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Staatskanzlei Luzern

Archäologischer Lernpfad Wauwilermoos - ein Projekt von nationaler Ausstrahlung ist vollendet

Luzern (ots)

Der kommende Samstag, 26. September, steht in der
Gemeinde Wauwil ganz im Zeichen der Pfahlbauer: an diesem Tag wird 
nach einer intensiven Planungs- und Bauphase der Archäologische 
Lernpfad Wauwilermoos der Öffentlichkeit übergeben. Auf dem rund 7 
Kilometer langen Rundgang wird das Leben der Menschen in der 
Steinzeit sicht- und erlebbar gemacht. Höhepunkt ist die 
Rekonstruktion einer jungsteinzeitlichen Seeufersiedlung mit drei 
schilfgedeckten und teilweise historisch getreu eingerichteten 
Pfahlbauhäusern.
Das Wauwilermoos ist eine archäologische Landschaft von 
europäischer Bedeutung. Das Gebiet um den heute verlandeten 
Wauwilersee ist eine der wichtigsten Fundregionen der Steinzeit in 
Mitteleuropa. So bilden jungsteinzeitliche Fundstellen im 
Wauwilermoos auch Bestandteil der UNESCO Welterbe-Kandidatur 
"Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen". Der Archäologische 
Lernpfad Wauwilermoos trägt dazu bei, die überragende 
kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Region breiten 
Bevölkerungskreisen bekannt zu machen.
Eine Idee wird Wirklichkeit
Erste Vorgespräche mit den Gemeinden, Landeigentümern und 
Interessenverbänden verliefen 2007 äusserst positiv. In der Gemeinde 
Wauwil und dem Lions Club Willisau fand die Kantonsarchäologie zwei 
Partner, die sich mit vollem Einsatz für die Umsetzung des Projekts 
einsetzten. Zudem feiern sowohl die Kantonsarchäologie und 
Denkmalpflege wie auch der Lions Club Willisau ihr 50-Jahr-Jubiläum. 
Ihr grosses Engagement zugunsten des Lernpfades ist für beide 
Organisationen als Jubiläums-Aktivität ein willkommener Anlass, 
verstärkt an die Öffentlichkeit zu treten.
Die Gemeinde stellte das für den Bau der Pfahlbausiedlung 
benötigte Grundstück beim Bahnhof zur Verfügung. Darüber hinaus 
legten die Stimmberechtigen von Wauwil auch 80'000 Franken in den 
Fonds "Pfahlbausiedlung Wauwil" ein. Der Lions Club Willisau 
zeichnete schliesslich für den Bau der Anlage verantwortlich. 
Konzeption und fachliche Leitung oblagen der Kantonsarchäologie.
Ohne die Unterstützung zahlreicher Sponsoren, die nicht nur 
Geldbeträge (rund 400'000 Franken), sondern auch Baumaterial und 
technisches Know-How zur Verfügung gestellt haben, und ohne 
ungezählte Stunden ehrenamtlich Mitarbeitender (über 3000 Stunden) 
hätten Lernpfad und Pfahlbausiedlung nicht verwirklicht werden 
können.
Der Archäologische Lernpfad
Auf einem Rundgang von rund sieben Kilometern Länge (mit 
Abkürzungsmöglichkeiten) können die sechs Stationen des Lernpfads 
besucht werden, die im Bereich von wichtigen steinzeitlichen 
Fundstellen stehen. Dabei werden alle Phasen der Steinzeit 
berücksichtigt. Von den Fundstellen der Jäger- und Sammlerkulturen 
der Alt- und Mittelsteinzeit (ca. 14'000-5500 v.Chr.) führt der Weg 
zu den wichtigsten Grabungsstellen der Jungsteinzeit (5500-2200 
v.Chr.), der klassischen Pfahlbauzeit.
Ein besonderes Highlight ist die Station 1 mit dem modernen 
Informationspavillon und der Rekonstruktion einer jungsteinzeitlichen
Seeufersiedlung. Drei schilfgedeckte Pfahlbauhäuser, die getreu nach 
archäologischen Befunden im Wauwilermoos ebenerdig erstellt worden 
sind, ein Teich, der den ehemaligen See symbolisiert, und Felder mit 
zeittypischen Kulturpflanzen geben einen hervorragenden Eindruck vom 
Leben vor rund 6000 Jahren. Eines der Häuser ist sogar eingerichtet 
und präsentiert sich so, als hätten es die Bewohnerinnen und Bewohner
eben erst verlassen.
Lernpfad und Pfahlbausiedlung können jederzeit und gratis besucht 
werden. Dank der mit knappen, allgemein verständlichen Texten und 
zahlreichen Abbildungen, Rekonstruktionszeichnungen und Lebensbildern
versehenen Informationstafeln ist ein Besuch ohne Führung problemlos 
möglich.
Zwei Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz 
haben im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit pädagogische Arbeitsmaterialien
entwickelt. Ein Faltblatt mit anregenden, unterhaltsamen Fragen führt
Kinder und Jugendliche durch den Lernpfad.
Der Blick in die Zukunft
Der archäologische Lernpfad ist nie fertig! Vor allem im Bereich 
Museumspädagogik besteht im Moment ein Grundangebot, welches 
fortlaufend weiter ausgebaut und optimiert wird. So entstehen bis zum
nächsten Frühjahr bei den einzelnen Stelen des Rundgangs zusätzliche 
museumspädagogische Stationen, welche die Kinder und Jugendlichen, 
aber sicher auch manche Erwachsene, vor spannende Aufgaben stellen 
werden. Weiter ist geplant, auf der Homepage www.pfahlbausiedlung.ch 
fortlaufend Lehr- und Informationsmittel bereitzustellen. Diese 
ermöglichen Lehrpersonen die optimale Vor- und Nachbereitung des 
Besuchs mit ihren Schulklassen.
Zwei der Pfahlbauhäuser sind als Museumshäuser reserviert. Es ist 
vorgesehen, bei Bedarf das dritte Haus als Schulzimmer einzurichten 
und als wettersicheren Lernort zur Verfügung zu stellen.
Jedes Jahr sollen zudem in Wauwil archäologische Tage durchgeführt
werden. So ist für 2010 geplant, einen jungsteinzeitlichen Backofen 
zu rekonstruieren und in Betrieb zu nehmen. Vielleicht gelingt es 
auch, das Getreide von den Musterfeldern zu Steinzeitbrot zu 
verarbeiten. Weiter sind spezielle Aktionstage für Schulen geplant, 
an denen unter kundiger Anleitung archäologische Experimente 
durchgeführt werden können (Feuerstein-Verarbeitung, 
Knochenwerkstatt, Steinbeile schleifen etc.).
Wichtig für die künftige Entwicklung ist auch die Zusammenarbeit 
mit den Museen der Region, insbesondere dem Wiggertaler Museum und 
der Ronmühle in Schötz. Grundsätzlich soll sich das Angebot des 
Archäologischen Lernpfads ständig wandeln und jedes Jahr weiter 
ausgebaut werden, so dass auch wiederholte Besuche spannend bleiben.
Die Betriebsgruppe
Für die Pflege, den Unterhalt und die weitere Entwicklung von 
Lernpfad und Pfahlbausiedlung wurde eine Betriebsgruppe ins Leben 
gerufen. Die Betriebsgruppe wird von Annelies Gassmann, Gemeinderätin
Wauwil, und vom Kantonsarchäologen Jürg Manser geleitet. Weitere 
Mitglieder sind: René Kaufmann (Gemeindepräsident Wauwil), Edi 
Gassmann (Tagmar+Partner AG, Dagmersellen), Armin Oberli 
(verantwortlich für: Gebäulichkeiten, Infrastruktur) und Karl 
Langenstein (verantwortlich für die Umgebung: Biotop, Felder, Hecken 
etc.). Die wissenschaftliche Leitung obliegt weiterhin der 
Kantonsarchäologie, in erster Linie dem Steinzeitexperten Dr. Ebbe 
Nielsen (stv. Kantonsarchäologe).
UNESCO Welterbe-Kandidatur
Derzeit laufen Bemühungen um Anerkennung der "Prähistorischen 
Pfahlbauten rund um die Alpen" als UNESCO Welterbe unter Beteiligung 
der Schweiz, Österreichs, Frankreichs, Deutschlands, Italiens und 
Sloweniens. Das Projekt ist auch in der Schweiz sehr gut angelaufen 
und wird vom Bundesrat unterstützt. Als Welterbe aufgenommen werden 
sollen gut erhaltene Fundstellen von grosser wissenschaftlicher 
Bedeutung. Mit auf der Liste befinden sich zwei Fundstellen auf 
Egolzwiler Boden sowie vier weitere am Sempacher- und Baldeggersee. 
Ein Entscheid der UNESCO wird für 2011 erwartet. Der Archäologische 
Lernpfad Wauwilermoos und die rekonstruierte Pfahlbausiedlung 
entsprechen dem Geist des Projekts, da im Boden oder im Wasser 
verborgene archäologische Befunde ja nicht sichtbar sind und den 
Menschen auf anderem Wege zugänglich gemacht werden müssen. Weitere 
Informationen zur UNESCO Kandidatur: www.palafittes.ch.
Das Buch
Pünktlich zur Eröffnung des Archäologischen Lernpfads erscheint im
Luzerner Kulturbuchverlag kauf+lies GmbH ein Buch zum Thema. Dr. Ebbe
Nielsen, führender Forscher der Steinzeit und stv. Kantonsarchäologe,
lädt unter dem Titel ?Eiszeit Steinzeit. Die Lebenswelt der ersten 
Menschen im Wauwilermoos? zu einer Reise in die ältere und mittlere 
Steinzeit ein. Eine anschauliche Sprache, zahlreiche Illustrationen 
und Fotografien machen diese Reise zu einem lehrreichen Vergnügen.
Bilder: Fotos vom Aufbau der Pfahlbausiedlung sind auf der 
Homepage www.pfahlbausiedlung.ch , Fotos, abrufbar.

Kontakt:

Jürg Manser
Kantonsarchäologe
Tel.: +41/41/228'53'07
E-Mail: juerg.manser@lu.ch

Ebbe Nielsen
Kantonsarchäologe-Stv.
E-Mail: ebbe.nielsen@lu.ch
Tel.: +41/41/228'64'90

René Kaufmann
Gemeindepräsident Wauwil
E-Mail: rene.kaufmann@creamail.ch
Tel.: +41/41/972'70'02

Annelies Gassmann
Gemeinderätin Wauwil
E-Mail: ressort.finanzen@wauwil.ch
Tel.: +41/41/984'11'15

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