"Vom General zum Glamour Girl Ein Portrait der Schweiz" Die Schweizerische Landesbibliothek zeigt die Schweiz im Portrait
Bern (ots)
Unter dem Titel "Vom General zum Glamour Girl Ein Portrait der Schweiz" präsentiert die Graphische Sammlung der Schweizerische Landesbibliothek erstmals eine Auswahl ihrer 60'000 Fotoportraits. Rund zweihundert Persönlichkeiten von Rang und Namen sind vertreten. Die Ausstellung dauert bis zum 18. September 2005. Sie ist auch sonntags und am 1. August geöffnet.
Was verbindet Ferdinand Hodler und Daniel Vasella, Rainer Maria Rilke und Rolf M. Zinkernagel, Christa de Carouge und Grock? Was hat Michelle Hunziker mit General Dufour gemeinsam? Sie geniessen einen Ruf, in der Schweiz und über sie hinaus.
Die Ausstellung macht deutlich, wie sich der Begriff der Elite in den letzten 150 Jahren gewandelt hat und wer in der Schweiz einst und heute für bemerkenswert gehalten wurde und wird. Dieser Bedeutungswandel zeigt sich auch in der künstlerischen Entwicklung des Fotoportraits.
Rare Daguerreotypien von General Dufour und Albert Anker kennzeichnen die Frühzeit der Fotografie. Paul Bonzon und Albert Teichmann repräsentieren mit ihren umfangreichen Serien die hochstehende Fotoqualität der 1910er bis 1930er Jahre. Den Schlusspunkt bilden Serien zeitgenössischer Fotoschaffender wie Giro Annen (Bern), Laurence Bonvin (Genf), Claire Cuti (Genf), Gian Paolo Minelli (Chiasso), Andri Pol (Basel), Florio Puenter (St. Moritz), Marco Schibig (Bern), Christian Scholz (Zürich) und Nicole Zachmann (Zürich).
Elite und Prominenz
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägten bedeutende Schriftsteller, Künstler und Architekten das Gesicht einer ganzen Epoche. Carl Spitteler, Hermann Hesse, Romain Rolland, Ferdinand Hodler und Le Corbusier sind uns bis heute ein Begriff. Gegenwärtige Berühmtheiten erweisen sich weder für verschiedene Generationen noch für unterschiedliche Gesellschaftsgruppen als verbindlich. Roger de Weck geniesst unter Intellektuellen eine Reputation, Gölä findet in der Musikszene breite Popularität.
Die Portraits der Gegenwart zeigen neben Intellektuellen, Kunstschaffenden, Militärs und Klerus auch Wirtschaftsführer wie Marcel Ospel, Spitzenköche wie Philippe Rochat und Medienstars wie Kurt Aeschbacher und Nella Martinetti. Neben der Elite im traditionellen Sinn hat sich die Prominenz ihren Platz erobert. Bedeutsamkeit entsteht kraft intellektueller Leistung; sie wird mittels klar definierter Qualitätsmassstäbe bewertet. Prominenz dagegen bleibt ein quantitativ messbares Medienphänomen prominent ist, über wen berichtet wird.
Fotografie als Kunstform
Eines haben die Berühmtheiten von gestern und heute gemeinsam: Sie lassen sich von bedeutenden Fotografinnen und Fotografen ins Bild setzen. In den Anfängen wurden deren Namen oft nicht überliefert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts dagegen sind die Urheber von immer mehr Bildern bekannt. Hermann Hesse liess sich von Albert Renger-Patzsch fotografieren, General Guisan von Albert Teichmann, Ferdinand Hodler von Fred Boissonnas und Paul Bonzon.
Von Paul Bonzon besitzt die Graphische Sammlung ein exquisites Konvolut qualitätvoller Karbondrucke aus den Jahren 1916/17. Die umfangreiche Serie von Westschweizer Persönlichkeiten wurde eigens für die Schweizerische Landesbibliothek konzipiert und wird der Öffentlichkeit anlässlich dieser Ausstellung erstmals präsentiert.
Heute ist die Fotografie eine anerkannte Kunstform. Die Zeitgenossen in der Ausstellung wurden zum Grossteil exklusiv für die Graphische Sammlung von neun künstlerisch ambitionierten Vertretern der Schweizer Fotoszene portraitiert: Kardinal Henri Schwery und Spitzenköchin Irma Dütsch von Laurence Bonvin, Marlyse Pietri und Bronislaw Baczko von Claire Cuti, Tita Carloni und Flora Ruchat von Gian Paolo Minelli, Daniel Schmid und Peter Zumthor von Florio Puenter, Johannes Gachnang und Ulrich Loock von Marco Schibig, Meret Matter und Marco Morelli von Giro Annen, Pipilotti Rist, Pierre Arnold und Rolf M. Zinkernagel von Christian Scholz, Bice Curiger und Christoph Vitali von Nicole Zachmann, Michael Gnädinger und Christoph Keckeis von Andri Pol.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1895 besitzt die Schweizerische Landesbibliothek Fotoportraits von Schweizer Persönlichkeiten, seit 1917 werden sie gezielt gesammelt. Als Prinzip galt, bedeutende und bemerkenswerte Schweizer/innen für die folgenden Generationen festzuhalten. Mehrheitlich besitzen die historischen Porträts offiziellen Charakter. Erst in jüngerer Zeit bricht sich eine individuellere (Selbst-)Darstellung Bahn. Die Portraitsammlung liefert einen massgeblichen Beitrag zur Bewahrung des nationalen Bild- bzw. Fotogedächtnisses der Schweiz.
Vom General zum Glamour Girl Ein Portrait der Schweiz 10. Juni 18. September 2005 Schweizerische Landesbibliothek, Hallwylstrasse 15, Bern
Öffnungszeiten: Mo Fr 9 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr, Sa 9 - 16 Uhr, So und 1.8. 11-17 Uhr Öffentliche Führungen auf Deutsch Sonntag 11.30 Uhr (keine öffentlichen Führungen während der Berner Schulferien vom 2. Juli 14. August)
Kuratorinnen: Susanne Bieri, Mechthild Heuser Gestaltung: Vaclav Pozarek
Publikation: Susanne Bieri, Mechthild Heuser (ed.): Vom General zum Glamour Girl Ein Portrait der Schweiz, Schwabe Verlag, Basel, 2005. 256 Seiten, 214 Abbildungen, Fr. 58.
www.snl.ch/ausstellungen
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Susanne Bieri, Tel. 031 322 89 59, susanne.bieri@slb.admin.ch Mechthild Heuser, Tel. 031 325 05 07, mechthild.heuser@slb.admin.ch