Wenig Transitverkehr verlässt die Autobahn
Luzern (ots)
Nur ganz wenige Lastwagenchauffeure benützen das regionale Strassennetz, um die Distanzen abzukürzen und damit die Ausgaben für die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe zu reduzieren. Dies ergab eine Erhebung über die Fahrrouten des Schwerverkehrs, welche die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur des Kantons Luzern im Gebiet Sempach - Seetal - luzernisches Reusstal durchführen liess. Die Ergebnisse zeigen einen hohen Anteil von Fahrten mit Quell- und Zielort im Untersuchungsgebiet. Zu Gunsten einer kürzeren Fahrzeit und eines höheren Fahrkomforts werden längere Fahrten über die Autobahn in Kauf genommen. Die Chauffeure zeigen damit ein Fahrverhalten, das auch von der Bevölkerung gewünscht wird. Für Lenkungsmassnahmen sieht die kantonale Dienststelle daher weder eine Notwendigkeit noch eine Möglichkeit.
Von der Bevölkerung und den lokalen Behörden war die Befürchtung geäussert worden, dass Lastwagenchauffeure vermehrt die Autobahn verlassen und Abkürzungen über das untergeordnete Strassennetz suchen würden. Moderne Navigationsgeräte zeigen kürzeste Verbindungen, dank denen die Ausgaben für die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe reduziert werden können. Insbesondere wurde vermutet, dass die Chauffeure bei Fahrten von der Autobahn A14 zur Autobahn A2 - z.B. von Zug nach Bern - die Autobahn beim Anschluss A14 in Gisikon verlassen würden und über das regionale Strassennetz der Gemeinden Inwil, Eschenbach, Hochdorf, Rain und Hildisrieden zum Anschluss A2 in Sempach fahren würden. Diese Strassen sind wegen der damit verbundenen Beeinträchtigungen der Bevölkerung und des Strassenkörpers nur beschränkt für den heutigen Schwerverkehr geeignet. Von den kantonalen Behörden wurden in diesem Zusammenhang Massnahmen verlangt.
Mit einer Nummernschilderhebung wurde der Schwerverkehr am Mittwoch, 8. Juni 2005 im Raum Sempach - Seetal - luzernisches Reusstal systematisch an allen Eingangs- und Ausgangspforten des Untersuchungsgebietes erfasst, so dass nachher die Fahrrouten der Schwerverkehrsfahrzeuge nachverfolgt werden konnten. Mit der während 10 Stunden durchgeführten Erhebung wurden 77 Prozent des Tagesverkehrs erfasst. Parallel dazu wurde während des Monats Juni der gesamte Verkehr automatisch gezählt.
Am äusseren Zählkordon wurden insgesamt 3'364 Schwerverkehrsfahrzeuge erfasst (hochgerechnet auf den ganzen Tag: 4'370 Schwerverkehrsfahrzeuge).
2'294 Fahrzeuge oder 72 Prozent hatten die Quelle oder das Ziel der Fahrt innerhalb des Untersuchungsgebiets.
535 Fahrzeuge oder 32 Prozent (je 535 Ein- und Ausfahrten) haben das Untersuchungsgebiet im Transit durchquert.
Von den insgesamt erfassten Fahrzeugen wiesen 94 Prozent schweizerische und 6 Prozent ausländische Nummernschilder auf. Beim Transitverkehr wurden lediglich 17 ausländische Fahrzeuge gezählt, ihr Anteil betrug damit 3 Prozent.
Die wichtigsten Transitrouten waren:
- Emmen/Waldibrücke - Buchrain Schachen: 112 Schwerverkehrsfahrzeuge - Emmen/Waldibrücke - Inwil - A14 Gisikon: 80 Schwerverkehrsfahrzeuge - Rain - Hildisrieden: 69 Schwerverkehrsfahrzeuge - Emmen/Waldibrücke - Hochdorf/Baldegg: 49 Schwerverkehrsfahrzeuge - A14 Gisikon - Baldegg: 45 Schwerverkehrsfahrzeuge
Diese Verkehrsbeziehungen stellen die direkten Verbindungen zwischen den angrenzenden Regionen her oder sie sind direkte Verbindungen zur Autobahn. Sie werden aber von der durchfahrenen Region als Transitverkehr wahrgenommen. Lenkungsmassnahmen sind hier nicht möglich. Mit einem neuen Autobahnanschluss Buchrain könnte ein Teil dieses Schwerverkehrs neu zusätzlich die Autobahn benützen, die Situation würde sich z.B. für die Gemeinde Inwil deutlich verbessern.
Die Transitverbindung vom Anschluss A14 in Gisikon über das regionale Netz zum Anschluss A2 in Sempach (und umgekehrt) wurde dagegen während der Erhebungsperiode nur von 11 Schwerverkehrsfahrzeugen, 10 schweizerischen und einem ausländischen, befahren. Die Verbindung vom Anschluss A14 in Gisikon nach Hildisrieden und Richtung Beromünster (und umgekehrt) benutzten 10 Schwerverkehrsfahrzeuge.
Die Vermutung betreffend den Schleichverkehr über untergeordnete Strassen wird durch die Erhebung widerlegt. Das Ergebnis ist plausibel, bieten doch die Fahrten über die Autobahn mit kürzeren Fahrzeiten, besserem Fahrkomfort und höherer Sicherheit für das Transportgewerbe eindeutige Vorteile. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass die Gewerbe- und Industriebetriebe in der Region einen regen Güterverkehr verursachen.
Die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur beurteilt diese Zusammenhänge auch als repräsentativ für andere Regionen. Die bereits vorgeschlagenen Massnahmen zur Verkehrslenkung, wie zum Beispiel Lastwagenfahrverbote, erachtet sie aus diesem Grund als nicht zweckmässig. Es besteht zwar ein grosses öffentliches Interesse an möglichst wenig Schwerverkehr in den Siedlungsgebieten, aber der wirtschaftlich notwendige Ziel- und Quellverkehr kann nicht umgelenkt werden, er ist auf die lokalen Routen angewiesen. Für den bescheidenen Teil des Transitverkehrs, der ohne Nachteile übergeordnete Routen wählen könnte, ist die Verhältnismässigkeit solcher Massnahmen nicht gegeben. Die Anstrengungen werden deshalb auf die in Planung befindlichen Massnahmen gelegt, wie z.B. die Verkehrsberuhigung in Inwil sowie die Realisierung von Kreiseln bei den Autobahnanschlüssen Gisikon und Sempach oder in Sandblatten, sowie die Anpassungen von Strassenbreiten auf Strecken, die hauptsächlich vom Ziel-/Quellverkehr stark belastet sind.
Die wichtigsten Erhebungsresultate können unter http://www.vif.lu.ch eingesehen werden.
Bilder
http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/2376_Verkehrsströme des Schwerverkehrs.pdf
http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/2376_Bericht Sempach-Seetal-Reusstal.pdf
http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/2376_Abbildungen_Tabellen_Schwe rverkehrsanalyse.pdf
Kontakt:
Kantonsingenieur
Fredy Rey
Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif)
Tel. +41/41/318'10'81
Gesamtverkehrskoordinator
Ernst Schmid
Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif)
Tel. +41/41/318'19'74