Grabung Sursee - Mülihof
Luzern (ots)
Die Kantonsarchäologie Luzern ist abermals der Vergangenheit von Sursee auf der Spur: Seit Oktober des vergangenen Jahres erforscht sie eine frühmittelalterliche Fundstelle im Bereich des Mülihof an der Sure.
Südlich des mittelalterlichen Städtchens, zwischen Vorstadt und Walkeli, ist auf einem ca. 5000 m2 grossen Gelände eine Überbauung mit mehreren Wohnblöcken geplant. Aus Anlass dieses Projekts führte die Kantonsarchäologie im Jahre 2003 Sondiergrabungen durch: Dabei stiess sie auf mehrere, teilweise massive Pfosten aus Eichen- und Tannenholz, die vom Labor für Dendrochronologie ins 6.Jahrhundert nach Christus - also ins Frühmittelalter - datiert werden konnten.
Aus dem Frühmittelalter kennt man bis heute vergleichsweise wenige Fundstellen, die zudem oft schlecht erhalten sind. Um neue Erkenntnisse zur Vergangenheit des Städtchens Sursee gewinnen zu können, und damit gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Frühmittelalters im Allgemeinen zu leisten, wurde im Oktober 2004 eine grossflächige Untersuchung des Geländes in Angriff genommen.
Im Laufe dieser Untersuchungen stiess man nahe der Sure auf zahlreiche weitere Holzpfosten, welche wohl die Reste einer frühmittelalterlichen Uferverbauung - möglicherweise eines Stegs - darstellen. In einiger Entfernung landeinwärts wurde eine sehr gut erhaltene, mit Bollensteinen gepflästerte Strasse entdeckt, die vielleicht einst einer alten Verkehrsachse folgend vom römischen Dorf - das im Bereich der heutigen Käppelimatt lag - der Sure entlang nach Süden führte. An dieser Strasse lag ein grosses Gebäude, ein Pfostenbau mit einer Ausdehnung von mehreren Metern. Im Bereich der Traufe dieses Gebäudes wurden drei Grabstätten gefunden: es handelte sich um zwei Kleinkinder im Alter von rund 18 Monaten und 3 Jahren sowie um einen Säugling. Die Bestattung von Kindern im Wohnbereich ist als Brauchtum bis in die Neuzeit bekannt.
Die Untersuchungen im Gelände an der Sure liefern wichtige Erkenntnisse zum Verständnis der Surseer Vergangenheit und werfen gleichzeitig neue Fragen auf: So ist zum Beispiel noch nicht klar, welche Funktion das neu entdeckte frühmittelalterliche Gebäude besass, und ob es Teil einer grösseren Ansiedlung war. Antworten auf solche Fragen erhofft sich die Kantonsarchäologie von der laufenden Grabung, die voraussichtlich bis Ende April dieses Jahres fortgesetzt werden.
Ein Tag der offenen Grabung findet voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Aprils statt. Für Führungen setzen Sie sich bitte mit der örtlichen Grabungsleitung in Verbindung: Tel. 079 787 30 16.
Hinweis an die Medien:
Dieser Text wird aus Anlass des heutigen Grabungsbesuchs für die Medien versandt. Fotos der Grabungen in digitaler Form können bei der Kantonsarchäologie unter derselben Nummer bestellt werden.
Kontakt:
Dr. Hermann Fetz
wissenschaftlicher Mitarbeiter Kantonsarchäologie
Tel: +41/41/228'53'06