Die Gymnasialreform war eine Herausforderung für alle Beteiligten
Luzern (ots)
Die Luzerner Gymnasien haben bewegte Zeiten hinter sich: Nachdem 1995 der Regierungsrat den Projektauftrag zur Umsetzung der Gymnasialreform im Kanton Luzern gegeben hatte, veränderte sich in der Mittelschullandschaft vieles und forderte die einzelnen Schulen und vor allem die Lehrpersonen in manchen Bereichen stark heraus. Nach Abschluss des letzten siebenjährigen und des ersten sechsjährigen Maturitätslehrganges im Sommer 2002 sind die grossen strukturellen Reformen abgeschlossen.
Der Impuls zur Reform der Gymnasien kam von eidgenössischer Seite. 1995 erliessen die Schweizerische Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK) und der Bundesrat gemeinsam das neue Maturitätsanerkennungsreglement (MAR). Die EDK hatte in Zusammenarbeit mit den Gymnasisen und den Universitäten im Jahre 1994 erstmals einen Rahmenlehrplan (RLP) für die Maturitätssschulen geschaffen. Dieser bildet die Grundlage des MAR und ist als Koordinationsinstrument für alle Kantone verbindlich. Das MAR setzt in knapper Form den schweizerischen Rahmen für die gymnasiale Bildung und überlässt die Umsetzung den Kantonen.
Im Kanton Luzern begann für die Mittelschulen darauf eine intensive Zeit. 1995 erteilte der Regierungsrat den Projektauftrag für die Reform der Luzerner Gymnasien gemäss den schweizerischen Rahmenbedingungen. Der Erziehungsrat konkretisierte die Vorgaben zusätzlich in verschiedenen Punkten. Im folgenden sind die wichtigsten Neuerungen aufgelistet.
Langzeitgymnasien (LZG)
An den 6 bestehenden Langzeitgymnasien wurde die Schuldauer vom Ende der Primarschule bis zur Maturität von 7 auf 6 Jahre verkürzt. Am Untergymnasium wird das Schienenmodell eingeführt. Es setzt je unterschiedliche Schwerpunkte in Mathematik bzw. Latein. Das Einsetzen der Schwerpunktfächer erfolgt gestaffelt, sprachliche und musische Fächer in der dritten, die übrigen in der 4. Klasse. Kurzzeitgymnasien (KZG) 4 Kurzzeitgymnasien nahmen 1999 im Kanton Luzern den Unterricht auf, zwei in der Stadt, zwei auf dem Land. Die beiden Seminare Hitzkirch und Musegg in Luzern bieten als einzige das Schwerpunktfach Pädagogik / Psychologie / Philosophie an und führen die musisch-pädagogische Tradition auf der Sekundarstufe II weiter. Die Kantonsschulen Luzern und Sursee bieten seither je ein getrennt geführtes Langzeit- und Kurzzeitgymnasium an. Seit Beginn des Schuljahres 2002/03 führen auch die Kantonsschulen Schüpfheim und Reussbühl je ein Kurzzeitgymnasium. Schüpfheim hat zusätzlich ein Gymnasium plus. Dieser Zug führt im Anschluss an die Sekundarschule in 5 statt in 4 Jahren zur Matura und eröffnet in ausgewählten Bereichen spezielle Fördermöglichkeiten. Fächerübergreifender Unterricht / ELF und Zeitorganisation Alle Gymnasien haben Konzepte für fächerübergreifenden Unterricht, für erweiterte Lernformen (ELF) und für spezielle Zeitgefässe wie Projekt- und Studienwochen eingeführt und erstmals evaluiert. Erweiterte Schülerinnen- und Schülerbeurteilung (ESB)
Eine kantonale Arbeitsgruppe hat ein Konzept ESB erarbeitet, das in Ergänzung zu den Noten erweiterte Beurteilungsformen in Verbindung mit der Jahrespromotion vorsieht. Auf der Grundlage dieses Konzeptes wurden Schulversuche mit externer Begleitung in Gang gesetzt. Im Schuljahr 1999/2000 waren es zwei Klassen an der Kantonsschule Hochdorf und eine Klasse an der Kantonsschule Luzern. Luzern führt diesen Schulversuch auch im laufenden Schuljahr mit zwei Klassen weiter.
Reformevaluation
Auf der Grundlage eines kantonalen Evaluationskonzeptes wird die Gymnasialreform seit 1999 in zwei Phasen intern und extern evaluiert. Mit der externen Evaluation ist das Institut für Politikstudien Interface Luzern zusammen mit der Universität Zürich beauftragt. Die Kurzzeitgymnasien haben die erste Evaluationsphase abgeschlossen, die Langzeitgymnasien stehen kurz vor Beendigung der zweiten Phase. Qualitätssicherung und -evaluation (QSE)
Das Teilprojekt QSE ist konzeptionell vorbereitet, mit der Umsetzung wurde begonnen. Das kantonale Konzept "QSE an den Gymnasien" ging im Juli 2000 an alle Kantonsschulen. Das Bildungsdepartement hat im Juni 2001 die obligatorischen Elemente für das Qualitätsmanagement an den Schulen bezeichnet und den Auftrag für die Umsetzung erteilt. Eine Arbeitsgruppe hat das Konzept QSE mit den konkretisierenden Unterlagen "Grundlagen und Impulse zur Umsetzung" ergänzt. An jeder Schule gibt es Qualitätsbeauftragte, die in Kooperation mit der Schulleitung die QSE-Elemente vorbereiten, einführen und evaluieren.
Abschluss und Ausblick
Die Projektgruppe Gymnasialreform wurde im September 2002 aufgelöst. Dennoch gibt es weiterhin offene Fragen und Themen, die bearbeitet werden müssen. Unter Einbezug der Lehrpersonen und Verantwortlichen im Bildungsdepartement werden die Klärung des Berufsauftrags der Mittelschullehrpersonen erarbeitet sowie Alternativen zum Schienenmodell im Untergymnasium diskutiert. Bis ins Schuljahr 2006/07 wird das Projekt Qualtitätssicherung und -entwicklung an den Kantonsschulen umgesetzt.
Steigende Schülerzahlen - Raumprobleme
Die Übertrittsquoten von der Primarschule ins Langzeitgymnasium und von der Sekundarschule ins Kurzzeitgymnasium sind laufend gestiegen. Die Prognosen des Amtes für Statistik zeigen, dass sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Die Maturandinnen- und Maturandenquote des Kantons Luzern liegt noch immer unter dem schweizerischen Durchschnitt. Dieser Nachholbedarf wird voraussichtlich in den kommenden Jahren aufgeholt werden. Die steigende Nachfrage nach gymnasialer Bildung ist an sich erfreulich, wird aber die bereits bestehenden Raumprobleme der Kantonsschulen noch verschärfen, insbesondere in der Agglomeration Luzern. Behörden und Politiker werden die erforderlichen Voraussetzungen schaffen müssen, um drohende Engpässe zu vermeiden.
(Kästchen): Das gymnasiale Angebot im Kanton Luzern ab Schuljahr 2002/ 2003
- KS Luzern: LZG/ KZG (+Sport- und Kunstklasse) - KS Reussbühl: LZG/ KZG/ Maturitätsschule für Erwachsene - KS Beromünster: LZG - KS Sursee: LZG/ KZG/ Diplommittelschule - KS Willisau: LZG/ Wirtschaftsmittelschule - KS Schüpfheim: KZG/ Gymnasium plus - Kantonale Mittelschule Seetal: Hitzkirch: Seminar/ KZG; Hochdorf: LZG - Pädagogisches Ausbildungszentrum Musegg Luzern: Seminar/ KZG
Kontakt:
Werner Schüpbach
Vorsteher der Gruppe Mittelschulen
von 1995 bis Juli 2002 Projektleiter Gymnasialreform
Tel. +41/41/228'53'54 erreichbar heute Donnerstag, 24. 10. 2002 von
11.00 bis 16.00 Uhr.