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RVK: 8. Schweizerisches Forum der sozialen Krankenversicherung: Wettbewerb im Gesundheitswesen - Visionen zu kontroversen Standpunkten

Luzern (ots)

Bietet Wettbewerb die richtigen Instrumente für
eine bessere Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit des
Gesundheitswesens?
Anlässlich des 8. Schweizerischen Forums der sozialen
Krankenversicherung vom 11. Mai 2006 präsentierten Vor- und
Querdenker im Kongresshaus Zürich ihre Visionen zu kontroversen
Standpunkten. Den Schlusspunkt des Forums bildete eine spannende
Podiumsdiskussion mit den Referenten unter der Leitung von Ueli
Heiniger. Organisator des jährlich stattfindenden Forums ist der RVK,
der Verband der kleinen und mittleren Krankenversicherer.
Der Schwerpunkt der ganztägigen Veranstaltung lag auf der
Auseinandersetzung um die künftige Ausgestaltung des
Gesundheitsmarktes. Im Zentrum standen die Anforderungen und
Erwartungen der Krankenversicherer, der Leistungserbringer und
Konsumenten. Namhafte Referenten erläuterten einem interessierten
Publikum ihre Standpunkte, Thesen und Lösungsansätze.
"Managed Competition" im Gesundheitswesen
Lukas Steinmann, Gesundheitsexperte von Avenir Suisse, setzte sich
mit den Anforderungen an die wichtigsten Player im Gesundheitswesen
auseinander. Er erläuterte den schweizerischen Versicherungsmarkt mit
seinen 26 kantonalen Systemen und den involvierten Anspruchsgruppen
anhand des Dreiecks "Krankenkassen, Versicherte und
Leistungserbringer". Zwischen allen Parteien bestehe heute kein
echter Wettbewerb, Marktmechanismen würden bewusst ausgeschaltet.
Sein erklärtes Ziel ist der Ansatz der "Managed Competition", da mit
mehr Wettbewerb eine höhere Solidarität erreicht werden könne. Er
forderte die Verbesserung des Gesamtsystems anstelle partieller
Reformen.
Gesundheitlicher Selbstmord der Bevölkerung
Die Ergebnisse der Studie "Health Horizons" präsentierte Stephan
Sigrist, Senior Researcher des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI).
Die Studie beschreibt die Evolution der Gesundheit, analysiert
Triebkräfte, Märkte, Kunden und Anbieter und stellt Thesen über die
Zukunft auf. Laut Sigrist "begeht unsere Gesellschaft
gesundheitlichen UeSelbstmord› auf biologischer, ökonomischer und
politischer Ebene". Als Beispiele nannte er Fehlernährung, mangelnde
Selbstverantwortung oder den Überfluss an Spitälern. Sigrist führte
weiter aus, dass sich neben dem Markt für "Krankheit" ein Markt für
"Gesundheit" entwickelt. Diese Märkte basieren auf unterschiedlichen
Mechanismen, beeinflussen sich aber gegenseitig. In der Folge haben
immer mehr Industrien (z.B. Tourismus, Fashion,
Lebensmittelhersteller) eine Verbindung zur Gesundheit und
profitieren von neuen Wachstumsmöglichkeiten.
Plafonierung statt Senkung
Politikwissenschafter Claude Longchamp vertrat sechs Thesen zur
künftigen Gesundheitspolitik. Zu diesen Thesen formulierte er
mögliche Lösungswege. Eine der Thesen zeigte auf, dass sich der
mediale politische Diskurs weitgehend auf die Problemdeutung "Kosten
des Gesundheitswesens" konzentriert, während die Bevölkerung vermehrt
"Probleme im Kosten- und Leistungsbereich" artikuliert. Eine weitere
These machte deutlich, dass fast niemand damit rechnet, dass die
Gesundheitskosten in der Schweiz gesenkt werden können. Allenfalls
gehe man davon aus, dass eine Drosselung oder Plafonierung der
Steigerung durch staatlich vorgeschriebene oder wettbewerbsinduzierte
Sparmassnahmen möglich sei.
Wettbewerb führt zu Qualitätsverlust
Über die Erwartungen an eine effiziente Medikamentenversorgung
referierte Philippe Milliet, Leiter der Generaldirektion "Santé" der
Galenica AG. Er führte aus, dass der Wettbewerb zwischen den
Grossisten, die das Bindeglied zwischen Produzenten und
Leistungserbringern darstellen, ausgeprägt sei. Relevant für die
Kunden der Grossisten seien die Dienstleistungsqualität und der Preis
der Produkte, nicht aber die Produkte selber. Bei den Apotheken sei
der Druck durch die Massnahmen des Bundes - Preissenkungsrunde und
Förderung von Generika - enorm gestiegen. Für Milliet geht eine
Erhöhung des Wettbewerbs ohne Anpassung der Leitplanken zu Lasten der
Qualität, was schliesslich zu Mehrkosten im Gesundheitswesen führt.
Kosteneindämmung durch Stärkung der Wettbewerbselemente
Der Direktor des Bundesamtes für Gesundheit, Thomas Zeltner,
führte aus, mit welchen Wettbewerbselementen die Behörden die
Qualität für ein gerechtes Gesundheitswesen erhalten und gleichzeitig
dem Kostenwachstum entgegenwirken wollen. Wie viel Wettbewerb im
Gesundheitswesen greifen soll, lässt sich nach Zeltner nicht allein
wissenschaftlich ermitteln, sondern bedarf eines gesellschaftlichen
und politischen Diskurses.
Mindestmass an Regulierung erforderlich
Die Einführung von mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen in Europa
sei ziemlich bescheiden und beschränke sich auf einige wenige Länder,
stellte der Referent Willy Palm, Direktor der Association
Internationale de la Mutualité (AIM, Brüssel), fest. Er vertrat die
Ansicht, dass Wettbewerb ein Mindestmass an Regulierung erfordere,
damit Effizienz und Gleichheit im Gesundheitssystem gewährleistet
bleiben. Der Erfolg hängt für Palm davon ab, den Wettbewerb und die
Verantwortung auf die Leistungserbringer auszuweiten, statt sie auf
die Versicherten zu beschränken.
Die abschliessende Podiumsdiskussion führte Ueli Heiniger. Neben
den Referenten haben Ursula Steiner-König, Vizepräsidentin FMH, und
Marcel Mesnil, Generalsekretär Schweizerischer Apothekerverband, an
der Diskussion teilgenommen. Die beiden Vertreter der
Leistungserbringer sind teilweise mit kritischen Aussagen der
Referenten konfrontiert worden. Der Präsident des RVK, Charles
Giroud, hat im Gespräch die Standpunkte der kleinen und mittleren
Krankenversicherer dargelegt.
Der RVK repräsentiert 50 kleine und mittlere Krankenversicherer
mit rund 850'000 Versicherten. Das grosse Know-how kommt den
Mitgliedern in verschiedenen Bereichen zugute, unter anderem bei der
Beratung, Schulung und beim Qualitätsmanagement. Der Verband ist ein
Kompetenzzentrum für qualifizierte Dienstleistungen und
Rückversicherungen.
Die Medienmitteilung, Bilder des Anlasses sowie die Handouts der
Referate finden Sie im Internet unter www.rvk.ch.

Kontakt:

Marcel Graber
Direktor RVK
Tel.: +41/41/417'01'11
Fax: +41/41/410'69'65
E-Mail: marcel.graber@rvk.ch
Handy (nur während der Tagung): +41/79/215'14'81

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