Buchneuheit: Lebenswelten im Kloster und Kollegiatstift St. Leodegar im Hof
Luzern (ots)
In den Gotteshäusern des späten Mittelalters ging es um weit mehr als nur ums Beten und Arbeiten. Ein neues Buch von Stadtarchiv und Staatarchiv Luzern beleuchtet die facettenreiche Realität im Kloster und Kollegiatstift St. Leodegar im Hof.
Der neuste Band «Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst» aus der Reihe der «Luzerner Historischen Veröffentlichungen» widmet sich den Lebenswelten der Leute am Kloster und Kollegiatstift St. Leodegar im Hof. Einer von ihnen war mit Jost von Silenen, der nachmalige Bischof von Grenoble und Sitten, eine schillernde Figur: Aufgewachsen auf der Burg in Küssnacht, scheint er bereits in jungen Jahren in Luzern unter anderem über die Bauherrenpfründe des Benediktinerklosters St. Leodegar im Hof verfügt zu haben. Später hat Jost von Silenen als Gesandter der Eidgenossenschaft am Hof von König Ludwig XI. gewirkt und eine beachtliche klerikale Karriere hingelegt. Das Ende war allerdings wenig rühmlich: Er wurde von Papst als Bischof von Sitten des Amtes enthoben und musste aus dem Wallis fliehen.
In jungen Jahren, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, war Jost von Silenen - wahrscheinlich nur für kurze Zeit - angehender Chorherr am Stift St. Leodegar in Luzern. Just in dieser Zeit wandelte sich die benediktinische Propstei St. Leodegar im Hof zu einem weltgeistlich geprägten Kollegiatstift. Dieser Verfassungswandel war gleichsam eine Anpassung an die bereits bestehende Realität.
Die Lebenswelten der Pfründner
Für ihr Personal bildeten Kloster und Kollegiatstift eine facettenreiche Lebenswelt mit verschiedenen Rechten, Pflichten und Aufgaben. Neben «klassischen» Verrichtungen etwa in den Bereichen Chorgebet oder Seelsorge leisteten Mönche, Kanoniker, Leutpriester und Laienpfründner - Jost von Silenen war einer von ihnen - auch grundherrschaftliche Verwaltungsarbeit und übten dabei aktiv Herrschaft aus. Daneben pflegten sie ausserinstitutionelle Lebenswelten: die Familie, die Universitäten oder den herrschaftlichen Dienst.
Auf der Grundlage umfangreichen Quellenmaterials gibt der Autor André Heinzer Einblicke in die Lebenswelten der Pfründner an St. Leodegar im Hof. Heinzer geht den Fragen nach den jeweiligen herrschaftlichen Verhältnisse nach, die im Zusammenhang mit dem Erwerb der Pfründen, der Entwicklung der grundherrschaftlichen Verwaltung oder dem Umgang mit innerinstitutionellen Reformen nicht unterschätzt werden dürfen. Gerade im Austausch mit der erstarkenden Stadt Luzern musste St. Leodegar seine Rolle als herrschendes wie beherrschtes Institut regelmässig wieder neu finden.
Das Buch erscheint im Schwabe Verlag Basel als Band 45 in der Reihe der «Luzerner Historischen Veröffentlichungen», die gemeinsam von Stadtarchiv Luzern und Staatsarchiv Luzern herausgegeben wird. Autor André Heinzer ist Mitarbeiter im Staatsarchiv Luzern und amtet daneben als Stadtarchivar von Sempach.
Anhang - Flyer Schwabe Verlag - Bild Jost von Silenen, Pfründner am Stift St. Leodegar und späterer Bischof von Grenoble und Sitten. (Quelle: Staatsarchiv Kanton Luzern)
Anhänge http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/11932_20140623_Flyer.pdf http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/11932_20140623_Jost.jpg
Kontakt:
Dr. Jürg Schmutz
Staatsarchivar
041 228 53 62
juerg.schmutz@lu.ch