischen Musikern eingespielt wurden. Es sind zwei Kollaborationen, die weiter verfolgt und verfeinert werden sollen. Die Musik ist eine eigenwillige und versponnene Mischung mit Einflüssen aus Jazz, Noise und Elektronik. Sie verfügt dennoch über klare Strukturen. Sie ist das Ergebnis einer konstanten Arbeit, die mit experimenteller Energie verfolgt wird und auch das Sperrige und Irritierende nicht scheut. Das schlägt sich auch in der besonderen Spielweise ihrer Instrumente nieder. Die beiden sind immer wieder bemüht, neue Zusammenarbeiten zu suchen, was im vorliegenden, interkulturellen Falle einige sehr interessante Leute ins Licht gerückt hat.
Mitglieder der Jury:
Lucas Niggli, Uster - Musiker Andy Brugger, Zürich - Musiker Tina Uhlmann, Bern - Musikredatorin Berner Zeitung Ueli Bernays, Zürich - Musikredaktor NZZ
Vertreter der Wettbewerbskommission (mit beratender Stimme)
Dieter Ammann, Musiker, Zofingen Pirmin Bossart, Musikjournalist, Luzern
Kontakt:
Daniel Huber
Präsident der Wettbewerbskommission
Tel. +41/41/228'52'05
In einer öffentlichen Feier werden am Donnerstag, 31. Oktober
2002, 18.30 Uhr, im Terrassensaal des Kunstmuseums Luzern die
ausgezeichneten Projekte und Kulturschaffenden in allen drei
Wettbewerbsbereichen (auch Interkulturelle Projekte und Freie Kunst)
gewürdigt und die Werkbeiträge überreicht.
Im Kunstmuseum werden zudem die Arbeiten der Kunstschaffenden der
2. Wettbewerbsrunde Freie Kunst gezeigt. Ausstellung vom 31.10. bis
24.11.2002 (übliche Öffnungszeiten des Museums).