Gemeinsame Förderung der Bio-Baumwolle
Zürich (ots)
Die Anstrengungen zur Förderung der Bio-Baumwolle werden verstärkt. Zu diesem Zweck wollen Nichtregierungsorganisationen, die Privatwirtschaft und staatliche Stellen vermehrt zusammenarbeiten. Darauf haben sich verschiedene Akteure des Baumwollsektors an einer nationalen Tagung in Bern verständigt. Sie war von der Entwicklungsorganisation Helvetas mit Unterstützung von seco und DEZA organisiert worden.
Baumwolle ist die wichtigste natürliche Textilfaser der Welt. Jährlich werden rund 20 Millionen Tonnen geerntet. Die Anbaugebeite liegen in warmen Klimazonen, viele in Entwicklungsländern. Die Verarbeitung erfolgt mehrheitlich in Billiglohnländern. Der konventionelle Anbau erfordert einen intensiven Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln. Ein Viertel der weltweit produzierten Insektizide landet auf Baumwollfeldern. Viele Arbeiter/innen erleiden Vergiftungen, und die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab. Beim biologischen Anbau ist der Arbeitsaufwand zwar deutlich grösser, dafür wird den natürlichen Kreisläufen Rechnung getragen, Mensch und Boden bleiben gesund.
Entwicklungs- und Umweltorganisationen bemühen sich seit Jahren um den vermehrten Anbau von Bio-Baumwolle und um eine bessere Ausschöpfung ihres Marktpotenzials. Im Zentrum der aktuellen Bestrebungen steht die Schaffung von lückenlosen Handelsketten. Das heisst, dass sämtliche Akteure - vom Produzenten bis zum Verkäufer - gemeinsam ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele und Kriterien festlegen; und dass sich die Partner im Norden verpflichten, dem Produzenten im Süden die Ware abzunehmen. Handlungsbedarf auf den verschiedensten Ebenen.
Als weiterer Schritt in diese Richtung - und als Zeichen im Vorfeld des Rio+10-Weltgipfels zur nachhaltigen Entwicklung in Johannesburg von Ende August/Anfang September - hat Helvetas, die Schweizer Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, am 20. August in Bern die Tagung "Marktchancen für Bio-Baumwolle und Öko-Textilien" durchgeführt. Unterstützt wurde sie durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Bundes. 90 Vertreter/innen von Nichtregierungsorganisationen, privaten Unternehmungen und Behörden haben an der Tagung teilgenommen, mit der die Schweiz ihre internationale Leaderrolle in den Anstrengungen für einen nachhaltigen Baumwollsektor unterstrichen hat.
In Referaten und Diskussionen erörterten verschiedene Akteure bisherige Erfahrungen und Zukunftsperspektiven - u.a. Vertreter von seco und DEZA, von Helvetas, des WWF, der Max Havelaar-Stiftung, der Grossverteiler Migros und Coop, des Textilimporteurs Switcher sowie der Handelsfirmen Remei und Reinhart. Dabei kam zum Ausdruck, dass es aufeinander abgestimmte Anstrengungen auf den verschiedensten Ebenen braucht, um den noch jungen Prozess der Bio-Baumwoll-Förderung anzukurbeln.
Schaffung einer gemeinsamen Kompetenz-Plattform
An der Tagung wurde eine gemeinsame Erklärung vorgestellt und von zahlreichen Teilnehmenden bereits unterzeichnet. Darin wird grundsätzlich anerkannt, dass es heute im Anbau und in der Verarbeitung von Baumwolle vielerorts zu Umweltproblemen und gesundheitlichen Schädigungen kommt. Ausserdem wird festgehalten, dass die gegenwärtigen Rahmenbedingungen (Preiszerfall, hohe Aufwendungen für Dünger und Pestizide, Marktverzerrungen durch Subventionen) zur Verarmung vieler kleinbäuerlicher Produzenten führt, und dass in der verarbeitenden Industrie schlechte Arbeitsbedingungen nicht selten sind.
In der gemeinsamen Erklärung wird betont, dass die bisher als Nischenprodukt gehandelte Bio-Baumwolle das Potenzial hat, weitere Marktanteile zu gewinnen und den Massenmarkt zu beliefern. Zu ihrer Förderung sprechen sich die Unterzeichnenden für die Schaffung einer "Plattform für einen nachhaltigen Baumwollsektor" aus. In ihr sollen im Sinne eines Schweizer Kompetenz-Netzwerks Wissen und Kräfte gebündelt werden. In den nächsten Wochen werden sich Privatunternehmungen in Absichtserklärungen zudem auf konkrete Werte festlegen, auf die sie den Anteil der Bio-Baumwolle am gesamten Umsatzvolumen innerhalb der nächsten fünf Jahre erhöhen wollen.
Kontakt:
Tobias Meier
Leiter Versandhandel Helvetas
Tel. +41/1/368'65'51
Andreas Friolet
Medienbeauftragter
Tel. +41/1/368'65'23 oder +41/79/687'85'75
Internet: http://www.helvetas.ch
[ 007 ]