Der kürzlich verstorbene Schriftsteller Douglas Adams hat im Gespräch mit der ZEIT, davon geträumt, "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse mit der Technologie des Internets zu realisieren
Hamburg (ots)
Douglas Adams, Autor der berühmten Science-Fiction-Trilogie "Per Anhalter durch die Galaxis", am 12. Mai 2001 im kalifornischen Santa Barbara im Alter von 49 Jahren gestorben, hat in neuen Ausgabe Wochenzeitung DIE ZEIT für das LEBEN davon geträumt, "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse mit der Technologie des Internets zu realiseren.
Adams: "Es ist ein Spiel, in dem nicht Spieler die Hauptrolle spielen wie beim Schach und anderen Kriegsspielen; bei dem es nicht um Punkte geht, sondern um Ideen, Musikausschnitte, Informationen, Erfahrungen, Gedichte, Literatur. Jedes Mal, wenn ich mir den Kopf darüber zerbreche, stolpere ich und finde keine Lösung, wie man es umsetzen könnte. Aber ich bin sicher, dass mir irgendwann nachts eine Antwort einfällt. Das heisst, die passende Technologie." Er würde gerne mit Personen, die er bewundert, dieses Spiel spielen - "Ich möchte auf jeden Fall mit dem Mann, spielen, den ich für den grössten Denker unserer Welt halte - Johann Sebastian Bach." Weiter hält Adams Danny Hillis, Richard Dawkins und seine Frau Lalla, Stephen Fry, Fiorella Terenzi; Sigourney Weaver; Martina Navrátilová, Lucy Parker; Sue Freestone; Nick Webb, Laurie Anderson und P.G. Woodhouse für intelligent genug, mit ihm zu spielen.
"Jeder Spieler besitzt übrigens ein Gerät, mit dem alle miteinander kommunizieren können, egal, ob wir am gleichen Ort sind oder ob einer sich in der Wüste aufhält, im Louvre, in einer Raketen-Lounge am Cape Canaveral, im Hotel Adlon in Berlin oder bei den Aborigines am Ayers Rock ... Das Gerät speichert und verarbeitet alle persönlichen Daten, lernt dadurch mehr und mehr Zusammenhänge und wird schliesslich eine immer grössere Hilfe. Das Prinzip des kleinen Supercomputers ist: Eine Information allein ist nicht viel wert, aber sobald sie sich mit einer anderen verknüpft, wird sie relevant."
Das Gerät von dem Adams spricht, würde die Idee der Welt zu einem kleinen Dorf werden lassen. "Noch befinden wir uns auf einem riesigen Globus mit Milliarden von Menschen, die sich vertrauen. Weil wollen Datenschutz weil wir denken, es gibt etwas, wovor wir uns schützen müssen ... In der chinesischen Sprache und Schrift zum Beispiel gibt es kein Wort für Privatsphäre. In China lebt man auf engstem Raum und ist immer mit anderen Menschen zusammen, bei fast allem, was man tut. Unsere Idee von Privatsphäre ist ein kulturelles Artefakt und nicht notwendigerweise etwas Natürliches."
Douglas Adams weiter: "Wir haben gelernt, verschlossen zu sein. Die Mittel, die zur Bewältigung von Kommunikation nötig waren, haben unsere Offenheit zerstört. Leute halten Technologie für etwas Unmenschliches. Weil sie ein Jahrhundert erlebt haben, in dem Technologie sie von natürlicher Interaktion entfernt hat. Die Technologie, die wir heute mit uns herumschleppen, erlaubt es aber, Information miteinander zu teilen und eine Riesenmenge bisher privater Dinge verfügbar zu machen. Sie ermöglicht, dass wir viele Leute sehen und kennen lernen, anstatt in eine Menge feindseliger Gesichter zu schauen, vor denen wir uns schützen müssen."
Douglas Adam weiter: "Da wir, ausgestattet mit den unseren kleinen Kommunikations-Geräten von unterschiedlichen Orten angereist kommen, treffen wir uns in einer kleinen Flughafenbar. In Albuquerque, New Mexico. Mein Lieblingsflughafen, aus Holz und in mexikanischen Farben gestrichen ... Ich kenne da ein Restaurant, das fantastisches Guacamole und ausgezeichnete Margeritas serviert. Wir werden dort so viele Margeritas trinken, das sich am nächsten Morgen keiner von uns an etwas erinnern kann.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 22/2001 mit Erstverkaufstag am Mittwoch, 23. Mai 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textess kann angefordert werden.
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