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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

SFA : Substanzkonsum Jugendlicher im internationalen Vergleich

Lausanne (ots)

Ein internationaler Vergleich zeigt: Der
regelmässige Alkohol- und Tabakkonsum von Schweizer Jugendlichen ist 
tiefer als im Durchschnitt der Vergleichsländer in Europa und 
Nordamerika. Die Raucherraten gingen in den meisten Ländern zurück, 
während die Entwicklung beim Alkohol uneinheitlich ist. Der 
internationale Bericht 2008 zur Schülerbefragung Health Behaviour in 
School-Aged Children vergleicht die Konsumraten in 41 Ländern und 
beschreibt die Lebensumstände der Jugendlichen im Jahr 2006. Die 
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme hat 
die Situation für die Schweiz genauer betrachtet und zeigt für die 
Prävention wichtige Themen.
Seit 2002 ging der Substanzkonsum von 15-jährigen Jugendlichen 
hierzulande zurück. Im internationalen Vergleich bewegt sich die 
Schweiz beim Alkohol- und Tabakkonsum meist im unteren Mittelfeld. 
Eine Vorbild-Rolle kommt ihr dennoch nicht zu. "Die jüngste 
Entwicklung ist positiv. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, 
dass immer noch zu viele Jugendliche trinken, rauchen oder kiffen", 
erklärt Michel Graf, Direktor der Schweizerischen Fachstelle für 
Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA). Die 2008 vom Regionalbüro 
der Weltgesundheitsorganisation für Europa und der Universität von 
Edinburgh herausgegebene Studie verglich das Gesundheitsverhalten von
Jugendlichen in 41 Ländern. Zu den untersuchten Gebieten zählt der 
Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis 11-, 13- und 15-jähriger 
Schülerinnen und Schüler. Grundlage des Berichtes ist die 
internationale Studie Health Behaviour in School-Aged Children 
(HBSC), welche alle vier Jahre durchgeführt wird. Die Daten aus der 
Schweiz stammen aus der Schülerbefragung, welche die SFA im Auftrag 
des Bundesamtes für Gesundheit und der Kantone 2006 durchführte.
Meist unter dem internationalen Durchschnitt
Im internationalen Vergleich ist der Rückgang des Alkoholkonsums von 
Schweizer Jugendlichen seit 2002 beachtlich. Bei den 
Trunkenheitserlebnissen liegt die Schweiz im unteren Viertel: Rund 23
% der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler gaben an, mindestens zwei 
Mal in ihrem bisherigen Leben betrunken gewesen zu sein. Im 
internationalen Durchschnitt sind es 33 %. Weniger gut fällt der 
Vergleich beim regelmässigen Konsum aus: Rund 22 % der Schweizer 
Jugendlichen trinken mindestens ein Mal pro Woche Alkohol. 
International sind es im Schnitt 26 %.
Beim Rauchen figuriert die Schweiz im unteren Drittel. Der 
Konsumrückgang ist im internationalen Vergleich hoch. Im 2002 
rauchten in der Schweiz 23 % der Jugendlichen mindestens wöchentlich;
international waren es durchschnittlich knapp 24 %. Vier Jahre später
rauchen 15 % der 15-Jährigen mindestens ein Mal pro Woche. Im 
Durchschnitt aller Länder sind es 19 %.
In der Schweiz wie auch in vielen anderen Staaten ging der 
Cannabiskonsum zurück. Rund 31 % der Jugendlichen haben in ihrem 
bisherigen Leben schon gekifft. Die Schweiz verbleibt damit in den 
vorderen Rängen. Im internationalen Durchschnitt waren es 18 %. Im 
Monat vor der Befragung hatten 12 % der 15-Jährigen hierzulande 
Cannabis geraucht; das sind doppelt so viele wie im Ausland.
Raucherraten überall rückläufig
Beim Tabak und Cannabis ist in den meisten Ländern die gleiche 
Tendenz zu beobachten. "Auch in der Schweiz ist Rauchen heute weniger
in. Dies scheint einem langfristigen internationalen Trend zu 
entsprechen", erklärt Emmanuel Kuntsche, Forscher in der SFA. Gemäss 
SFA haben die Bemühungen für den Nichtraucherschutz und die 
öffentlich geführte Diskussion über das Passivrauchen für die Risiken
des Tabakkonsums sensibilisiert. Auch der Konsumrückgang beim 
Cannabis hängt wohl mit dem besseren Wissen über die gesundheitlichen
Gefahren zusammen. Die Rauchverbote in öffentlichen Räumen dürften 
das Kiffen in der Öffentlichkeit ebenfalls hemmen.
Uneinheitliche Entwicklung beim Alkohol
Beim Alkohol ist die internationale Entwicklung nicht eindeutig. Es 
gibt keinen generellen Konsumrückgang. Die SFA geht davon aus, dass 
der rückläufige Konsum in der Schweiz mit dem besseren Wissen über 
die Risiken des problematischen Alkoholkonsums zusammenhängt. Das 
Rauschtrinken wurde in den letzten Jahren intensiv und öffentlich 
diskutiert. Das Problembewusstsein bei Eltern, Lehrpersonen und 
Jugendlichen ist wohl gestiegen. Positiv auswirken dürften sich die 
Sondersteuer auf Alcopops sowie der Jugendschutz, insbesondere die 
Abgabevorschriften, auf die am Verkaufsort hingewiesen werden muss.
Lebensumfeld: Familie, Gleichaltrige, Schule
Die internationale Studie HBSC beschreibt auch das Umfeld der 
Jugendlichen. Die SFA hat für die Schweiz den Substanzkonsum in 
Zusammenhang mit den Lebensbereichen Familie, Gleichaltrige und 
Schule genauer betrachtet und in einer neuen Broschüre 
zusammengefasst.
2006 gaben gut 78 % der 15-Jährigen an, dass ihre Eltern über ihr 
Freizeitverhalten Bescheid wissen und dass es ihnen leicht fällt, mit
ihnen über ihre Sorgen zu sprechen. Jugendliche, deren Eltern wissen,
wie und mit wem sie ihre Freizeit verbringen, konsumieren weniger 
häufig Alkohol, Tabak oder Cannabis als jene, deren Eltern kaum oder 
überhaupt nicht im Bilde sind. Wenn Eltern Bescheid wissen, kann dies
Ausdruck einer guten und offenen Beziehung sein, die vorbeugend 
wirkt. Gleiches gilt für Jugendliche, denen es leicht fällt, mit 
ihrer Mutter oder ihrem Vater über Sorgen zu reden. "Es ist wichtig, 
dass Eltern offen für Gespräche sind und manchmal insistieren, wenn 
sie sich Sorgen machen. So wissen die Jugendlichen, dass die Eltern 
für sie da sind. Das gibt ihnen Halt", fasst Sabine Dobler, 
Präventionsfachfrau der SFA, zusammen.
24 % der 15-Jährigen gehen am Abend nie aus. 65 % gaben an, bis zu 
drei Mal in der Woche abends in den Ausgang zu gehen und 11 % tun 
dies vier Mal oder häufiger. Wer abends öfters ausgeht, konsumiert 
eher Alkohol, Tabak oder Cannabis. Obwohl sich im Ausgang potentiell 
mehr Konsumgelegenheiten bieten, ist es wichtig, dass Jugendliche 
Freundschaften pflegen. Gemäss SFA braucht es aber einen klaren 
Rahmen. "Eltern sollten festlegen, wie häufig, wann und bis um welche
Uhrzeit Jugendliche abends unterwegs sein dürfen", sagt Sabine 
Dobler.
Schulische Anforderungen
71 % der 15-Jährigen fühlen sich durch die Schularbeit nicht oder nur
wenig gestresst; 20 % bezeichnen sich als einigermassen und 9 % als 
sehr gestresst. Unter den Jugendlichen, die sich sehr gestresst 
fühlen, ist der Anteil regelmässig Konsumierender grösser als unter 
jenen, die sich kaum oder gar nicht gestresst fühlen. Das gilt 
besonders fürs Rauchen. Alkoholtrinken, Rauchen oder Kiffen können 
Versuche sein, sich zu entlasten. Manchmal steht aber nicht der 
schulische Stress, sondern der Konsum am Anfang des Problems. 
Schulische Programme zur Gesundheitsförderung können helfen, die 
eigenen Fähigkeiten zu stärken sowie neue Strategien zur 
Stressbewältigung oder Problemlösung zu entwickeln.
Prävention breit abgestützt
Eine wirksame Prävention ist breit abgestützt. Eltern, Lehrkräfte, 
Präventionsexperten, aber auch Behörden, Produzenten, Gastrobetriebe 
und der Detailhandel tragen Verantwortung. Entwarnung ist nicht 
angezeigt. "Die Präventionsanstrengungen müssen fortgeführt werden. 
Um die positive Konsumentwicklung zu stützen, braucht es weiterhin 
das Engagement aller Akteure", fasst Michel Graf zusammen.
Link zur SFA-Broschüre: Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum bei 
Jugendlichen - Zahlen und Hintergründe. Lausanne 2008:
http://www.sfa-ispa.ch/DocUpload/HBSC2008D.pdf
Link zum Forschungsbericht 2008, herausgegeben vom Regionalbüro 
der Weltgesundheitsorganisation für Europa und der Universität von 
Edinburgh:
http://www.euro.who.int/document/E91416.pdf
Die SFA in Kürze
Für die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere 
Drogenprobleme (SFA) steht der Schutz der Gesundheit im Zentrum. Die 
SFA will Probleme verhüten oder vermindern, die aus dem Konsum von 
Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen. Die SFA 
konzipiert und realisiert Präventionsprojekte, engagiert sich in der 
Gesundheitspolitik und der psychosozialen Forschung. Die SFA ist eine
private, parteipolitisch unabhängige Organisation mit gemeinnützigem 
Zweck.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite der 
SFA:
http://www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D

Kontakt:

Monique Helfer
Medienverantwortliche SFA
mhelfer@sfa-ispa.ch
Tel.: 021 321 29 74

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