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SFA : Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischem Alkoholkonsum
Lausanne (ots)
Die jüngste Schweizerische Gesundheitsbefragung zeigt: Der problematische Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat zugenommen. Insgesamt trinkt die Schweizer Wohnbevölkerung weniger häufig Alkohol als im Jahr 2002. Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) hat die Daten zum Alkoholkonsum aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung von 2007 ausgewertet. Ein Überblick.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit hat die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) die Daten zum Alkoholkonsum aus der letzten Schweizerischen Gesundheitsbefragung von 2007 ausgewertet. Befragt wurden in der Schweiz lebende Personen ab 15 Jahren. Die repräsentativen Zahlen zeigen eine Zunahme des problematischen Alkoholkonsums bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Problematischer Konsum Gemäss den Fragen zu den alkoholbedingten Problemen weisen im Jahr 2007 83 % der 15- bis 24-Jährigen einen risikoarmen Alkoholkonsum auf oder sie trinken keinen Alkohol. 1997 waren es noch 89 %. Die Anteile jener, die einen riskanten, schädigenden oder behandlungsbedürftigen Alkoholkonsum aufweisen, sind entsprechend grösser geworden. Auch was die durchschnittlich konsumierten Mengen pro Tag betrifft, so gehen mehr Jugendliche und junge Erwachsene hohe Risiken ein. Betrachtet man alle Altersgruppen zusammen, so ist die Situation bei den Frauen zwischen 1997 und 2007 gleich geblieben. Zuversichtlich stimmt, dass insgesamt bei den Männern, die ein hohes Risiko eingehen, ein leichter Rückgang von 3,3% im Jahr 1997 auf 2% im Jahr 2007 zu verzeichnen ist. Männer gehen gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen ein hohes Risiko ein, wenn sie durchschnittlich mehr als 60 Gramm reinen Alkohol pro Tag konsumieren; das sind mindestens 5 Stangen Bier. Bei Frauen liegt ein hohes Risiko vor, wenn sie mehr als 40 Gramm Alkohol pro Tag konsumieren, was ungefähr 4 oder mehr Standardgläsern entspricht. Gemeint ist die normalerweise in einem Restaurant ausgeschenkte Menge (1 Stange Bier zu 3 dl, 1 Glas Wein, 1 Gläschen Schnaps; wobei ein Standardglas 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol enthält).
Anteile am Gesamtkonsum Berechnungen der SFA auf der Basis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung ergeben, dass die Hälfte des jährlich konsumierten Alkohols von knapp 13% der Bevölkerung getrunken wird. Gut 70% konsumieren die verbleibende Menge. Die übrigen 17% leben abstinent, wobei der Anteil abstinenter Personen bei den Frauen doppelt so hoch ist wie bei den Männern.
Trinkhäufigkeit ging zurück Im 2007 konsumierten 14% der Schweizer Wohnbevölkerung mindestens einmal pro Tag Alkohol; bei den Männern ist es jeder Fünfte, bei den Frauen knapp jede Zehnte. Mit zunehmendem Alter erhöht sich der Anteil der Männer, die täglich trinken. In der Altersgruppe der über 75-jährigen Männer trinken 45% mindestens einmal am Tag ein alkoholisches Getränk. Der Vergleich mit den Daten aus den Gesundheitsbefragungen von 1997, 2002 und 2007 zeigt insgesamt eine leichte Abnahme der Personen, die täglich Alkohol konsumieren.
Frauen trinken weniger als Männer 26% der Befragten gaben an, seltener als wöchentlich Alkohol zu trinken. Dieser Anteil ist gegenüber dem Jahr 2002 um 4% leicht gestiegen. Auch hier zeigt sich, dass Frauen weniger häufig alkoholische Getränke konsumieren als Männer: 19% der Männer und 33% der Frauen trinken nur selten Alkohol.
Keine gesamtschweizerische Trinkkultur Die drei Sprachregionen der Schweiz unterscheiden sich hinsichtlich des Alkoholkonsums. Im Tessin ist der Anteil täglich Konsumierender mit 28% am höchsten. Gleichzeitig gibt es dort mit 34% am meisten Personen, die gänzlich auf Alkohol verzichten. Anders in der deutschsprachigen Schweiz: Mit 15% gibt es am wenigsten abstinent lebende Personen und gleichzeitig am wenigsten täglich Konsumierende (12%). Die Romandie nimmt den Platz in der Mitte ein mit je gut 19% Abstinenten und täglich Konsumierenden. Im Jahr 2007 wird Bier in der deutschen und französischsprachigen Schweiz pro Kopf in etwa gleichem Ausmass getrunken. Die Tessiner trinken davon weniger. Personen im Tessin trinken am meisten Wein, gefolgt von jenen in der Romandie und der Deutschschweiz.
Präventionsanstrengungen uneingeschränkt fortführen "Die generell leichte Abnahme des Alkoholkonsums in den letzten zehn Jahren stimmt zuversichtlich. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konsum der Schweizer Wohnbevölkerung auf hohem Niveau verbleibt und der Alkohol häufige Ursache von Unfällen und Verletzungen ist", erklärt Michel Graf, Direktor der SFA. Beunruhigend ist die Entwicklung bei den 15- bis 24-Jährigen: Die Gruppe der problematisch Konsumierenden unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen wächst. Laut SFA müssen die Präventionsanstrengungen uneingeschränkt fortgeführt werden. Dabei braucht es stets beides: Prävention durch strukturelle Massnahmen (z.B. Jugendschutzbestimmungen) sowie Verhaltensprävention (Sensibilisierung, Information). Mit ihren Materialien für Schulen, Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern sowie Festveranstaltende stellt die SFA mehrere Instrumente zur Verfügung. "Um den durchschnittlich hohen Pro-Kopf-Verbrauch einzuschränken, braucht es unter anderem eine umfassende Information über die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums", sagt Michel Graf.
Schweizerische Gesundheitsbefragung Die Schweizerische Gesundheitsbefragung ermöglicht eine Beschreibung der gesundheitlichen Belastungen und Risiken für die Schweizer Wohnbevölkerung. Das Bundesamt für Statistik führt diese Befragung alle fünf Jahre durch, letztmals im Jahr 2007. Sie liefert ausführliche Angaben zum Alkoholkonsum in der Schweiz. Die SFA hat im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit die entsprechenden Daten ausgewertet. Die Grafiken zum Alkoholkonsum der Schweizer Wohnbevölkerung sind ab sofort auf der Website der SFA, Rubrik Statistik, aktualisiert abrufbar.
Die SFA in Kürze Für die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) steht der Schutz der Gesundheit im Zentrum. Die SFA will Probleme verhüten oder vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen. Die SFA konzipiert und realisiert Präventionsprojekte, engagiert sich in der Gesundheitspolitik und der psychosozialen Forschung. Die SFA ist eine private, parteipolitisch unabhängige Organisation mit gemeinnützigem Zweck.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite der SFA: http://www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D
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