Neues System der Verrechnung von Medikamenten: es droht die Gefahr einer Kostenexplosion !
Martigny (ots)
Das neue Abgeltungsmodell der Apotheker, welches nächstes Jahr in Kraft treten soll, wird bei den sogenannten "kostengünstigen" Medikamenten zu einer Kostenexplosion führen. Die Vereinigung schweizerischer Kranken- und Unfallversicherer (Cosama) schlägt Alarm. Im Bereich der Medikamente, deren Anteil allein einen Fünftel der Kosten zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (KVG) ausmacht, muss jegliche Ausuferung verhindert werden.
Der Preis verschiedener kostengünstiger Medikamente (Publikationspreis unter ca. Fr. 50.--) wird sich nächstes Jahr nahezu verdoppeln. So wird beispielsweise der Preis einer Packung Voltaren mit 30 Tabletten von derzeit Fr.12.65 auf mehr als Fr. 20.-- ansteigen. Dieses neue Abgeltungsmodell trägt der vom Apotheker erbrachten Leistung besser Rechnung. Es kombiniert nämlich die Erhebung einer Gebühr für die Kundenberatung mit der Verrechnung einer Marge für die Vertriebskosten.
Zur Zeit beziehen die Apotheken ihre Einkünfte aus der Marge (ca. 33 %), die sie auf ihren Verkäufen erheben. In Zukunft wird die Addierung der Beratungstaxe und der neuen Marge eine erhebliche Verteuerung der sogenannten "kostengünstigen" Medikamenten, die gleichzeitig auch die am meisten verwendeten Medikamente sind, verursachen. Die teuren Medikamente (bis ca. Fr. 1'000.--) werden hingegen günstiger sein. Allerdings wird befürchtet, dass diese Neuanpassung der Preise eine Erhöhung der Gesamtrechnung nach sich zieht. Dieser hohe Kostenanstieg der sogenannten "kostengünstigen" Medikamente wird in den Grenzregionen zu enormen Problemen führen, da dort die Versicherten versucht sein werden, einen Abstecher zu unseren europäischen Nachbarn zu unternehmen, um die entsprechenden Medikamente zu viel günstigeren Preisen zu kaufen
Die Versicherer der Cosama, einer Vereinigung mit mehr als 1,5 Millionen Versicherten, können keinen neuen Anstieg der Medikamentenkosten akzeptieren. Die im Apothekenbereich verursachten Kosten zu Lasten des Krankenversicherungsgesetzes sind von einem exponentiellen Wachstum gekennzeichnet: + 25,7 % in den letzten drei Jahren. Der Anteil der Medikamente macht einen Fünftel der Kosten der Versicherer aus. Nach den Spitälern und Ärzten machen die Medikamente den grössten Ausgabenposten aus: rund 3 Milliarden Franken im Jahre 1999. Jede Tarifentwicklung nach oben in diesem Bereich wird somit eine einschneidende Auswirkung auf die Gesundheitskosten haben.
Die Befürchtungen der Versicherer werden zudem durch die Ungewissheit, die in Bezug auf die Erhebung der Mehrwertsteuer auf den Apotheker-Leistungen herrscht, verstärkt. Sollte diese Steuer nämlich erhoben werden, hätte dies zusätzliche Kosten von 8 Millionen Franken pro Jahr zu Lasten der Versicherer zur Folge.
Cosama begrüsst die Einführung eines Rechts der Apotheker auf Ersatz eines Originalmedikaments durch ein kostengünstigeres Generikum, zählt jedoch auf die aktive Mitarbeit der Apotheken, um diese Präparate abzugeben. Cosama ist jedoch der Ansicht, dass diese Aufgabe nicht noch zusätzlich vergütet werden sollte.
Aus Sicht der Versicherer der Cosama besteht die reelle Gefahr einer beachtlichen Verteuerung der Medikamentenkosten in der Schweiz. Aus diesem Grund lehnen diese zur Zeit ein kompliziertes Modell ab, welches zwar das Gesamteinkommen der Apotheker sicherstellt, jedoch keinerlei Garantie für die Kostenneutralität im Medikamentenbereich gibt.
Versicherer Mitglieder von Cosama : Assura, Krankenkasse SBB, Groupe Mutuel, Hotela, Intras, La Caisse Vaudoise, Philos und Supra
Rückfragen: Vincent Claivaz, Tel. 0848 848 112, Mobile +41 79 345 56 65. Jean-Michel Bonvin, Präsident der Kommission für Kommunikation [ 003 ]