Waldwirtschaft Schweiz / Economie forestière Suisse
Gross-Sägewerk: Segen oder Bedrohung?
Solothurn (ots)
Etwa 200 Interessierte sind der Einladung des Waldwirtschaftsverbands Schweiz zu einem Podiumsgespräch am Rande der Forstmesse Luzern gefolgt, um sich über die Vor- und Nachteile eines Gross-Sägewerks in der Schweiz zu informieren. Einigkeit herrschte darüber, dass eine Erhöhung der Sägekapazität in der Schweiz gut wäre, um die grossen Holzvorräte in den überalterten Schweizer Wäldern zu nutzen. Ausserdem sei es ökologisch sinnvoller ein Sägewerk beim Holz zu bauen als das Holz über lange Distanzen zu transportieren. Vertreter der Schweizer Säger wiesen auf die Bedrohung ihrer Existenz hin und Waldbesitzer-Vertreter beklagten die langjährigen Lieferverträge zu tiefen Preisen. Der investitionswillige Säger Andreas Kogler aus Kärnten, Österreich zeigte seinerseits auf, dass die relativ tiefen Preise in den Holzlieferverträgen und die Grösse des Werkes notwendig sind, um konkurrenzfähiges Schnittholz auf den Wachstumsmärkten Deutschland, Frankreich, Italien und u. a. Nordafrika absetzen zu können.
Während des von Peter Hofer (Geo Partner AG) geleiteten Podiumsgesprächs, gab der Investor Andreas Kogler bekannt, dass für sein Sägewerk, das jährlich eine Million Festmeter Rundholz verarbeiten würde, noch kein definitiver Standort bestimmt sei. Die Schweiz sei für ihn jedoch interessant, weil es hier grosse Holzvorräte gebe und die Rundholzpreise tiefer seien als in seinem Heimatland Kärnten/Österreich. Er brauche garantierte Lieferungen von Rundholz zu vorerst relativ tiefen Preisen. Mit diesen Preisen müssten die Waldbesitzer das Werk anfänglich mitfinanzieren, sonst komme es nicht zustande. Umgekehrt hätten sie ja den Vorteil des gesicherten erhöhten Absatzes und könnten deshalb z. B. zu rationelleren Erntemethoden übergehen. Laut Koglers Holzeinkäufer Emil Eberhard sind über 50 Prozent der benötigten Rundholzmengen bereits vertraglich gesichert. Die offerierten Preise seien zwar tatsächlich tief, aber viele Waldeigentümer könnten zur Zeit ihr Holz überhaupt nicht verkaufen.
Für Nationalrat Max Binder, Präsident des Waldwirtschaftsverbands Schweiz, muss die Überalterung unserer Wälder gestoppt werden. Mehr Nutzung rufe natürlich nach mehr Einschnittkapazität in der Schweiz, insbesondere wenn die Wertschöpfung in unserem Land geschehen soll. Für die Waldbesitzer seien aber Koglers lange Vertragsdauer und die Bindung an einen internationalen Index nachteilig. Die schweizerische Waldwirtschaft habe - auch wegen Lothar - schwere Jahre vor sich und sei darauf angewiesen, dass die Holzpreise wieder steigen.
Mangels Nachfrage in der Schweiz haben die bernischen Waldbesitzer schon seit Jahren Holz exportieren müssen, berichtete Nationalrat Hermann Weyeneth, Präsident der bernischen Waldbesitzer. Die Einschnittkapazität in der Schweiz sei in den letzten Jahren laufend zurückgegangen. Das Kogler-Werk würde diesen Trend brechen, und für die Schweizer Sägereien bliebe immer noch genug Holz. Er wäre sehr froh um einen zusätzlichen Absatzkanal.
Laut Emil Mosimann, Zentralpräsident Holzindustrie Schweiz, haben die Schweizer Säger nach "Lothar" Geld verdient und manche sind nun daran, die Einschnittkapazitäten zu erhöhen. Anders als Kogler müssten sie dabei ohne langjährige Verträge zu Tiefpreisen auskommen und seien deshalb auf dem europäischen Markt kaum konkurrenzfähig. Mosimann wies auf das Starkholzproblem hin, welches vom Gross-Sägewerk nicht gelöst würde. Auch gab er zu bedenken, dass die tiefen Kogler-Preise den gesamten Schweizer Markt beeinflussen werden.
Fotomaterial zur Podiumsdiskussion können Sie downloaden unter: http://www.wvs.ch/de/presse/presse_d1.html
Kontakt:
Waldwirtschaft Verband Schweiz
Urs Amstutz, Direktor
oder Marcel Güntensperger, Bereichsleiter PR
Rosenweg 14
4501 Solothurn
Tel. +41 32 625 88 00
Fax +41 32 625 88 99