KPMG-Studie: Internationale Standortentscheidungen als Risikofaktor für Automobilzulieferer
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Zürich (ots)
- Hinweis: Die vollständige Studie kann im pdf-Format unter http://www.presseportal.ch/de/story.htx?firmaid=100001147 kostenlos heruntergeladen werden -
Trotz der beträchtlichen Gefahren für das geschäftliche Wohlergehen, die sich aus einer missglückten Standortwahl ergeben können, schenken die Automobilzulieferer ihren internationalen Standortentscheidungen zu wenig Beachtung.
Die Automobilhersteller üben nach wie vor erheblichen Einfluss auf die Standortentscheidungen vieler Zulieferer aus, sodass diese oftmals Risiken eingehen, die ihr Geschäft langfristig beeinträchtigen können.
Eine Studie von KPMG International zeigt, dass nur einer von sechs Zulieferern (16 Prozent) einen Experten beauftragt, um die Chancen und Risiken einer bevorstehenden Standortentscheidung zu ermitteln.
Die Unternehmen eröffnen nicht nur neue Werke auf der ganzen Welt, sondern sehen sich auch immer wieder gezwungen, nicht mehr benötigte Standorte aufzugeben. Ausserdem sind die meisten Unternehmen kaum für die schwierige Aufgabe in Verbindung mit der Stilllegung eines Werks gerüstet, obwohl fast die Hälfte der befragten Firmen angab, in den letzten fünf Jahren bereits einen Standort geschlossen zu haben.
In einem Kommentar meinte Giulio De Lucia, Head Corporate Restructuring, KPMG Schweiz: "Investitionen in neue Standorte sind immer mit Risiken verbunden, insbesondere für mittelgrosse Unternehmen, bei denen sich ein Fehlentscheid negativ auf das Abschneiden des gesamten Unternehmens auswirken kann. Der Zeit- und Kostenaufwand für die Gründung eines neuen Werks im Ausland wird immer wieder unterschätzt, während die Zahl der Standortschliessungen ständig zunimmt. Wer diese beiden Faktoren zusammen betrachtet, gelangt zu dem Schluss, dass die Zulieferer diesem Bereich unbedingt mehr Aufmerksamkeit schenken sollten."
Die meisten Automobilzulieferer sind den Herstellern in den letzten zehn Jahren ins Ausland gefolgt, und die Zahl der internationalen Produktionsstätten hat stetig zugenommen. Dennoch verfügen nur die wenigsten Unternehmen heute über eine gut funktionierende lokale Managementstruktur. Viele Unternehmen würden darauf mit dem Argument antworten, dass sie sich ganz einfach nach den Erwartungen ihrer Kunden unter den wichtigsten Fahrzeugherstellern richten. Stattdessen sollten sie sich jedoch die Frage stellen, ob sich ein solches Entgegenkommen langfristig überhaupt auszahlt.
Auf die Frage nach dem Einfluss der Automobilhersteller auf ihre Standortentscheidungen antworteten 60 Prozent der Zulieferer mit "hoch" oder "sehr hoch". Die Hersteller erwarten von ihren Zulieferern heute, dass sie zumindest in den Schlüsselmärkten Nordamerika, Asien und Europa vertreten sind. In der Vergangenheit drängten zudem viele Hersteller ihre Zulieferer dazu, sich in unmittelbarer Nähe ihres Standorts niederzulassen. Wie aus der KPMG Studie hervorgeht, hat dieser Druck in den letzten Jahren leicht abgenommen, sodass die Zulieferer bei ihren Standortentscheidungen mehr Spielraum geniessen. Dennoch sehen sie sich weiterhin dem indirekten Druck der Hersteller ausgesetzt, die immer neue Kostensenkungen fordern und somit die Zulieferer zwingen, möglichst schnell Betriebe in Ländern mit niedrigen Produktionskosten hochzuziehen.
Giulio De Lucia meinte weiter: "Es sollte daran erinnert werden, dass Investitionen in ausländische Standorte für die Automobilzulieferer ein relativ neues Phänomen darstellen. Im Zuge der Globalisierung wurden die Zulieferer sozusagen ins kalte Wasser geworfen und sahen sich zu einer markanten geschäftlichen Expansion gezwungen, um mit ihren Kunden Schritt zu halten. Unternehmen, deren Geschäft sich noch vor zehn Jahren auf ein oder zwei europäische Länder beschränkte, hatten plötzlich zehn und mehr Werke auf der ganzen Welt."
Angesichts dieser rasanten Expansion ist es vielleicht verständlich, dass nicht alle Unternehmen über geeignete Prozesse verfügen, um mit den Risiken, die solchen Standortentscheidungen innewohnen, umzugehen und ihr Standortnetz zu koordinieren. Trotzdem stimmt es bedenklich, dass in diesem Bereich noch kein Best-Practice-Konzept entwickelt worden ist. Die durchschnittliche Lebensdauer solcher Fabriken nimmt ständig ab, sodass sich die Unternehmen immer häufiger mit strategischen Entscheidungen wie diesen konfrontiert sehen. Aber sie tun dies, ohne dazu eigene interne Planungsprozesse ausgearbeitet zu haben. Wenn man die Risiken, die logistischen Probleme und die steigenden Kosten - sowohl bei der Gründung als auch bei der Schliessung von Werken - bedenkt, erscheint ein solches Vorgehen kurzsichtig und sehr riskant.
Ausführlichere Ergebnisse zur Umfrage "Global Location Management in the Automotive Supplier Industry" (in Englisch) sind unter www.kpmg.ch downloadbar.
KPMG International ist ein weltweit führender Verbund von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und beschäftigt rund 94'000 Mitarbeiter in 148 Länder. Die Tätigkeiten von KPMG Schweiz sind in der KPMG Holding (dem Schweizer Mitglied von KPMG International) zusammengefasst. Unter diesem Dach beschäftigt KPMG in der Schweiz rund 1'364 Mitarbeitende an dreizehn Standorten. Im Geschäftsjahr 2005 erzielte KPMG Schweiz einen Umsatz von 367 Millionen Franken, was einem Wachstum von 12.9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.kpmg.ch.
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