KPMG-Studie: Europäische Hersteller sollen aus amerikanischen Erfahrungen lernen - Unsichere Zukunft der Automobilindustrie in den USA
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Zürich (ots)
- Hinweis: Die Studie in Englisch kann im pdf-Format unter http://www.presseportal.ch/de/story.htx?firmaid=100001147 kostenlos heruntergeladen werden -
Angesicht der unsicheren Zukunft der Automobilindustrie in den USA sind die europäischen Automobilhersteller gut beraten, aus den Herausforderungen zu lernen, vor denen die amerikanischen Firmen zur Zeit stehen. Dies geht aus einer Studie hervor, die KPMG International heute veröffentlicht hat.
Nach dieser neuesten Untersuchung, die von KPMG alljährlich durchgeführt wird, steht die Automobilindustrie in den USA vor der grossen Herausforderung, ihre hausgemachten Probleme zu lösen und ihre Wettbewerbsfähigkeit und Produkteffizienz zu verbessern, unter dem Wettbewerbsdruck der asiatischen Marken, der täglich zunimmt.
Die Frage, ob die US-Hersteller in den nächsten fünf Jahren effizienter und wettbewerbsfähiger werden können, beantworteten lediglich 32 Prozent der Befragten positiv. Vor vier Jahren lag dieser Wert bei einer ähnlichen Befragung von KPMG noch bei stolzen 56 Prozent.
KPMG führt diese jährliche Untersuchung zum sechsten Mal durch. Dabei werden 140 Entscheidungsträger in der Automobilindustrie weltweit zu den Problemen befragt, vor denen ihre Branche steht.
Die Ergebnisse kommentiert Roger Neininger, Partner KPMG Schweiz, wie folgt: "Die Herausforderungen, vor denen die amerikanischen Hersteller stehen, sollten von den europäischen Herstellern als Weckruf verstanden werden. Der unaufhaltsame Aufstieg der asiatischen Marken erhält durch die aufstrebenden Hersteller aus Südkorea und China zusätzlichen Auftrieb, da diese den Aufwärtstrend der japanischen Automobilmarken noch verstärken. Europa ist ein hochattraktiver Markt für die vorhandenen und aufstrebenden asiatischen Marken, und die europäischen Automobilhersteller müssen daher sicherstellen, dass sie sich gegenüber dieser Situation besser aufstellen als dies den amerikanischen Firmen bisher gelungen ist."
"Wenn die chinesischen und südkoreanischen Automobilmarken die europäische Karte spielen, müssen die europäischen OEM-Hersteller (Original Equipment Manufacturers) darauf vorbereitet sein. Sie müssen in neue Technologien investieren, sich an der vordersten Front der Innovation bewegen und flexibel und effizient sein. Sie müssen ganz einfach ein starkes Produkt vorweisen können, das in einer globalen Branche erfolgreich sein kann."
"Seit mehreren Jahren unterstreicht diese Studie den Trend, dass asiatische Marken ihre Marktanteile ausweiten, besonders auf Kosten der amerikanischen Automobilhersteller. Es scheint mittlerweile ein grösseres Bewusstsein für die Gefahren, vor denen dieser Industriesektor steht, und für den Bedarf an erheblichen Strukturveränderungen vorhanden zu sein. Realistisch betrachtet stehen diese Hersteller vor einem Zeitfenster von vier bis fünf Jahren zur Änderung dieser Entwicklung."
Die Gründe für die Bedenken innerhalb der Branche liegen auf der Hand. Auf die Frage nach der Rentabilität in den nächsten fünf Jahren lautete die häufigste Einzelantwort (35 Prozent), dass diese "schwankend und unvorhersehbar" sein würde, gefolgt von der Meinung "allgemein abnehmend", die von 28 Prozent geäussert wurde. Diese Sorgen um die Rentabilität gehen einher mit der wachsenden Erkenntnis, dass die Branche ein Problem mit Überkapazitäten hat. Die sich daraus ergebende Überproduktion hat zu einer Kultur der Kaufanreize geführt, besonders in Nordamerika, so dass die Gewinnspannen ständig abnehmen. Jetzt besteht die vorrangige Aufgabe darin, das Gleichgewicht bei Angebot und Nachfrage wieder herzustellen, und das ist nur durch weitgehende Neustrukturierung möglich.
Die diesjährige Untersuchung betont erneut das Wachstum der asiatischen Marken, wobei 88 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass diese sich weitere Marktanteil erobern werden. Das Vertrauen in europäische Marken erreicht bestenfalls einen Mittelwert, wobei 34 Prozent mit einer Steigerung und 28 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Den nordamerikanischen Marken stehen jedoch harte Zeiten bevor: nur 19 Prozent erwarten ein Wachstum, während 58 Prozent von Verschlechterungen ausgehen.
Auf die Frage, welche Marken ihren Marktanteil wahrscheinlich ausweiten könnten, erhielten südkoreanische und chinesische Hersteller fast 80 Prozent positive Einschätzungen. KPMG vertritt die Auffassung, dass der Angriff auf die europäischen Märkte in den nächsten fünf Jahren fortgesetzt wird, und zwar besonders durch diese aufstrebenden Marken. Sie stehen zwar vor Problemen wie Markenablehnung, Händlerunterstützung, Image und Qualität, werden sich aber, sofern sie diese beseitigen können, auf den relativ günstigeren osteuropäischen Märkten durchsetzen können, weil das Preisbewusstsein sich dort gegen die Markentreue durchsetzen kann und die Bedingungen im Bereich Vertriebsnetze für alle Akteure eher gleich sind.
Roger Neininger erklärt weiter: "Bei der Auswertung der Kernfaktoren, die zum Verlust von Marktanteilen bei den US-Marken geführt haben, sollten europäische OEM-Hersteller zwei zentrale Bereiche besonders beachten. Erstens haben die amerikanischen OEM-Hersteller Produkte gezielt für den Markt in den USA und Kanada entwickelt, weil sie der Meinung waren, dass es nur sehr wenige natürliche Exportmärkte gäbe. Irgendwann haben die US-Kunden jedoch den globalen Markt entdeckt, sich für Modelle interessiert, die von Herstellern ausserhalb der USA produziert wurden, und sich von den einheimischen Produzenten abgewandt. Zweitens wurden die amerikanischen OEM-Hersteller durch die steigenden Ölpreise genau dort getroffen, wo es am schmerzhaftesten ist, nämlich im rentablen SUV-Sektor. Dieser Sektor entwickelt sich rückläufig, so dass der rentabelste Aktivposten der Branche verschwindet. Dadurch werden auch die Probleme sichtbar, die sich durch eine so extreme Abhängigkeit von der Rentabilität eines einzigen Sektors ergeben."
"Auch an anderen Stellen der Umfrage finden sich zahlreiche Anzeichen für Pessimismus in Bezug auf die zukünftigen Aussichten der Branche. Vielleicht liegt es an den noch frischen Erinnerungen an die hochkarätigen Insolvenzen von Firmen wie Delphi und Collins & Aikman, dass 76 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass ein grösserer OEM-Hersteller oder -Zulieferer in den nächsten Jahren Schiffbruch erleiden wird. Dieser Wert erreicht bei den Befragten aus Nordamerika sogar 82 Prozent, so dass die Schlussfolgerung nahe liegt, dass die Serie der Insolvenzen noch lange nicht beendet ist."
Ausführlichere Ergebnisse zur Studie "2006 KPMG Global Auto Executive Survey" sind auf Englisch unter www.kpmg.ch downloadbar.
KPMG International ist ein weltweit führender Verbund von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und beschäftigt rund 94'000 Mitarbeiter in 148 Länder. Die Tätigkeiten von KPMG Schweiz sind in der KPMG Holding (dem Schweizer Mitglied von KPMG International) zusammengefasst. Unter diesem Dach beschäftigt KPMG in der Schweiz rund 1'350 Mitarbeitende an dreizehn Standorten. Im Geschäftsjahr 2004 erzielte KPMG Schweiz einen Umsatz von 342.1 Millionen Franken.
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