Neue Caritas-Studie: Einmal arm - immer arm? - Aufstiegschancen für die Armen?
"Eine Million Arme in unserem Land" titelte der Blick seine Frontseite von heute.
Am 2. Zürcher Armutsforum der Caritas Zürich diskutierten heute über 200 Fachleute des Zürcher Sozialwesens die sozialen Aufstiegschancen der Armen. Die im Rahmen der Tagung vorgestellte neue Caritas-Studie "Einmal arm - immer arm?" kommt zum Schluss, dass immer mehr Menschen gesellschaftlich ausgeschlossen sind.
"Caritas Zürich ist überzeugt, dass die Zahl der Armen verringert werden kann, wenn es gelingt, die sozialen Aufstiegschancen zu verbessern", erklärt Max Elmiger, Direktor der Caritas Zürich zur Eröffnung des 2. Zürcher Armutsforum vor 200 Fachleuten des Zürcher Sozialwesens. Die heute vorgestellte Caritas-Studie "Einmal arm - immer arm?" zeigt jedoch deutlich, dass Armut in vielen Fällen an die Kinder weitervererbt wird und der soziale Aufstieg nur wenigen Menschen gelingt.
Die Soziologin Elisa Streuli erklärte im Rahmen der Tagung, dass Kinder aus oberen Gesellschaftsschichten besseren Zugang zu Bildung und den sozialen Netzwerken ihrer Eltern haben als Kinder und Jugendliche aus armen Familien. Streuli bestätigt: "Der soziale Status wird vererbt und der Aufstieg wird für die Armen immer schwieriger."
Die Caritas-Studie zeigt deutlich: Ehrgeiz und Intelligenz alleine genügen nicht, um aus der Armut auszubrechen. Wer es schafft hat in der Regel Hilfe und Unterstützung von aussen erhalten. In vielen Fällen ist es der konkreten Unterstützung aufmerksamer Lehrer, Jugendarbeiter privater oder kirchlicher Sozialwerke sowie engagierten Lehrmeistern zu verdanken, das Menschen den Weg aus der Armut finden. "Die kritischen Momente für den sozialen Auf- oder Abstieg sind die Übergänge von der Familie zur Schule, von der Schule zur Lehre und von der Lehre in den Beruf", so Caritas Direktor Elmiger weiter. "Armut ist keine genetisch unheilbare Krankheit. Armut kann überwunden werden", appelliert Elmiger für konkret und direkte Unterstützungsmassnahmen privater, kirchlicher und staatlicher Institutionen.
Freie Bahn den Tüchtigen funktioniert nicht mehr
"Wir leben in einer Gesellschaft, die Arme lieber ausschliesst als integriert," erklärte Nationalrätin Jacqueline Fehr in der von Tages-Anzeiger-Redaktor René Staubli moderierten Diskussionsrunde. Auch Hans Rudolf Schuppisser vom Schweizerischen Arbeitgeberverband musste zugeben, dass sein einstmaliges Motto: "Freie Bahn den Tüchtigen" heute nicht mehr funktioniert und neue Ansätze zur Förderung eines sozialen Ausgleichs gefragt sind.
Eine Zusammenfassung der Caritas-Studie kann unter www.caritas-zuerich.ch herunter geladen werden. Die vollständige Studie ist für Fr 16.- bei Caritas Zürich erhältlich.
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