Die Lehrstellensituation bleibt angespannt
Luzern (ots)
Seit dem Jahr 2001 ist im Kanton Luzern die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge kontinuierlich angestiegen. Trotzdem haben noch immer viele Jugendliche Mühe, eine Lehrstelle nach Wunsch zu finden. Angesichts der demografischen Entwicklung dürfte sich die Situation mittelfristig entspannen.
Laut Schulabgänger/innen-Befragung der Berufs- und Studienberatung des Kantons Luzern haben im Schuljahr 2005/2006 total 4'841 Jugendliche die obligatorische Schulzeit beendet. Gut 1'000 von ihnen besuchen nun eine weiterführende Schule; weitere 400 absolvieren ein Zwischenjahr. Damit bleiben 3'400 Jugendliche, die potenziell einen Ausbildungsplatz in einem Lehrbetrieb suchen. Bei dieser Suche kommt ihnen laut Amt für Berufsbildung die grosse Ausbildungsbereitschaft der Luzerner Unternehmen entgegen: Seit 2001 stieg die Zahl der abgeschlossenen neuen Lehrverträge kontinuierlich, von damals 2'960 auf heute 4'000. Ende August 2006 waren zudem knapp 200 geplante Ausbildungsplätze noch nicht besetzt. Rein rechnerisch sollten im Kanton Luzern somit genug Lehrstellen verfügbar sein. Trotzdem haben viele Jugendliche nach wie vor Mühe, direkt nach der obligatorischen Schulzeit einen Ausbildungsplatz zu finden.
Angebot und Nachfrage nicht deckungsgleich
Die teilweise schwierige Suche nach einem Ausbildungsplatz hat mehrere Gründe. Zum einen entspricht das Angebot an offenen Lehrstellen nicht immer den Bedürfnissen und Wünschen der Jugendlichen, zum anderen suchen nicht nur Schulabgängerinnen und -abgänger eine Lehrstelle, sondern auch Jugendliche, die nach der obligatorischen Schulzeit eine Zwischenlösung gewählt haben und sich quasi in einer Warteschlaufe befinden. Sie konnten ihre Kenntnisse erweitern und weisen zum Teil Praktikumserfahrung vor, was ihre Chancen auf eine Lehrstelle verbessert.
Um die Situation zu verbessern, hat der Kanton Luzern in den vergangenen Jahre eine Reihe von Massnahmen ergriffen: gezielte Aktionen verbessern das Lehrstellenmarketing, die Personalvermittlung der kantonalen Brückenangebote vermittelt Lehrstellen direkt, und im Februar 2006 fand zum ersten Mal eine Zentralschweizer Lehrstellenkonferenz statt. Zudem hat die Berufs- und Studienberatung ihre Tätigkeit intensiviert, und neu gibt es ein Zentralschweizer Konzept Brückenangebote. Weitere Projekte sind in Planung.
Mittelfristig ist Entspannung in Sicht
Dank dem anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung und vor allem im Zuge der demografischen Entwicklung dürfte sich die Lage auf dem Lehrstellenmarkt mittelfristig entspannen. Laut dem neuesten Szenario des Bundesamtes für Statistik (BFS) für die obligatorische Schule wurde im Kanton Luzern die Spitze der Schulaustretenden heuer erreicht. Im Zeitraum von 2005 bis 2015 wird die Zahl der Schulabgänger und -abgängerinnen der 9. Klasse auf der Sekundarstufe I um insgesamt 13,5 Prozent sinken; das entspricht einer Zahl von knapp 600 Jugendlichen. Ein markanter Rückgang wird im Kanton Luzern gemäss BFS-Szenario allerdings erst ab dem Jahr 2013 einsetzen.
Kaufmann/frau steht noch immer zuoberst
Bei der Berufswahl zeigen sich zum Teil grosse geschlechtsspezifische Unterschiede. Junge Männer wählen vorwiegend technische und gewerblich-industrielle Berufe, junge Frauen Berufe der personenbezogenen Dienstleistungen. Die Diversifikation ist bei den männlichen Jugendlichen höher als bei den weiblichen: Bei ersteren beläuft sich der Anteil der zehn häufigsten Ausbildungsberufe an allen Berufen auf 47 Prozent, bei letzteren auf 68.
Spitzenreiter ist indes bei allen noch immer die Ausbildung zur Kauffrau und zum Kaufmann. 309 junge Luzernerinnen - jede fünfte im ersten Ausbildungsjahr - hat im Schuljahr 2005/2006 damit begonnen. An zweiter Stelle folgte die Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau EFZ (213 Schülerinnen), an dritter die einjährige Handelsschule (104). Die nächsten Plätze belegen diverse Berufe des Gesundheitswesens sowie Damencoiffeuse und Detailhandelsassistentin EBA. Mit Bäckerin-Konditorin und Köchin folgen die ersten Berufe aus dem gewerblichen Bereich erst an achter und zehnter Stelle.
Bei den jungen Luzernern ist der Zulauf zur kaufmännischen Lehre etwas weniger stark ausgeprägt. 164 Schüler - jeder elfte im ersten Ausbildungsjahr - entschieden sich dafür. Auf Rang 2 folgt die Ausbildung zum Elektromonteur (130 Schüler), auf Rang 3 die einjährige Handelsschule (94). Auf den weiteren Plätzen finden sich mit Schreiner, Maurer, Polymechaniker und Sanitärmonteur Berufe aus dem gewerblich-industriellen und technischen Bereich. Der Detailhandelsfachmann EFZ liegt auch bei den jungen Männern weit vorne, und mit 64 Schülern erfreut sich der Beruf des Landwirts ebenfalls einer grossen Beliebtheit.
Ausführlichere Informationen zur Berufsbildung im Kanton Luzern finden sich in der neuen Ausgabe von LUSTATaktuell des Amtes für Statistik. Das Heft bringt statistisches Material zu Lehrstellensituation, Berufswahl und Brückenangeboten und diskutiert es in zwei Interviews: mit Priska Fischer, Leiterin Abteilung Berufe des Kantons Luzern, und Simon Zysset, Leiter Brückenangebote Kanton Luzern. Die zwölfseitige Ausgabe kann zum Preis von 12 Franken bezogen werden bei: Amt für Statistik des Kantons Luzern, Burgerstrasse 22, Postfach 4168, 6002 Luzern (www.lustat.ch).
Kontakt:
Lic. phil. nat. Thomas von Ah
wissenschaftlicher Mitarbeiter Amt für Statistik
Tel. +41/41/228'59'44
eidg. dipl. Personalmanagerin Priska Fischer
Leiterin Abteilung Berufe des Kantons Luzern
Tel. +41/41/228'69'65
Simon Zysset
Leiter Brückenangebote Kanton Luzern
Mobile +41/79/606'56'76