Artenvielfalt in der Kornkammer Klettgau: Eine Erfolgsgeschichte
Zürich (ots)
1990 hat die Schweizerische Vogelwarte im Schaffhauser Klettgau, der "Kornkammer" der Deutschschweiz, ein ehrgeiziges Projekt lanciert: Sie wollte bedrohte Vogelarten wiederansiedeln oder ihren Bestand erhalten. Dabei war die Zusammenarbeit mit den Landwirten zentral. Dank ihrer Bereitschaft, auf Getreidefeldern kleine Flächen mit lockerem Pflanzenbewuchs zu schaffen oder Ackerwildkräuter stehen zu lassen, fanden die Vögel Nistplätze und Insekten als Nahrung.
Inzwischen ist der Erfolg messbar: Die Brutvögel-Population im Klettgau hat stark zugenommen. Noch 1996 tendierte die Zahl der Reviere von Neuntötern, Grauammern und Schwarzkehlchen im Klettgau gegen Null. Die intensive Landwirtschaft nahm diesen Vogelarten den Lebensraum. Dank der Förderung der Biodiversität lag die Anzahl der Neuntöter-, Grauammer- und Schwarzkehlchen-Reviere pro 100 Hektare 2014 bei vier bis sechs.
Und während sich 1994 nur rund sieben Feldhasen auf einem Quadratkilometer tummelten, sind es heute bis zu dreizehn. "Das sind sechs Mal mehr als im Schweizer Durchschnitt", erklärt Markus Jenny von der Vogelwarte. Die Hasen können strukturreiche Altgrasflächen, die die Bauern stehen lassen, als Rückzugsorte nutzen. Zudem bieten Hecken und Steinmäuerchen Biotope für Kleintiere und Amphibien.
Diese positive Bilanz war nur möglich dank dem gemeinsamen Engagement der Schweizerischen Vogelwarte, der Vereinigung IP-Suisse und der Migros. Mit den Anforderungen der integrierten Produktion und den konkreten Massnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität vereinbaren die Bauern der IP-Suisse Produktion und Artenvielfalt. Die Migros ihrerseits vermarktet die Produkte der IP-Suisse unter dem gemeinsam entwickelten Label TerraSuisse. Dieses bietet den Kundinnen und Kunden klare Mehrwerte. Die Bemühungen der Landwirte zugunsten von Tierwohl und Biodiversität honoriert die Migros mit Prämien von jährlich über 25 Mio. Franken.
4,5 Mio. Franken davon erhalten die Landwirte für IP-Suisse-Getreide. 2013 unterzeichnete die Migros einen 5-Jahres-Vertrag für die Belieferung von IP-Suisse-Mehl an die Jowa. 90'000 Tonnen IP-Suisse Getreide aus der Schweiz werden dort jährlich zu TerraSuisse-Produkten verarbeitet.
Ob auch künftig genügend Mittel zur Förderung der Biodiversität bereitstehen, liegt nicht zuletzt an den Migros-Kundinnen und -Kunden. Wenn sie die grosse Brotvielfalt aus TerraSuisse-Mehl berücksichtigen, unterstützen sie auch den Anbau verschiedener Getreidesorten im Klettgau. Wo aber alte Getreidesorten wie Emmer nebst Weizen und Dinkel wachsen, sind auch unterschiedliche Insekten zu finden und damit unterschiedliche Vogelarten. Artenvielfalt lässt sich also auch durch den Einkauf beeinflussen.
Am 24. Juni traf sich eine Delegation des Schweizer Bauernverbandes, angeführt von Präsident und Nationalrat Markus Ritter, frühmorgens mit Vertretern der Schweizer Vogelwarte, der IP-Suisse und der Migros zu einer Feldbegehung im Klettgau.
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Luzi Weber, Mediensprecher MGB, Tel. 044 277 20 66,
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