World Vision Schweiz und Liechtenstein
HIV-positiver Priester kritisiert Umgang der Kirchen mit HIV/AIDS Gideon Byamugisha an der Internationalen Aids-Konferenz in Bangkok
(ots)Viele Kirchen haben bei uns weder die Komplexität noch die verheerende Wirkung von HIV/AIDS erkannt, kritisiert Gideon Byamugisha. Der ugandische Priester war der erste Geistliche, der in Afrika sein Schweigen um seine HIV-Infektion brach. Heute Freitag spricht Byamugisha an der Internationalen Aids-Konferenz in Bangkok.
Der ehemalige Lehrer und heutige Pastor Gideon Byamugisha war der erste praktizierende Priester, der in Afrika öffentlich zu seiner HIV-Infektion stand. Er outete sich im Jahre 1992. Der Berater der Initiative Hoffnung von World Vision wäre vor sechs Jahren beinahe gestorben, als sein Gewicht von 78 auf 58 Kilo fiel. Die Unterstützung seiner Freunde und seiner Familie sowie die richtigen Medikamente halfen ihm zu überleben.
Sie predigen selbstgerecht
Bei seinem unentwegten Kampf gegen HIV/AIDS nimmt Byamugisha auch gegenüber der Kirche kein Blatt vor dem Mund: In vielen Kirchen haben die Geistlichen und Gläubige die Komplexität und die verheerende Wirkung von HIV/AIDS nicht erkannt. Viele von uns Priester predigen selbstgerecht sowie verdammend. Zudem drohen sie mit der Hölle und einem schmerzhaftem Tod, bevor vielleicht ihre besten Freunde oder möglicherweise sogar sie selbst das nächste Opfer in einer tragischen Kette von HIV-Infizierten oder Hinterbliebenen werden. Die Verdammnis und Drohung von uns Priester haben ausserdem viele Menschen davon abgehalten, sich einem HIV-Test zu unterziehen. Auch schweigen viele von uns zu HIV/AIDS, um nicht durch das fehlende Wissen und Inkompetenz blossgestellt zu werden.
ABC: Kein Allheilmittel
Das grossflächig in Afrika propagierte ABC-Programm (A für Abstain =Enthaltsamkeit, B für Be faithful = Treue und C für Condom) sei zwar erfolgreich, jedoch weit davon entfernt, ein Allheilmittel zu sein. So sei dies keine Lösung für Probleme wie die HIV-Übertragung durch Injektionsspritzen, Mutter-Kind-Übertragung oder Ansteckung durch Bluttransfusionen. Auch sei ABC keine Antwort auf gesellschaftliche Haltungen, die die Frauen einem erhöhten Risiko aussetzen. Wir müssen den gefährdeten und betroffenen Gruppen auch die medizinische Behandlung und ein schützendes Umfeld anbieten. Überlieferte Kulturen, so Gideon Byamugisha weiter, müssten in Frage gestellt werden. Dafür brauche es Informationskampagnen und andere bewusstseinsverändernde Massnahmen, die Geld kosten.
Religiöse Ethik neu definieren
Trotz seiner harschen Kritik gegenüber der kirchlichen Haltung zu HIV/AIDS anerkennt der Berater von World Vision auch deren Fortschritte. Viele religiöse Gruppen hätten sich bereits von ihrer verneinenden und schuldzuweisenden Haltung abgewendet und orientieren sich nach griffigen Lösungen im Kampf gegen HIV/AIDS. So würden moderate Theologen und Pfarrer versuchen, die religiöse und sexuelle Ethik neu zu definieren, um sie in Einklang mit der afrikanischen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts zu bringen. Dies sei nötig. Denn die traditionelle Doktrin, wonach jeder Sexualverkehr der Fortpflanzung zu dienen habe, hat die HIV-Epidemie nur verstärkt. Daher wird sie inzwischen auch offen in Frage gestellt.
Gideon Byamugisha hält heute Freitag am Internationalen Aids- Kongress in Bangkok ein Referat über HIV/AIDS in Afrika.
Gideon Byamugisha
Der afrikanische Pastor Gideon Byamugisha gehört dem Vorstand der Uganda Aids Commission an und ist Berater der Initiative Hoffnung von World Vision. Der Autor von fünf Büchern hält vier internationale Auszeichnungen von der ugandischen Regierung, der Stromme Foundation, World Vision und von der Universität Nkumba. Diese Auszeichnungen erhielt er für sein Engagement gegen HIV/AIDS und sienen Einsatz für Direktbetroffene. Gideon Byamugisha ist verheiratet und wurde 1995 Vater eines gesunden Kindes.
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Gideon Byamugisha